Für Ferrari und Charles Leclerc folgte in Montreal auf ein schwaches Qualifying ein katastrophales Formel-1-Rennen. Nach Motorproblemen und einem verzweifelten Versuch, Punkte mit einer gewagten Strategie zu retten, folgte die Aufgabe beim Kanada-GP.
Bei feuchten Bedingungen verlief der Start für den Monegassen von Platz elf verhältnismäßig ruhig. An Yuki Tsunoda und Alexander Albon konnte er vorbeigehen, dafür musste er früh die beiden Haas-Piloten ziehen lassen - und das lag nicht nur daran, dass Kevin Magnussen und Nico Hülkenberg als einzige Piloten auf den Regenreifen gestartet waren.
Leclerc fehlen 80 PS Motorleistung
Schon in Runde zwei bemerkte Leclerc Probleme an seinem Motor. Die Kommunikation mit seinem neuen Renningenieur Bryan Bozzi wurde hektisch. Versuche, das Problem am Lenkrad zu beheben, scheiterten. "Das war sehr nervig, denn ich musste pro Runde 10 bis 15 Knöpfe drücken", so Leclerc. "Im Nassen ging das noch, aber als die Ideallinie abgetrocknet ist, hätten ein paar Zentimeter gereicht, und das wäre es gewesen."
Leclerc hielt den Ferrari auf der Strecke, doch besonders schnell war er nicht. Rund eine halbe Sekunde verlor er durch das Problem auf den Geraden. Je stärker die Strecke abtrocknete, desto mehr verlor er, weil der Vollgasanteil größer wurde. Aus einer halben Sekunde wurde so eine ganze Sekunde, die der Monaco-Sieger pro Runde auf den Geraden verlor.
Laut Teamchef Fred Vasseur fehlten der Power Unit 80 PS Leistung. Wo genau das Problem lag, wollte oder konnte der Franzose nach dem Rennen nicht verraten. Einen Defekt am Verbrennungsmotor schloss er allerdings aus, stattdessen steht die Steuereinheit im Verdacht, Probleme bereitet zu haben.
Ferrari hoffte bei den schwierigen Bedingungen auf eine Rennunterbrechung, um den Motor neu zu starten. "In Monaco kam sie, in Montreal nicht", ärgerte sich Vasseur. Deshalb nutzte man kurz vor Rennhalbzeit in Runde 28 eine Safety-Car-Phase, um Leclerc an die Box zu holen und den Neustart zu versuchen.
Weil der Neustart 29 Sekunden dauerte, schaffte es Leclerc beim Restart nicht mehr, auf das Feld aufzuschließen. Denn Ferrari hatte nicht den Anfang der Saftey-Car-Phase genutzt, sondern Leclerc am Ende reingeholt. Dafür ging Ferrari das Risiko ein, Leclerc als erstem Piloten im Feld Slicks zu montieren - eine fragwürdige Entscheidung.
Regen kommt, Ferrari montiert Leclerc Slicks
Die Strecke trocknete zwar ab, allerdings wurde direkt nach dem Stopp wieder Regen erwartet - der dann auch kam. Die Kommunikation zwischen Leclerc und Renningenieur Bozzi glich einer Komödie. Während Leclerc wieder Intermediates haben wollte, versuchte Bozzi, seinen Piloten zu ermutigen: "Es sind nur zwei Runden Regen. Versuche das Auto auf der Strecke zu halten und dann wirst du schneller sein."
"Ich verliere 10 Sekunden pro Runde, ich wechsle wieder auf Inters", kündigte Leclerc an. Doch Ferrari ließ ihn noch eine Runde draußen. "Nur die Kurven eins und zwei sind nass", versuchte Bozzi zu beschwichtigen. "Verdammt nochmal, jetzt verliere ich 20 Sekunden pro Runde." In Runde 31 hatte Ferrari doch Erbarmen mit Leclerc und zog ihm wieder Intermediates auf.
Nach dem Rennen zeigte Leclerc Verständnis für die Strategie: "Es war das Beste, was wir an diesem Punkt machen konnten. Ich wusste, dass wir das Rennen mit dem Problem außerhalb der Punkte beenden würden, deshalb mussten wir etwas mit Slicks probieren. Ich war mehr von der ganzen Situation mit dem Motor frustriert. Wäre es aufgegangen, wäre es unsere einzige Chance gewesen, vielleicht Neunter oder Zehnter zu werden."
In Runde 40 hatte man noch einmal Erbarmen mit Leclerc und ließ ihn das Rennen vorzeitig in der Garage beenden - nachdem er selbst danach gefragt hatte. "Ich wäre sauer, wenn er in dieser Situation nicht frustriert gewesen wäre", verteidigt Teamchef Vasseur. Zu diesem Zeitpunkt war Leclerc längst überrundet, lag weit außerhalb der Punkte und war deutlich zu langsam.
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