Fahrer-Ranking Kanada: Foto-Finish um den Sieg, Sergio Perez holt fast Negativ-Rekord

Was für ein Kracher war dieses Rennen! Der beste Grand Prix in fast zwei Jahren liefert auch im Fahrer-Ranking vom Motorsport-Magazin.com am Tag danach noch Zündstoff. Zum einen mit einem Showdown um den Titel des besten Fahrers bei der Formel 1 in Kanada. Zum anderen mit einer der bodenlosesten Leistungen, die MSM-Redakteure und -Leser je für das Ranking bewertet haben wollen.

Ja, das Ranking wird in Montreal von Red Bull eingerahmt. Max Verstappen musste diesmal aber zittern. Denn er blieb, wie auch sonst eigentlich fast niemand bei den schwierigen Mischbedingungen, an diesem Wochenende fehlerfrei. Bei den MSM-Redakteuren kommt er mit drei Sehr Gut gerade noch durch, wie auch sein Dauerverfolger Lando Norris. Doch die Leser sind harte Kritiker, und über ein Drittel der Noten sind bei beiden Zweier oder schlechter.

Verstappen & Norris fahren Kanada in eigener Ranking-Klasse

Die Lesernote entscheidet knapp (1,56 zu 1,58) zu Verstappens Gunsten. Mit 1,28 und 1,29 als Gesamt-Noten sind Verstappen und Norris im Regen eine Klasse für sich. Die anderen Piloten der Spitzengruppe leisteten sich alle an einem Punkt Fehler und scheiterten an den Ranking-Top-5 (Russell: 2,35; Piastri: 2,52; Hamilton: 2,72). Daniel Ricciardos solides Wochenende (minus kleinem Fehlstart, ups) bringt ihm daher einen Schnitt von 2,18 und den dritten Platz knapp vor Fernando Alonso (2,20) ein.

Alex Albon, unschuldig von Carlos Sainz rausgekegelt, lieferte mit einem Doppel-Überholmanöver auf der Bremse zwischen zwei Autos vielleicht schon den Move des Jahres und holt sich auch damit schließlich den fünften Platz. Sainz bekommt für die Aktion einen Denkzettel, ein Schnitt von 4,59 ist in Kanada aber "nur" schlecht genug für den 17. Platz. Da geht noch viel mehr. Viel, viel mehr.

Perez-Ergebnis schlechter als Mazepin 2021 in Bahrain

Der abgeschlagene letzte Platz geht an Sergio Perez. Mit einer glatten Sechs aus der Redaktion stößt er in nur wenig erforschte Ranking-Tiefen vor. Zum ersten Mal seit Nikita Mazepin 2021 in Bahrain müssen wir tatsächlich in die Geschichte unseres 2019 eingeführten Systems eintauchen und checken, ob das nicht sogar ein Negativ-Rekord ist.

Die Antwort ist: Nein. Aber Perez kam bis auf 0,06 an den Rekord heran. So eng wurde es noch nie. Es ist das zweitschlechteste Ranking-Ergebnis seit 2019. Schlechter als Mazepins Crash in der ersten Runde von Bahrain 2021, schlechter als Bowling-Bottas 2021 in Ungarn. Ausgerechnet Charles Leclerc rettet Perez von der ultimativen Schande - 5,77 kassierte er für das Rauskegeln von Teamkollege Sebastian Vettel 2020 in Spielberg.

In Kanada rettet Perez auch die üblichen Kandidaten Zhou Guanyu und Logan Sargeant vor schlimmerem. Mit 4,83 (Zhou) und 4,93 (Sargeant) waren beide absolut unterirdisch unterwegs. An vielen Wochenenden würden solche Noten für den letzten Platz reichen.

Kanada-Kracher: Die Formel 1 braucht nur Regen

Und wir sind wieder bei Bernie Ecclestones Sprinkleranlagen. So ist das eben in der Formel 1. Addiere Wasser, bekomme Saisonhighlight. Mit 1,39 ist Kanada 2024 der am besten bewertete Grand Prix seit Ungarn 2022.

• Lesernote Rennen: 1,45
• MSM-Note Rennen: 1,33
• Gesamtnote Rennen: 1,39

Fahrer-Ranking Kanada 2024: Die MSM-Noten

F1-Fahrerranking Kanada 2024: Härtefälle der Redaktion

Christian Menath
Positiver Härtefall: Lando Norris
Negativer Härtefall: Zhou Guanyu
Wow, was für ein Wochenende! Erst die zweitknappste Pole-Entscheidung der Formel-1-Geschichte, dann ein Grand Prix, den fünf verschiedene Fahrer gewinnen konnten. Am Ende setzte sich bei diesen Verhältnissen nicht das beste Auto durch, sondern der beste Fahrer mit dem besten Team. Lando Norris hatte vielleicht über weite Strecken das beste Auto, aber im entscheidenden Moment nicht das beste Team. Er fuhr (fast) fehlerfrei, war diesbezüglich auf Augenhöhe mit Verstappen. Vielleicht hätte er dem Team auch deutlichere Anweisungen vor der Safety-Car-Phase geben sollen. Deutliche Anweisungen benötigt nun auch Zhou Guanyu. So kann es für den Chinesen nicht weitergehen. Zhou macht zu viel kaputt und ist dabei noch viel zu langsam. Sein drittes Formel-1-Jahr ist sein schlechtestes.

Florian Niedermair:
Positiver Härtefall: Max Verstappen
Negativer Härtefall: Logan Sargeant
Vollkommen fehlerfrei war an diesem Wochenende keiner - vor allem im Rennen. Max Verstappen und Lando Norris waren aber noch am nächsten dran. Beide hätten sich hier eine Nennung verdient: Norris, weil er eigentlich auf Sieg gebucht war und nur durch enormes Safety-Car-Pech daran gehindert wurde, Verstappen, weil er die etwas glückliche Führung in der zweiten Rennhälfte perfekt umzusetzen wusste. Ausgleichende Gerechtigkeit für Miami sozusagen. Logan Sargeant hingegen hat unter schwierigen Bedingungen einmal mehr den Beweis angetreten, warum Williams gut daran tut, sich um Alternativen zu bemühen. Auch wenn, nebenbei erwähnt, ihr Wunschkandidat Carlos Sainz alles andere als eine Talentprobe abgegeben hat. Aber zurück zu Sargeant: Ein Ausrutscher? Kann bei dem Wetter mal passieren. Zwei? Okay, vielleicht auch noch. Aber dann auch noch das Auto in die Wand werfen und das alles innerhalb von 23 Runden? Sorry Logan, so hat man sich kein Formel-1-Cockpit verdient.

Markus Steinrisser
Positiver Härtefall: Daniel Ricciardo
Negativer Härtefall: Sergio Perez
Dieses Rennen hat es geschafft, fast alle Fahrerentscheidungen von Red Bull in den letzten Tagen als falsch darzustellen. Der noch ohne Vertrag fahrende Daniel Ricciardo lieferte hinter Max Verstappen das beste Wochenende aller im Kader ab. Wirklich tolles Qualifying, im Rennen ging nur der kleine Frühstart daneben. Der gerade erst um ein Jahr verlängerte Yuki Tsunoda fuhr eigentlich gut, nur irgendwann in die Wiese. Der gerade erst um ZWEI Jahre verlängerte Sergio Perez fuhr eh schon nicht gut, und dann in die Wand. Ich bin ja stark dafür, langfristige Entscheidungen nicht gleich wegen einem Rennen zu hinterfragen, und dieser Absatz soll auch keine Argumentation für eine Ricciardo-Beförderung sein. Aber bei Perez ist das jetzt doch schon das dritte Rennen in Folge.

Die Top-5 im MSM-Saisonranking 2024 nach Kanada

Lando Norris hat sich jetzt erst einmal als erster Verstappen-Jäger etabliert und sich gegen Charles Leclerc etwas Luft verschafft. Die beiden sind auch nach Notenschnitt die klar besten Fahrer der bisherigen Saison, als einzige liegen sie unter der Zwei. Im Duell Perez vs. Ricciardo steht es hier übrigens jetzt 3,41 zu 3,42, Vorteil Ricciardo. Noch ein Wort zur Teamwertung: Hier wird es für Red Bull jetzt brenzlig. Nach Punkten sind sie schon längst weg vom Fenster, hier kämpfen McLaren und Ferrari um die Spitze.

So funktioniert das MSM-Fahrerranking

Langjährige MSM-Leser kennen das Ranking bereits, das inzwischen bewährte System der Vorjahre geht 2024 bereits in sein sechstes Jahr. Direkt nach dem Zieleinlauf jedes Grand Prix rufen wir euch in unserem Formel-1-Liveticker zum Rennen und hier im Artikel zur Benotung aller 20 Piloten auf. Bis zum nächsten Mittag (bei abendlichen Übersee-Rennen auch länger) könnt ihr bewerten, was das Zeug hält.

Aus dem Mittelwert eurer Noten ergibt sich für jeden Fahrer eine Lesernote. Parallel zu euch benoten auch wir, die MSM-F1-Crew rund um Christian Menath, Florian Niedermair und Markus Steinrisser, ebenfalls die Leistungen aller Fahrer an dem betreffenden Wochenende. Auch aus unseren Urteilen bilden wir einen Mittelwert - die MSM-Note. Die Gesamtnote entsteht im letzten Schritt durch den Mittelwert aus User- und MSM-Note zu gleichen Teilen. Bei Gleichstand im finalen Ranking entscheidet die beste Einzelnote.

Als kleines Extra liefert jeder Redakteur seine persönlichen Härtefälle des Wochenendes, indem er wählt und erklärt, welcher Fahrer ihm besonders aufgefallen ist. Einmal im positiven und einmal im negativen Sinn. Online geht das Gesamtergebnis immer um 18:00 Uhr am Tag nach dem Rennen.