Ferrari erlebte beim Kanada-GP eine gewaltige Klatsche. Es war das erste Formel-1-Rennen ohne Punkte seit einem technischen Doppelausfall in Baku 2022. Während Charles Leclerc mit einem Motorenproblem zum Poker gezwungen war, konnte Carlos Sainz keine technische Ausrede anführen. Der Spanier war schlicht zu langsam.

Carlos Sainz: Zuerst zu langsam, dann zu viel Risiko

Nach dem Doppelaus der Ferraris in Q2 wurde im Rennen eine Aufholjagd der roten Renner erwartet. Doch diese kam nicht. Bei Leclerc aus bekanntem Grund. Sainz hingegen rätselte: "Natürlich hatten wir ein paar Schäden am Auto von ein paar Berührungen, die wir in diesem verrückten Rennen hatten. Aber es war nie wirklich genug Pace da, um irgendein Überholmanöver zu setzen." Die angesprochenen Auseinandersetzungen waren mit Daniel Ricciardo und Valtteri Bottas. Auch mit leichter Beschädigung am Fronflügel müsste ein Ferrari sich normalerweise gegen Mittelfeld-Autos durchsetzen können. Doch im nassen Montreal gelang das nicht.

Beide Ferrari mit Charles Leclerc vor Carlos Sainz Jr. nach dem Start
Ferrari fuhr in Montreal im Mittelfeld, Foto: LAT Images

Im letzten Renndrittel schöpfte der Spanier dann aber doch noch einmal Mut: "Nur als wir am Ende des Rennens auf Slicks gingen, bekam ich das Gefühl, dass es vielleicht die Möglichkeit auf ein paar Punkte gab. Ich versuchte etwas Risko zu gehen, um einige Leute im DRS-Zug zu überholen." Doch es war zu viel Risiko: "Ich wollte in Sektor 2 nah dran sein, und habe dabei vermutlich eine nasse Stelle berührt. Ich weiß es nicht genau. Es war sehr merkwürdig, wie ich da Mitte der Kurve das Auto verloren habe." Wenig danach stellte er seinen Boliden ab, er war zu sehr beschädigt.

Ferrari eine Sekunde im Quali hinten: Da muss etwas klar schiefgelaufen sein

Durch den Dreher nahm der Spanier ironischerweise auch noch Williams-Pilot Alex Albon mit, da dieser nicht mehr ausweichen konnte. Genau dieser Albon könnte nächstes Jahr sein Teamkollege sein, denn Williams wirbt offensiv um die Dienste von Sainz. Dass der Ferrari im Grand Prix überhaupt in der Nähe eines Williams war, verortete Sainz aber bereits am Samstag: "Es gab ganz klar etwas, was die anderen im Qualifying besser gemacht haben, um die Reifen vorzubereiten. Im Rennen hingen wir dann einfach im Mittelfeld fest und konnten keinerlei Boden gut machen."

"Es gibt dieses Jahr eine Tendenz, dass wir im Qualifying etwas schwächer sind als Im Rennen. Aber eine Sekunde im Q2 hinten zu sein, da lief klar etwas schief an unserem Auto", konstatierte der WM-Vierte. Ein Thema waren die angesprochenen Reifen, aber Ferrari muss wohl auch darüber hinaus eine intensive Analyse betreiben, denn im Qualifying gab es weder streikende Motoren noch beschädigte Frontflügel.

Fred Vasseur: Kanada hoffentlich der gesamte Mist der Saison in einem Rennen

Auch Teamchef Fred Vasseur konnte angesichts der Misere zunächst nur mit Galgenhumor reagieren: "Von Anfang an ging alles schief. Ich hoffe mal, dass wir den gesamten Mist der Saison auf einem Wochenende abgeladen haben." Dennoch verfällt der Franzose nicht in Panik oder Aktionismus. An der Arbeit seines Teams hat er trotz der Pleite keinen Zweifel: "Manchmal hast du das Gefühl, dass alles schief und gegen dich läuft. Aber das wird die Arbeitsweise von uns als Team und die der Fahrer nicht verändern. Das gilt in guten wie in schlechten Momenten."

Und diese Arbeitsweise beinhaltet ein durchdachtes Vorgehen. "Wenn du dir dieses Wochenende im Gesamtbild ansiehst, dann war es sehr hart. Aber du musst dir alle Probleme getrennt voneinander ansehen", gab Vasseur die Marschrichtung der nun anstehenden Analysen vor. Für ihn gibt es keinen Grund, warum Ferrari bei den nächsten Rennen nicht wieder konkurrenzfähig sein kann. Das denkt auch Carlos Sainz: "Ich denke Kanada war ein Ausrutscher. Einfach ein spezielles Rennen." Für ihn und seine Fans ist es zu hoffen, denn der nächste Grand Prix ist Sainz' Heimspiel in Barcelona.