Der Albtraum von Spa findet am Sonntag doch noch ein versöhnliches Ende. Mit einem siebten Platz reist Lewis Hamilton am Ende zufrieden aus Belgien ab, nachdem das Wochenende in den Qualifyings so desaströs begonnen hatte. Im Rennen lief dann aber alles rund. Hamilton und Ferrari meistern Hürden, die sie sich vor dem Wochenende selbst aufgebürdet hatten.

Am Samstagabend war Hamilton noch am Boden gewesen. Schon am Freitag hatte er sich im Sprint-Qualifying gedreht, am Samstag im Qualifying die Track Limits überfahren. Beide Male flog er in Q1 raus. Am Abend entschuldigte er sich beim Team, dann ging es darum, für das Rennen irgendetwas anders zu machen. Mit einem großen Umbau entschieden er und sein Team auf Regen-Risiko.

Eigentlich hatte Ferrari das ganze Wochenende bei der Formel 1 in Spa mit einem Low-Downforce-Paket durchfahren wollen. Weil Hamilton nichts mehr zu verlieren hatte, wurden bei ihm die Parc-ferme-Siegel gebrochen. Ein Boxengassen-Start war die Folge. Dafür bekam er zum einen ein für Regen besseres High-Downforce-Paket, zum anderen wurde das Aufhängungs-Setup weiter verbessert.

Lewis Hamilton tauscht Ingenieur in Spa aus - und bekommt Probleme

Das war das ganze Wochenende ein großes Problem für Hamilton gewesen. Zum einen hatte Ferrari in Spa eine neue Hinterachse dabei. Zum anderen erhielt Hamilton eine weitere kleine (nicht näher definierte) Änderung, mit der Charles Leclerc schon seit Kanada mehrmals gefahren war. Hamilton aber nicht. Für ihn fühlte sich das Auto daher am Freitag mit diesen zwei Änderungen völlig ungewohnt an.

Daran machte er schon seinen desaströsen Sprint-Qualifying-Dreher fest. Das Problem in den Griff zu bekommen erwies sich als unverhältnismäßig schwierig, denn noch ein Faktor kam hinzu: "Ich habe auch Ingenieure getauscht, da kamen wir beide ins Schwimmen."

Hier geht es nicht um Hamiltons bekannten Renningenieur Riccardo Adami, sondern dem Vernehmen nach um einen Performance-Ingenieur. Performance-Ingenieure sind quasi unter dem Renningenieur angesiedelt und helfen vor allem bei spezifischer Setup-Arbeit. "Ingenieure mitten in der Saison zu tauschen ist nicht leicht", hält Hamilton fest.

Zwar war der Neuzugang jemand, den Hamilton schon aus Mercedes-Zeiten kannte: "Aber nicht in dieser Position. Wir mussten uns aneinander gewöhnen, und sehr schnell lernen. Die Änderungen [an der Aufhängung], die wir hatten, die haben uns beide kalt erwischt."

Am Samstagabend fanden Hamilton und seine Ingenieurs-Mannschaft endlich Antworten. Dafür Parc ferme zu brechen und beim Safety-Car-Start dann effektiv von Platz 18 loszufahren war es wert: "Das Auto war heute so viel besser zu fahren. Ich hatte richtig viel Spaß dabei, mich wieder durch das Feld zu kämpfen!"

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Hamilton zeigt im Spa-Regen mit besserem Setup groß auf

Mit dem Regen-Setup pflügte Hamilton in der nassen Startphase durch das Feld, überholte in sechs Runden fünf Autos und setzte dann in Runde 11 auf Platz 13 liegend den perfekten Boxenstopp zum Wechsel auf Slicks: "Darin war ich nicht immer der Beste. Im letzten Rennen war ich vielleicht eine Runde zu früh dran. Heute war es perfekt. Eine Runde früher wäre vielleicht auch möglich gewesen."

Der Großteil des Feldes stoppte in den folgenden zwei Runden. Zu spät, um Hamilton aufzuhalten, der sich so auf den siebten Platz vorkatapultierte. Nun hatte er alles getan, was er tun hatte können. Die Strecke war trocken, jetzt war sein High-Downforce-Setup nutzlos. Bis ins Ziel steckte er hinter dem mit deutlich weniger Flügel fahrenden Williams von Alex Albon fest und war zwar in der Theorie schneller, konnte ihn mangels Topspeed aber nicht überholen.

Ferrari-Pilot Lewis Hamilton überholt Liam Lawson im Racing Bull
Hamilton sorgte im Nassen für einige Überholmanöver, Foto: Getty Images / Red Bull Content Pool

Trotzdem war die High-Downforce-Wahl für Ferrari richtig. Sie ermöglichte es Hamilton schließlich, vor dem Stopp im Nassen schon fünf Plätze zu gewinnen und damit den Grundstein für das Ergebnis zu legen. Für Hamilton ist die Tatsache, dass es so gut lief, von immenser Bedeutung. Erst beim vorangegangenen Rennen in Silverstone war er etwa im Nassen am Handling des Ferrari verzweifelt.

"Jetzt werden wir nur stärker und stärker werden", prognostiziert Hamilton. "Ich fühle mich zuversichtlich, was die Zukunft angeht. Heute habe ich mehr über das Auto gelernt, habe Feintuning betrieben, und für die nächste Woche werde ich es besser abstimmen. Am Mittwoch bin ich auch n der Fabrik. Ich sehe keinen Grund, warum wir nicht bald ein besseres Ergebnis holen sollten."

In Spa hätte Hamilton wohl nur eines zu mehr als P7 helfen können: Ein früherer Start. Mit seinem Regen-Setup zählt Hamilton wenig überraschend zu den wenigen, die nicht verstehen, warum das Rennen so lange verschoben wurde. Die Kritik von ihm und von Max Verstappen gibt es hier: