Acht Wochenenden lang war Ferrari in der Formel 1 2024 eine Konstante im Spitzenfeld. In Rennen Nummer neun erlebte die Scuderia jedoch eine völlige Pleite. Lewis Hamilton kann sich diesbezüglich nach dem Kanada-GP wohl wundern - denn während Ferrari ausließ, tauchte Mercedes zum ersten Mal in dieser Saison im Kampf um den Sieg auf.

In der schnelllebigen Formel 1 bringt das gleich wieder Zweifel auf den Plan, wenn es um Hamiltons fixierten Wechsel nach Maranello für 2025 geht. Motorsport-Magazin.com-Experte Christian Danner sieht im 'AvD Motorsport-Magazin' aber nach einem Rennwochenende absolut keinen Grund dazu.

Danner steht weiter hinter Hamiltons Tapetenwechsel

Natürlich, so Danner, ist es fair zu sagen, dass es für Hamilton bis zu einem gewissen Grad schon am besten gewesen wäre, wenn er bei Mercedes geblieben wäre. Solange es dort zu einem Formaufschwung kommt: "Bei Mercedes ist er unangetastet, nach wie vor. Auch mit einem sehr starken George Russell ist er halt der Lewis, der geliebt wird und der bekommt, was er braucht, und der gehört wird."

Bei Ferrari hingegen ist mit Charles Leclerc ein Fahrer schon seit Jahren etabliert, und Hamilton ist ein kompletter Neuling, auch wenn er Teamchef Fred Vasseur aus dem Nachwuchs-Formelsport kennt. Tritt man aber einen Schritt zurück, so ist der Wechsel trotzdem sinnvoll, meint Danner: "Tapetenwechsel ist manchmal einfach nötig. Das hat Sebastian Vettel so erlebt. Das ist etwas, was einfach einem Fahrer, der viele Jahre für ein Team fährt und dort auch erfolgreich war, zuzugestehen ist."

Kanada kein Anzeichen einer Ferrari-Krise für Christian Danner

Natürlich ist ein Tapetenwechsel für so einen Top-Fahrer aber nur sinnvoll, wenn es kein Rückschritt ist. Man denke nur an Daniel Ricciardos Versuch, Red Bull gegen Renault einzutauschen. In Kanada war Ferrari gegen Mercedes unterlegen. Doch in der Saisonstatistik steht es sozusagen acht zu eins - in acht Rennen war der SF-24 das bessere Auto. Hinter der jüngsten Misere vermutet Danner daher Setup-Gründe.

Auch wenn der SF-24 eigentlich vor Kanada als Mitfavorit gehandelt wurde. Das Auto schluckt Kerbs bekanntlich gut, und in den Schikanen von Montreal ist das eine große Hilfe. Aber es kommt dort nicht nur auf die Kerbs an, hält Danner fest: "Auch auf die Grundabstimmung. Wie viel Abtrieb gebe ich dem Ding, damit ich auf der einen Seite noch bremsen kann und um die Ecke komme, und auf der anderen Seite auf diesen doch sehr langen Geraden den Luftwiderstand niedrig halte."

In Kanada verkomplizierte der Regen den Prozess weiter. Im Regen macht mehr Abtrieb Sinn, Topspeed ist weniger wichtig, Kerbs spielen keine so große Rolle. Irgendwo an einem sehr wechselhaften Wochenende mit anderem Wetter in jeder Session hatte sich Ferrari dann wohl verrannt, folgert Danner: "Denn es hat sich ja schon abgezeichnet, dass Ferrari ein gutes Allround-Auto hat, was von der Fahrbarkeit her prima ist und was vom Handling so gut ist, dass man überall ganz gut damit klarkommt."

Noch mehr Detail-Analysen von Christian Danner zu Ferrari und zum Kräfteverhältnis gibt es in der kompletten Ausgabe des 'AvD Motorsport-Magazins' hier im Video:

Mercedes schlägt zurück! Bereut Hamilton den Ferrari-Wechsel? (29:20 Min.)

Danner setzt auf Mercedes-Cheftechniker: Das ist der Durchbruch

Gute Nachrichten für Hamiltons Zukunft also, aber Danner hat auch Positives für die Gegenwart parat. Dieses Jahr muss Hamilton schließlich noch bei Mercedes beenden. Deren Montreal-Auftritt mit einem nach mehreren Updates erstmals pole- und siegfähigen F1 W15 bewertet Danner trotz der erst kleinen Stichprobe vorsichtig positiv.

"James Allison hat gesagt, sie blicken jetzt durch", verweist er auf Mercedes' erfahrenen Cheftechniker. "Nachdem ich von James Allison sehr viel halte, weil er ein sehr intelligenter und guter Chefingenieur ist, bin ich mal der normale Christian, Optimist, und sage, sie sind zurück." Mit vorgeschobener Mahnung: "Richtig wissen wir erst in Barcelona, woran wir mit Mercedes sind."

Die wirklichen Favoriten beim nächsten Rennen in Barcelona sind für Danner aber andere: "Barcelona glaube ich wird ein ganz klarer Kampf werden zwischen Max Verstappen und den beiden McLaren." Letztere stuft er generell noch immer stärker ein als Ferrari und McLaren. Wie McLaren mit Lando Norris auch in Kanada hätte gewinnen können, das wird hier in der Renn-Analyse erklärt: