Mercedes kehrte in Form von George Russell beim Formel-1-Rennen in Kanada auf das Podium zurück. Und das kam keineswegs durch glückliche Umstände zustande, sondern war das Resultat einer bärenstarken Pace am gesamten Wochenende in Montreal. Russell freute sich nach dem Ende des Rennens über die wiedergewonnenen Pace seines Teams. Doch die Freude war getrübt.

"Es fühlt sich an wie eine verpasste Chance, um ehrlich zu sein", ärgerte er sich im TV-Interview nach dem Grand Prix. Denn die letzte Safety-Car-Phase nutzten die Mercedes-Piloten als einzige für einen Reifenwechsel. Sie waren so bis ins Ziel auf dem Vormarsch und waren die schnellsten Autos auf der Strecke.

George Russell ärgert sich über Piastri-Duell: Hat mindestens P2 gekostet

Doch mehr als eine gewonnene Position war in Summe nicht drin. Russell nimmt sich dafür selbst in die Verantwortung. Denn bei seinem Duell mit Oscar Piastri verlor er viel Zeit und zwischenzeitlich sogar eine Position. Besonders ein Moment wurmt ihn: "Der Fehler, als ich versuchte, Oscar zu Überholen und ich dadurch die Position gegen Lewis verloren habe. Das hat uns mindestens P2 gekostet, vielleicht hätten wir sogar später im Rennen mit Max um den Sieg kämpfen können".

Die Zahlen geben ihm zumindest in Bezug auf Norris recht. Denn zu Rennende überquerte Russell die Ziellinie nur vier Zehntel hinter dem McLaren-Piloten. Ohne die verlorene Zeit bei seinem Ausritt in die Auslaufzone nach der Attacke gegen Piastri im Kombination mit dem darauffolgenden Mercedes-internen Zweikampf hätte er Norris sicher einige Runden früher attackieren können und angesichts des Reifendeltas wohl auch überholt.

Ob die weiteren vier Sekunden gegen Verstappen noch aufholbar gewesen wären, die der Polesetter zu Rennende noch Rückstand hatte, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Auf seiner letzten Runde war Russell etwa sieben Zehntelsekunden schneller als der Red-Bull-Pilot.

Falsche Mercedes-Strategie? Russell: Zu spät auf Medium gewechselt

Doch seiner Meinung nach ließ das Team möglicherweise bereits zuvor eine Sieg-Chance liegen. Nämlich beim ersten Wechsel auf Trockenreifen. Bei diesem zog Mercedes nämlich die harten Pneus auf. So konnte Russell im letzten Stint mit den Mediums zwar nochmal aufschließen, hatte aber im Stint zuvor Zeit und Positionen eingebüßt.

"Sie waren auf den Medium, ich auf dem Hard. Ansonsten wären wir wahrscheinlich in einer starken Position gewesen, um zu kämpfen", erklärte Russell. Doch auch in diesem Rennabschnitt unterlief ihm ein Fehler. Zwei Runden, nachdem er Lando Norris dank besser aufgewärmter Reifen überholt hatte, rutschte Russell in Kurve 8 neben die Strecke und verlor so P2.

"Es war ein kniffliges Rennen für alle. Wenn man nur einen Millimeter neben die Linie kam, war man schon neben der Strecke", entschuldigte Russell diesen Fauxpas. "Ich leistete mir einfach einen Fehler zu viel an einem Schlüsselmoment des Rennens. Das kostete uns die Chance, mit den ersten beiden [Norris & Verstappen] am Rennende mitzukämpfen", fasste Russell seinen Ärger zusammen.

Dennoch wollte er sich nicht durch diese verpasste Siegchance zu sehr die Laune verderben lassen. Denn der Kanada-GP bewies: Mercedes kann auch in der Formel-1-Saison 2024 ganz vorne mitkämpfen. Russell dazu: "Ich bin glücklich mit dem Fortschritt, den wir gemacht haben und ich bin stolz auf das Team, dass wir diese Upgrades durchbringen konnten. Das zahlt sich jetzt wirklich aus."

George Russell war nicht der einzige Mercedes-Fahrer, der etwas an der Mercedes-Strategie auszusetzen hatte. Auch Lewis Hamilton äußerte Kritik: