McLaren war 2023 die Formel-1-Sensation schlechthin. Mit einem podiumsfähigen Aston Martin zu Saisonbeginn rechnete kaum jemand, mit einem über Nacht siegfähigen McLaren wohl überhaupt niemand - auch wenn das Warten auf einen Sieg bis Oktober andauerte. 2024 soll es in die zweite Runde gehen. Die Ambitionen und Erwartungen sind vor dem Launch so hoch wie lange nicht mehr, die Fallhöhe ist umso tiefer. Was wir uns bei der Präsentation der Papaya-Orangen erwarten können.
Key Facts zur Präsentation von McLaren
- Name: MCL38
- Wann? 14. Februar 2024
- Wie? Online
- Was ist neu?
- Norris mit neuem Vertrag
- Erstes Auto aus dem neuen Windkanal
- Lackierung bereits bekannt
Nach der Traum-Saison: Gibt es 2024 das zweite McLaren-Wunder?
Das Vorjahr war eine Erlösung für McLaren. Auch wenn die Saison erst verspätet Erfolge brachte, gab es reichlich zu feiern. Neun Grand-Prix-Podien sammelten die beiden Fahrer, so viele wie seit 2012 nicht mehr. Damals war der McLaren noch Silber und nicht Papaya-Orange und die Fahrer hießen Lewis Hamilton und Jenson Button.
Der Umbruch gelang für McLaren in drei Etappen. Nachdem man die Ursprungsversion des Jubiläumsboliden bereits zu Saisonbeginn abschrieb, kam in Österreich der erste große Wurf mit dem vierten Platz von Lando Norris im Rennen. Teil 2 folgte ein Rennen später in Silverstone als der MCL-60 das zweitschnellste Fahrzeug auf der Strecke war und nur ein ungünstiges Safety Car ein Doppel-Podium zu verhindern wusste. Das dritte Upgrade feierte in Singapur seine Premiere.
Nach der Einführung des B-Specs waren die Papaya-Orangen das zweitbeste Team in der Formel 1. Die Zahlen belegen es: Zwischen Großbritannien und Abu Dhabi sammelten Norris und Piastri 273 Punkte, das Ferrari-Duo 252 Zähler und Mercedes 231. Der Rückstand aus den ersten neun Rennwochenenden war aber zu groß, um die Top 3 noch gefährden zu können. Das bringt auch Vorteile: Denn damit hat McLaren in diesem Jahr mehr Windkanal- und CFD-Zeit zur Verfügung als die direkte Konkurrenz in Brackley und Maranello.
McLaren MCL38: Die Jagd nach den letzten Schwachstellen
Während der MCL60 in schnellen Kurven eine Macht war, wurden die Schwächen des Boliden auf den Highspeed-Strecken und in langsamen Kurven offenkundig. Vor allem Kurse wie Monza oder Las Vegas erwiesen sich in dieser Kombination als das Kryptonit des Vorjahres-Boliden. Auch mit einer aggressiven Setup-Abstimmung und einem noch im Sommer angekündigten Upgrade-Paket gegen diese Schwachstellen, wurden die Briten diesem Problem nicht Herr.
Stella betonte aber, dass die rapide Entwicklungsgeschwindigkeit des Vorjahres auch über den Winter weiterging. "Wir haben diese Entwicklungsgeschwindigkeit nicht nur bei der Aerodynamik gesehen, sondern auch bei der Radaufhängung und wie sie mit den Reifen interagiert", versprach er und betonte einen Satz, der an den vorjährigen Launch erinnerte: "Ich sehe, dass noch mehr Dampf im Kessel ist. Das führt schon zu Entwicklungen, die wir früh in der Saison bringen wollen." Damals waren die Upgrades aus der Not heraus geboren, diesmal wären sie Luxus, sofern sich die Stellung des Vorjahres nach 2024 übertragen lässt.
Lando Norris und Oscar Piastri: Wer steht mehr unter Druck?
Fahrerseitig ist McLaren mit Blick Richtung Zukunft aufgestellt und das so gut wie kaum ein anderes Team. Lando Norris ist bereits jetzt einer der schnellsten Fahrer im Feld, Oscar Piastri wird das Potenzial nachgesagt, dass er einer der besten werden kann. Auch wenn er in seiner Rookie-Saison noch nicht regelmäßig die Pace seines 24-jährigen Teamkollegen mitgehen konnte, zeigte er mehr als nur Ansätze dessen, was in ihm steckt.
Was aber noch viel wichtiger ist: Vertragstechnisch sind der Brite und der Australier ebenfalls aus allen Diskussionen raus. Norris verlängerte im Winter seinen Kontrakt, der bis mindestens 2026 läuft. Oscar Piastri hat sowieso einen McLaren-Vertrag bis 2026 in der Tasche. Auch wenn - vor allem im Falle von Norris - möglicherweise Ausstiegsklauseln vorhanden sind, ist das eine solide Basis auf der langfristige Pläne geschmiedet werden können. Vor allem angesichts dessen, dass mindestens zwölf von 20 Verträgen am Ende der Saison auslaufen.
Im Qualifying war Piastri zur Stelle, sobald Norris einmal Federn ließ, über die Renndistanz öffnete sich aber noch eine große Kluft zwischen dem Duo. Dementsprechend wird auch im kommenden Jahr Norris der McLaren-Pilot sein, von dem die Top-Resultate erwartet werden, Piastri hingegen muss es sich zum Ziel setzen, stetig aufzuschließen. Sonst läuft er Gefahr, sein Supertalent-Prädikat zu verlieren.
Wie läuft der McLaren-Launch ab?
Große Töne werden in Woking beim Launch keine gespuckt. Stattdessen verzichtet das Team auf eine echte Eröffnungsveranstaltung - weder in Real Life noch im Livestream. Für den Launch kann man nur eine nüchterne Presseaussendung, sowie erste Bilder des MCL38 erwarten. Zudem gibt es Medienrunden mit Teamchef Andrea Stella, Lando Norris und Oscar Piastri im Laufe des Launch-Tages.
Wie der McLaren farblich aussehen wird, ist bereits seit längerem bekannt. Am 16. Januar zeigte die Mannschaft die Lackierung ihres neuen Boliden - selbstverständlich aber noch auf einem leicht adaptierten Vorjahres-Auto. In seiner vollen Pracht werden wir den MCL38 erst beim Launch sehen. Wie schnell er fahren kann, wird sich bei den Testfahrten zeigen.
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