Dieses Rennen hat die Formel 1 gebraucht! Der Kanada-GP hatte wirklich alles: Wechselhaftes Wetter, Strategiepoker, Safety-Cars und einen Kampf um den Sieg mit phasenweise fünf Autos. Während die Königsklasse selbst als klarer Gewinner aus diesem Spektakel hervorgeht, haben sich einige der Teilnehmer ordentlich blamiert. Motorsport-Magazin.com blickt auf die Gewinner und Verlierer eines denkwürdigen Grand Prix.

Verlierer: Ferrari

"Von Anfang an ging alles schief. Ich hoffe mal, dass wir den gesamten Mist der Saison auf einem Wochenende abgeladen haben." Besser als Ferrari-Teamchef Fred Vasseur kann man das Wochenende der Scuderia wohl kaum zusammenfassen. Wir zählen trotzdem noch einmal auf: Doppelaus in Q2, Motorenproblem bei Leclerc, gescheiterter Slick-Poker bei Leclerc, Aufgabe von Leclerc, Dreher von Carlos Sainz und letztlich die Aufgabe des Spaniers. Und da haben wir noch gar nicht erwähnt, dass auch die Pace im Rennen nicht gut war. Erstmals seit Baku 2022 keine Punkte: Aus dem Monaco-Triumph wurde ein Montreal-Desaster.

Gewinner: Max Verstappen

Dass Max Verstappen gewinnt, ist nichts Neues. Dass er um seine Siege hart kämpfen muss, ist es seit ein paar Rennen aber sehr wohl. Und der Weltmeister bewies in Montreal eindrucksvoll, warum er diesen Titel seit drei Jahren trägt. Der Red Bull war viel besser als in Monaco, aber nicht besser als der McLaren oder der Mercedes. Eine fast fehlerlose Vorstellung und ein bisschen Safety-Car-Glück brachten 25 Punkte und dank der Ferrari-Pleite ein komfortables Polster in der Fahrer-WM. Bei so engen Abständen macht der Fahrer den Unterschied. Red Bulls Trumpfkarte heißt nicht mehr RB20, sondern Verstappen.

Verlierer: Sergio Perez

Und Red Bulls Sorgenkind heißt Sergio Perez. Vor dem Rennen wurde der Vertrag des Mexikaners um zwei Jahre verlängert. Nach dem Rennen mussten sich Christian Horner und das Team viele kritische Fragen dazu anhören, völlig zurecht. Was 'Checo' da ablieferte war nichts anderes als indiskutabel. In unserem Fahrerranking verpasste er nur knapp den Negativrekord. Aus im Q1, kein Fortschritt im Rennen, dann das Auto weggeworfen und auch noch eine Startplatzstrafe kassiert, weil er mit unsicherem Fahrzeug zurück zur Box fuhr. Und das alles wohlgemerkt in dem Auto, mit dem das Rennen gewonnen wurde.

Gewinner: Mercedes als Team

Diese Fortschritte sind echt, zu 100 Prozent! Das hörten wir aus dem Mercedes-Lager. Ob das auf einer klassischen Rennstrecke wie Barcelona und bei höheren Temperaturen immer noch der Fall sein wird, sei einmal dahingestellt. Fakt ist aber: So gut war Mercedes schon seit Ewigkeiten nicht mehr. Die Pole-Position war aus eigener Kraft herausgefahren und im Rennen war die Pace absolut auf Augenhöhe mit Red Bull und McLaren. Das wäre vor ein paar Rennen noch ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Die Ex-Weltmeister haben ihren W15 definitiv verbessert. Wie sehr, wird sich in den nächsten Rennen zeigen.

Verlierer: Die Mercedes-Fahrer

Pole-Position und starke Renn-Pace: So gut das Auto an diesem Wochenende auch war, so sehr mussten sich die Fahrer über ihre eigene Leistung ärgern. Lewis Hamilton verbockte es bereits im Qualifying mit Startplatz 7. Im Rennen hing er dann lange hinter Fernando Alonso fest und bekam nur durch das zweite Safety-Car noch einmal die Chance auf das Podium. Dieses sicherte sich allerdings Teamkollege George Russell, und damit das erste von Mercedes in diesem Jahr. Und dennoch war da gefühlt mehr drin. Der Brite wusste selbst, dass er es mit einigen Fehlern und ungestümen Manövern verbockt hatte, nach dem ganz großen Coup zu greifen. Wenn der Mercedes solche Ergebnisse hergibt, dann müssen die Fahrer eigentlich da sein. In Kanada waren sie dafür aber nicht gut genug.

Gewinner: Daniel Ricciardo

Teamkollege Yuki Tsunoda bekam vor dem Rennen für seine bisher hervorragenden Leistungen die Vertragsverlängerung. Daniel Ricciardo hingegen erhielt eine Schelte von Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve. Auf diese antwortete der Australier scharf, kurz nachdem er seinen Racing Bull auf einen hervorragenden fünften Startplatz gestellt hatte. Von einem kleinem Startfehler samt 5-Sekunden-Strafe einmal abgesehen, lieferte Ricciardo dann auch im Rennen ab. Als Achter gab es die ersten Punkte im Grand Prix, während Tsunoda diese mit einem Ausritt wegwarf. Eine solche Leistung hat der 'Honeybadger' gebraucht. Nun heißt die Aufgabe, das vermehrt zu zeigen und so den Formel-1-Verbleib zu sichern.

Verlierer: Guanyu Zhou

Ein Formel-1-Verbleib von Guanyu Zhou wird hingegen mit jedem Rennen immer unwahrscheinlicher. Nach diesem Auftritt in Montreal muss eher die Frage nach der Formel-1-Tauglichkeit des Chinesen gestellt werden. Zweimal warf er das Auto im Training weg und löste Rot aus. Im Qualifying wurde er klarer Letzter. Im Rennen blieb er auf dieser Position und fuhr weit hinterher. Ja, der Sauber ist ein schlechtes Auto, und ja, es gab erneut einen unfassbar langen Boxenstopp zu beklagen. Das ändert aber alles nichts daran, dass sich Teamkollege Valtteri Bottas nicht derart blamiert.

Gewinner: Alpine

Ganz ohne teaminternes Drama geht es bei Alpine einfach nicht. Esteban Ocon war wieder einmal wütend, da er Pierre Gasly per Teamorder vorbeilassen musste und danach seinen neunten Platz nicht mehr zurückbekam, nachdem Gaslys angepeilter Angriff auf Daniel Ricciardo scheiterte. Aber sei es drum: Allein die Tatsache, dass es bei dieser Diskussion um einen neunten Platz ging, macht Alpine zum Gewinner. Drei Punkte nehmen die Franzosen aus Kanada mit und schieben sich in der Teamwertung auf Rang Acht nach vorne. Haas auf Rang sieben ist nur mehr zwei Zähler entfernt. Vielleicht kann dem Renault-Werksteam also zumindest noch eine halbwegs ordentliche Schadensbegrenzung in der so furchtbar gestarteten Saison 2024 gelingen.

Verlierer: Williams

Kommen wir zum Schluss zu dem Team, das von Alpine in der Wertung verdrängt wurde. Bei Williams können wir ein zweigeteiltes Wochenende sehen, leider mit gleichem Ausgang. Logan Sargeant zeigte einmal mehr, warum sich das Team so sehr um Carlos Sainz bemüht. Der Amerikaner warf sein Auto weg und sorgte damit für das erste Safety-Car des Rennens. Ganz anders sah es bei Teamleader Alex Albon aus. Der Thailänder kämpfte um die Punkte, als sich ausgerechnet Sainz vor ihm wegdrehte und sein Ausscheiden besiegelte, da kein Platz zum Ausweichen übrigblieb. Einmal Unvermögen, einmal Pech: Am Ende stehen für Williams keine Punkte, aber wieder einmal eine Reparaturrechnung.

Jetzt seid ihr gefragt: Wer waren eure Gewinner und Verlierer des Wochenendes? Sagt es uns in den Kommentaren!