Die Formel 1 geht am nächsten Wochenende in den Japan-GP. In den ersten beiden Rennen sparte die Königsklasse nicht mit kleinen und größeren Überraschungen und Enttäuschungen. Motorsport-Magazin.com zieht ein erstes Fazit über die positiven und negativen Ausreißer des Saisonstarts. Dabei steht vor allem ein Team im Fokus und überrascht sogar dreifach.
Alex Albon: Nix da mit Nummer-2-Rolle
Nicht wenige rechneten vor dem Beginn der Formel-1-Saison damit, dass Alex Albon in jenem Team, das er seit Jahren im Alleingang getragen hatte, bald in den Schatten gestellt werden würde. Genau genommen, war es bereits geschehen. Denn bei den F1-Testfahrten in Bahrain sorgte Carlos Sainz für Fabelzeiten im Williams und schien sich umgehend an sein neues Team und seinen neuen Boliden gewöhnt zu haben.
Doch kaum ging es ab dem Australien-GP in der Formel 1 tatsächlich um Startplätze und Punkte, war Alex Albon dann doch wieder die Nummer 1 in Grove. Seitdem war der Thailänder ein Dauergast in Q3 (bzw. SQ3) und führte regelmäßig das Mittelfeld an. Passenderweise nimmt er diese Rolle auch in der Fahrer-WM ein. Von den 17 Punkten, die Williams bislang in diesem Jahr eingefahren hat, gehen 16 auf sein Konto.
Liam Lawson: Red-Bull-Cockpit, ade
Gerade einmal zwei Rennen hat es gedauert, bis das Experiment Liam Lawson bei Red Bull wieder beendet ist. Dass der Neuseeländer neben Max Verstappen einen schlechten Stand haben würde, war von Anfang an klar. Doch mit dem exorbitanten Rückstand im direkten Teamduell rechneten wohl die wenigsten.
Fast neun Zehntelsekunden verlor Lawson im direkten Q1-Vergleich der bisherigen drei Qualifying-Sessions im Durchschnitt auf seinen Teamkollegen. Eine Differenz, die auch noch dadurch geschönt wird, dass Verstappen etwa in China nur einen Versuch in Q1 benötigte, Lawson deren drei. Auch im Rennen enttäuschte Lawson: In Australien crashte er weit abseits der Punkte aus dem Grand Prix, in China ließ er zweimal eine Aufholjagd vermissen. Bei den Racing Bulls hat der Rookie nun die Chance, sich zu rehabilitieren.
Lance Stroll: Bester Saisonstart seiner Formel-1-Karriere
Lance Stroll geht 2025 in seine mittlerweile neunte Formel-1-Saison. So gut wie in diesem Jahr startete er aber noch nie in die Meisterschaft. Vor allem die Lücke zwischen ihm und Fernando Alonso, der immer noch bei null Punkten steht, ist überraschend (mehr zu dem Asturier später). Stroll hingegen konnte schon zehn Zähler sammeln.
In Australien war er zwar der langsamere der beiden Aston-Martin-Piloten, konnte sein Auto unter äußerst widrigen Bedingungen aber auf eine sechste Position steuern, in China heizte er dem Doppelweltmeister erneut ein und konnte mit einem langen Hard-Stint am Anfang und dank der Disqualifikationen der beiden Ferraris zwei weitere Punkte mitnehmen. Wirklich große Fehler leistete sich Stroll 2025 noch keine, dafür ist er aber performance-mäßig bislang etwa auf Augenhöhe mit Alonso.
Fernando Alonso: Offiziell abgemeldet
in der offiziellen Wertung der Formel-1-WM 2025 ist Fernando Alonso nach zwei Rennen noch gar nicht gelistet - zumindest nicht mit einer offiziellen WM-Position. Denn der Spanier hat bislang nur im Sprint die Zielflagge gesehen, auf ein Rennergebnis wartet er noch. Dafür kann er nur zur Hälfte etwas: In Australien verunfallte er im Regen selbstverschuldet, eine Woche später stoppte ihn in China schon nach vier Runden ein Bremsdefekt.
Schlechter hätte die F1-Saison für den zweifachen Weltmeister kaum beginnen können. Was ihm aber auch Sorgen bereiten kann, ist der Umstand, dass er das teaminterne Duell nicht mehr so locker anführt, wie in der Vergangenheit. Im direkten Vergleich liegt er derzeit auch im Qualifying hinter dem noch bis 2024 klar unterlegenen Stroll zurück. Wird der 43-Jährige nun doch von seinem Alter eingeholt?
Formel 1 Tabelle: F1 WM Stand 2025
George Russell: Teamleader-Rolle erfüllt
Ist er überhaupt ein Ausreißer? Denn George Russell hat schon 2024 in der Formel 1 beeindruckende Rennen hingelegt und Lewis Hamilton im direkten Teamduell das Fürchten gelehrt. 2025 übernahm er an der Seite von Andrea Kimi Antonelli erstmals die Rolle als Teamleader bei Mercedes und bisher erledigt er diese mit Bravour. Sowohl in Australien als auch in China holte er mit je einem dritten Platz das Maximum aus seinem Boliden heraus.
Genauso wie im Rennen ist er auch im Qualifying die unangefochtene Nummer 1 in Brackley. Bisher haben die Befürchtungen, dass Mercedes-Superrookie Antonelli ihm das Leben schwer machen könnte, nicht gefruchtet. Doch die F1-Saison ist noch lang und Russell kann sich nicht auf seinen Lorbeeren der ersten Rennen ausruhen. Aber zumindest der Start hätte kaum besser verlaufen können.
Ferrari: Von WM-Reife weit entfernt
Ferrari wurde vor Beginn der Formel-1-Saison als potenziell größter Widersacher von McLaren in diesem Jahr gehandelt - vor allem in der Konstrukteurs-WM. Nachdem sich die beiden Traditionsteams auch schon 2025 um den Titel duelliert hatten und über die wohl besten und ausgeglichensten Fahrerpaarungen verfügen, eine logische Schlussfolgerung. Und dem ersten Bild nach scheinen die Roten in diesem Jahr auch die Nummer 2 zu sein. Nur abgesehen von einem Sprint mit dem umjubelten ersten Ferrari-Sieg von Lewis Hamilton machte Ferrari daraus noch nichts.

In Australien verwarf man durch eine zu späte Reaktion auf den Regen wertvolle Punkte, in China verkalkulierten sich die Roten an zwei verschiedenen Stellschrauben und wurden mit Disqualifikationen bestraft. Ohnehin lief auch auf dem Weg zu P5 und P6 vieles nicht glatt. Durch eine Berührung am Start mit Lewis Hamilton ging der Frontflügel von Charles Leclerc zu Bruch, der Brite selbst hatte sich vor dem Rennen am Setup verzockt. Im Qualifying weist der SF-25 zudem eine Schwachstelle auf. 61 Punkte Rückstand nach zwei Wochenenden sind schon eine Hausnummer für das zweitbeste Team im Feld.
Williams: Mittelfeld-Leader dank Alex Albon
Diese Trendwende kündigte sich bereits bei den Testfahrten an: Carlos Sainz und Alex Albon sitzen 2025 im womöglich besten Mittelfeld-Auto des Feldes. Obwohl je nach Rennen viel Volatilität im Verfolgerfeld der Formel 1 steckt, zeichnet sich dieser Trend schon ab. Denn (zumindest mit einem Auto) konnte Williams bisher an jedem Rennwochenende in den vorderen Mittelfeld-Positionen mitmischen, und zwar egal ob im trockenen Melbourne-Qualifying, als auch im verregneten Albert-Park-Rennen oder auf dem neu asphaltierten Shanghai International Circuit. Die einzige Schwachstelle ist bisher noch Carlos Sainz.
Carlos Sainz: Williams-Schwachstelle anstatt Erfolgsgarant
Wir haben schon im Zusammenhang mit Alex Albon erwähnt: 17 Punkte hat Williams bisher geholt, 16 davon durch Albon. Und der einzige Punkt, den Carlos Sainz sammeln konnte, kam aufgrund der Disqualifikationen in China zustande. Der ehemalige Ferrari-Pilot erklärt seine bisherigen Leistungen damit, dass er sich noch nicht auf sein neues Auto eingestellt hat. "Ich bin etwas gewöhnt, das momentan im Qualifying nicht funktioniert", lamentierte er in China.
Sainz ist sich jedoch sicher, dass das nur ein temporäres Phänomen ist. So war es zumindest in der Vergangenheit. "Das ist mir jedes Mal passiert, wenn ich Teams gewechselt habe", gibt er sich unbesorgt. Auf Dauer wird er liefen müssen, wenn Williams seinen Platz an der Mittelfeld-Spitze verteidigen will.
Racing Bulls: Schnell, aber…
Die Racing Bulls passen irgendwie gleichzeitig in beide Kategorien. Das kleine Red-Bull-Team hat seit dem Saisonstart in Australien die geringen Erwartungen, die nach den eher mauen Testfahrten in Bahrain auf ihnen lasteten, um Welten übertroffen. Derzeit scheinen sie gemessen an der Pace die schärfsten Konkurrenten von Williams im Kampf um den Spitzenplatz im Mittelfeld zu sein.
Wohlgemerkt nur anhand der Pace. Denn in der WM-Wertung lässt sich davon noch nichts beobachten. Mickrige drei Punkte, eingefahren durch Yuki Tsunoda im Formel-1-Sprint in China, stehen derzeit zu Buche. Dabei hätte das Team bei beiden Grands Prix groß abräumen können, wenn nicht sogar müssen. Doch strategische Fehlentscheidungen brachten das Fahrerduo in China und Tsunoda in Australien jeweils um die faire Belohnung ihrer guten Fahrerleistungen. Einmal war es der Regen, einmal die unerwartet ausdauernde C2-Performance.
Alpine: Es steht immer noch die Null
Alpine schien eine der positiven Überraschungen des Winters zu sein. Bei den Testfahrten der Formel 1 reihten sich die Franzosen weit vorne im Mittelfeld sein. Doch vollkommen konträr zu den Racing Bulls war die Pace dann seit dem Saisonstart schon nicht mehr so beeindruckend. In Australien schaffte es Pierre Gasly im Chaos immerhin noch auf eine Punkteposition, die er dann aufgrund eines Fahrfehlers liegen ließ.
In China war von Alpine schon gar nichts mehr zu sehen. Das Team aus Enstone war eine jener Mannschaften, die aufgrund der Test-Verschärfung der FIA ihre Heckflügel hatten umbauen müssen. Wie sehr das dafür verantwortlich ist, dass der A525 in Shanghai zweimal am Q2-Einzug scheiterte und im Rennen keine Rolle spielte, lässt sich nicht eruieren. Dass man sich gleichzeitig in Shanghai auch noch beim Gewicht verkalkulierte und somit auch nach dem Ferrari-Ausschluss keine Punkte erben konnte, war doppelt bitter. Einzige positive Überraschung bisher: Die Pace von Jack Doohan, die beinahe ebenbürtig mit jener von Gasly ist. Noch gelang ihm aber kein sauberes Rennen: In Australien crashte Doohan, in China sammelte er zweimal Strafen.
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