Mit Spannung erwartete die Formel 1 am Abend des 5. Februar das erste Team, welches auch wirklich eine Präsentation mit großen Neuerungen angekündigt hatte. Um 20:30 Uhr ließ der neue C44 des Schweizer Traditionsteams Sauber die Hüllen fallen, und lüftete das Geheimnis um das neue Designs des Teams mit den neuen Hauptsponsoren Stake und Kick.

Offiziell spricht man vom "Stake F1 Team Kick Sauber C44" - um ihm zumindest einmal seinen korrekten Titel zu geben. Nach dem Abgang von Alfa Romeo als Namenssponsor hat Stake den Platz übernommen. Zusammen mit dem Streamingdienst Kick. Stake ist eine Online-Plattform für Crypto-Gambling und Sportwetten.

Das Team leistete sich am Montagabend in der im 15. Jahrhundert errichteten Guildhall in London ein großes Show-Event. Damit wollte man "eine Schärfe, eine neue Ära" beginnen, "eine neue Art, Rennen zu fahren".

Sattes Kick-Neongrün gibt bei Sauber 2024 den Ton an

Es ist die Farbe von Kick, die zum Fokus des neuen Sauber-Designs wird. Das halbe Auto bleibt schwarz, die andere Hälfte erstrahlt neongrün. Frontflügel, eine Abstufung auf der Motorabdeckung, die Kanten von Nase und Seitenkasten-Undercut und der Heckflügel werden grün. Die Farbe wurde zusammen mit dem Chemie-Unternehmen BASF, einem Team-Partner, entwickelt.

Erste Renderings des neuen Sauber C44 bei der Präsentation für 2024
Der neue Sauber C44 von vorne, Foto: Stake F1 Team

Titelsponsor Stake ist nur als Schriftzug präsent. Sauber bleibt nachranging. Schließlich hat man sowohl Team- (Stake) als auch Chassisnamen (Kick) offiziell verkauft. Allerdings ist der Sauber-Schriftzug zumindest ganz vorne auf der Nase zu sehen.

Das Design markiert den Beginn der zweijährigen Übergangsphase für Sauber, in der sich das Team aus dem schweizerischen Hinwil neu aufstellt. Ehe es 2026 Audi-Werksteam wird. Die Vorboten davon sind nicht im Design zu finden, vor allem aber in der Technik-Abteilung. Dort ist seit dem 1. September der ehemalige McLaren-Cheftechniker James Key am Ruder.

Erster Technik-Check: Sauber schwört auf großen Umbau

Wie immer ist bei Fahrzeugpräsentationen Vorsicht geboten - erst recht, wenn es kein echtes Auto gibt, sondern nur Computer-generierte Bilder, sogenannte Renderings. Weil die Präsentation früh im Launch-Kalender lag, war nicht mehr als das zu erwarten. Das echte Auto wird bis zur letzten Sekunde vor dem Shakedown am Freitag in Barcelona gebaut.

Trotzdem kann man den Renderings das grundlegende Konzept entnehmen. Und hier gibt es durchaus Änderungen zu sehen. "Es ist ein komplett neues Auto mit ein paar Übernahmeteilen am Heck", erklärt Technik-Direktor Key. Sauber baut das Getriebegehäuse seit 2022 selbst, erst im letzten Jahr gab es dort größere Umbauarbeiten, man wechselte von Pull- auf Pushrods. Entsprechend stand das Heck diesmal nicht im Fokus.

Stattdessen konzentrierten sich die Ingenieure auf die Vorderachse. Um hier von Push- auf Pullrods zu wechseln, musste man ein neues Chassis backen. "Das Team musste schon vor meiner Ankunft ambitionierte Richtungen einschlagen", gesteht Key. Änderungen am Monocoque brauchen eine besonders lange Vorlaufzeit. Als Key kam, war der Zug hier schon abgefahren.

Aber die Entscheidung dürfte in Keys Interesse gewesen sein: Bei seinem alten Arbeitgeber McLaren setzte seine Mannschaft schon von Beginn der neuen Ära auf Druckstreben an der Vorderachse. "Diese Entscheidung wurde von der Aerodynamik diktiert, nicht von der Mechanik", stellt Key klar. "Es ist ein ziemlich wichtiges Projekt, um die Balance richtig hinzubekommen."

Erste Renderings des neuen Sauber C44 bei der Präsentation für 2024
Der Stake C44, Foto: Stake F1 Team

Die Seitenkästen sind komplett neu, der Einlass ist nun ähnlich wie beim Red Bull mit einer langen Unterlippe versehen. Allerdings ist die Öffnung deutlich weiter unten und größer als am besten Auto der Saison 2023. Eine der wichtigsten Änderungen ist aber nicht sichtbar: Der Unterboden. "Wir haben hier eine ziemlich andere Herangehensweise gewählt, ein neues Konzept", stellt Key klar.

Konventionellere Wege beschreitet Sauber bei der Airbox. Hier hatten die Schweizer seit vielen Jahren eine eigenwillige Lösung mit mehreren Ebenen. Der C44 bekommt eine ovale Öffnung mit zentralem Lufteinlass im Überrollbügel. Das könnte auch den erneut verschärften Crash-Test-Anforderungen des Überrollbügels geschuldet sein.

Sauber sucht die Defizite: 2024 muss es vorwärts gehen

Mit einem neunten Platz hatte Sauber in dieser Winterpause auch viele Hausaufgaben zu erledigen. Es war eine magere letzte Saison unter dem Alfa-Banner gewesen. Wenig verwunderlich, dass Teamrepräsentant Alessandro Alunni Bravi - der unter CEO Andreas Seidl als Quasi-Teamchef fungiert - insgesamt zwar mit Ansagen geizt, aber für 2024 schon ein Minimalziel ausgibt: Besser als Platz neun sollte es werden.

Das Gesamtpaket soll besser werden, definiert Alunni Bravi: "Mit Paket meine ich jeden Bereich, vom Rennteam bis zum Vorgehen an der Strecke, die Boxenstopps, die Strategie: Es geht um mehr als nur die Auto-Performance, und wir stehen in allen Abteilungen voll dahinter, um diesen Schritt zu machen. Das ist das Ziel."

Aus gutem Grund. Alle von Alunni Bravi aufgezählten Bereiche haben in der jüngeren Vergangenheit Probleme gemacht. So gehören die Sauber-Boxenstopps aktuell zu den schlechtesten in der Formel 1. Die Strategie wurde immer wieder Ziel von Kritik.

Valtteri Bottas hat hohe Erwartungen für 2024

Während mit Andreas Seidl und James Key zwei noch junge Besetzungen in Hinwil an der Neuaufstellung arbeiten, gehen Valtteri Bottas und Guanyu Zhou 2024 immerhin in ihre dritte Saison mit den Schweizern. Auch die Fahrer wissen: Im Vorjahr hat das Team "ganz ehrlich gesagt die Ziele, die wir uns gesetzt haben, nicht erfüllt", so Bottas.

"Wir müssen das jetzt lösen", fordert Bottas. Er stößt das Team zu Ambitionen an: "Ich persönlich gehe in die dritte Saison, die Ziele müssen ambitioniert sein. Meine eigenen Erwartungen sind hoch. Wir müssen auf jeden Fall einen guten Schritt machen und Fortschritte relativ zum letzten Jahr sehen."

Diese Fortschritte wollen alle im Team sehen. Der C44 soll aggressiver sein, der Entwicklungsplan aggressiver, vor allem hintenraus soll das Auto daher einen deutlichen Schritt machen, auch wenn es zu Saisonbeginn vielleicht noch unscheinbar agiert. "Die ganzen Änderungen sind es, die mir das Vertrauen geben", unterstreicht Bottas. "Wir haben einiges an neuen Ressourcen in verschiedenen Abteilungen, eine ganz neue Identität, das neue Auto sieht anders aus - und nicht nur in Sachen Lackierung."

So geht es weiter mit den Formel-1-Präsentationen 2024

Nach dem Launch-Doppel vom Montag geht es für die Formel 1 in eine kurze Präsentations-Pause. Erst am Mittwoch, dem 7. Februar, steht mit Alpine um 14:30 Uhr das nächste Event an. Dort wird nicht nur das Formel-1-Team für 2024 vorgestellt, sondern auch das neue Langstrecken-Programm, mit dem Mick Schumacher in diesem Jahr erstmals in der Le-Mans-Topklasse LMDh am Start stehen wird.

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