Charles Leclerc ging als Verlierer aus einem epischen Duell um den Sieg beim Aserbaidschan GP der Formel 1 heute hervor. Lange Zeit sah es danach aus, als würde der Ferrari-Pilot, der zum vierten Mal in Baku von der Pole Position aus gestartet war, seinen ersten Sieg am Kaspischen Meer feiern können. Doch McLaren-Pilot Oscar Piastri überraschte Leclerc und gab die Führung bis ins Ziel nicht mehr her.
Dabei hatte sich Leclerc am Ende des ersten Stints schon einen ordentlichen Vorsprung herausgefahren. Nachdem er sich in den ersten Runden noch gegen Piastri, der im DRS-Fenster klebte, wehren musste, konnte Leclerc ab Runde sechs sukzessive davonziehen. Bis Piastri in Runde 15 zum Reifenwechsel kam, hatte der Ferrari-Pilot schon sechs Sekunden herausgefahren.
Ferrari wartet eine weitere Runde, um Leclerc zum Reifenwechsel zu holen. Auf den frischen Reifen hatte Piastri bereits viel Zeit gutmachen können, am Ende von Leclercs Outlap klebte der Australier dem Monegassen bereits im Heck.
In Runde 20 ging Piastri schließlich in Kurve 1 an Leclerc vorbei. Der Ferrari-Pilot zeigte bei Piastris spätem Manöver erstaunlich wenig Gegenwehr. "Als Oscar mich überholt hat, dachte ich, dass ich einfach nur ruhig bleiben und die Reifen am Leben halten muss und ich ihn dann später wieder überholen kann", erklärt Leclerc sein Verhalten. "Aber die Gelegenheit kam nie wieder."
Das restliche Rennen hing Leclerc Piastri im Getriebe, konnte aber nie einen ernsthaften Angriff starten. "Um ehrlich zu sein, haben wir das Rennen verloren, als ich mich nicht so verteidigt habe, wie ich mich am Ende der Geraden hätte verteidigen sollen", gestand Leclerc. "Manchmal macht man Fehler, aber man lernt davon." Piastri zeigte es Leclerc später, wie man auf der Geraden verteidigt: Jedes Mal wenn Leclerc mit DRS nah kam, deckte der Youngster die Innenseite ab und gab ihm keine Chance.
Piastri tat sich auch leichter, weil der McLaren den besseren Topspeed hatte. "Wir waren zu langsam auf den Geraden", weiß Leclerc nach dem Rennen. "Wir hatten mehr Abtrieb und waren in den Kurven schneller, aber auf den Geraden hatte McLaren einen Vorteil. Das habe ich falsch eingeschätzt."
Ferrari-Strategen reagieren zu spät
Abgesehen von der leichtfertig abgegebenen Führung muss sich Ferrari fragen, wie Leclerc in den Runden rund um den Boxenstopp sechs Sekunden auf Piastri verlieren konnte. "Wir haben in der Runde vor dem Stopp und in der Runde nach dem Stopp jeweils anderthalb Sekunden verloren, der Reifenwechsel selbst war okay", ärgert sich Ferrari-Teamchef Fred Vasseur.
"Man kann jetzt darüber diskutieren, ob wir eine Runde früher hätten stoppen müssen aber das ist hinterher Schwachsinn", schimpft Vasseur. Doch sein Wagenlenker hätte im Nachhinein genau das gerne getan: eine Runde früher gestoppt.
"Das war die zweite Fehleinschätzung", gesteht Leclerc. "Wir dachten, dass der Undercut heute sehr schwierig wäre, weil es schwierig ist, den harten Reifen aufzuwärmen. Ich habe noch keine Ahnung, wie das passieren konnte, aber das hatte ich nicht erwartet. Selbst auf einer Strecke, auf der der Undercut mächtig ist, wäre das viel. "
Sainz-Perez-Crash rettet Platz zwei für Leclerc
Am Ende hatte Leclerc sogar Glück, den zweiten Platz über die Linie gebracht zu haben. Vier Runden vor Rennende brachen bei ihm die harten Reifen komplett ein: "Ich habe mich auf den harten Reifen heute nicht so gut gefühlt wie zuvor auf den Mediums und durch die Dirty Air waren sie dann komplett hinüber."
Sergio Perez, der über weite Strecken des zweiten Stints im Getriebe von Leclerc steckte, hatte den Monegassen schon kurzzeitig überholt. Aber gegen den Red-Bull-Piloten wehrte er sich stärker. Und so fand sich Perez schließlich im Zweikampf mit Carlos Sainz wieder, der durch die Kämpfe an der Spitze ebenfalls aufschließen konnte. Weil Sainz und Perez kollidierten, ging das Rennen unter VSC zu Ende und Leclerc konnte zumindest Platz zwei behalten.
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