Die Winterpause ging in den letzten Tagen mit zwei Paukenschlägen zu Ende. Nachdem am Mittwoch die Formel 1 die Absage an Andretti-Cadillac offiziell machte, wurde am Donnerstagabend bekannt, dass Lewis Hamilton 2025 von Mercedes zu Ferrari wechseln wird.
Heute (Freitag) eröffnete Haas mit seiner Präsentation die Launch-Saison für das kommende F1-Jahr. Wie schon aus der Vergangenheit gewohnt, zeigte die Mannschaft aus Kannapolis aber nicht ihr echtes Auto, sondern präsentierte nur das Design des VF-24 in Form einiger Renderings.
Haas bleibt schwarz: Nur kleine Design-Änderungen am VF-24
Design-technisch bleibt Haas seiner schwarz-weißen Farbgebung mit einigen roten Akzenten treu. Die größte optische Änderung zeigt sich an der Frontpartie. Diese ist nun beinahe komplett in schwarz gehalten, und wird von weißen Streifen an den Außenkanten, sowie an der Nase umrahmt. Die US-Flagge wanderte ebenfalls an die Front, während sie im Vorjahr noch seitlich hinter der Vorderachse angebracht war.
Die weiteren Änderungen muss man mit der Lupe suchen: Auf der Seitenflanke wanderte - auch aufgrund des neuen Seitenkastens - der weiße Streifen etwas weiter von der Kante weg. Er wird etwas schmäler und kürzer. Die Heckpartie bleibt praktisch unverändert. Technisch zeigen sich jedoch schon einige Änderungen zum Vorgänger-Modell.
Haas-Technik: Wie viel ist real?
Wie immer ist bei Renderings größte Vorsicht geboten - gerade bei Haas. Die US-Amerikaner hängen am Tropf von Ferrari und kaufen unter anderem die kompletten Radaufhängungen in Maranello ein. Einerseits könnte es sein, dass Haas hier die Vorjahres-Version einbaut. Andererseits könnte es auch sein, dass Haas noch nicht zu viel verraten darf.
Jedenfalls sind Vorder- und Hinterradaufhängung bei den Renderings nach dem bisherigen Prinzip ausgelegt: Pushrod an der Vorder- und Pullrod an der Hinterachse. Damit würde man - und gegebenenfalls auch Ferrari - hier nicht in Richtung Red Bull umschwenken. Der Weltmeister macht es seit Beginn der Ground-Effect-Ära genau gegenläufig: Vorne Pull-, hinten Pushrods.
Beim restlichen Fahrzeug sieht man den Konzeptumschwung in Richtung Red Bull sehr deutlich. Schon mit dem großen Update in Austin schlug man diese Richtung als letztes Team ein. Allerdings erlaubte die grundlegende Architektur nicht, dass Fahrzeug konsequent in diese Richtung zu trimmen.
Deshalb nahm man über den Winter zwei große Baustellen in Angriff: Die untere seitliche Crashstruktur (Side Impact Structure) wurde deutlich weiter unten platziert. Somit wächst dem Seitenkasten keine Beule mehr heraus. Stattdessen wird die SIS nun in die Oberseite des Unterbodens integriert.
Gleichzeitig änderten die Haas-Ingenieure auch die Kühler-Anordnung. Zuvor hatte man in den voluminösen Seitenkästen jede Menge Platz. Entsprechend schlank war die Motorabdeckung ausgeführt. Nun scheinen einige Kühl-Elemente nach oben gerutscht zu sein - das würde auch die größere Airbox im Vergleich zum Vorjahr erklären. Statt einer A-Öffnung gibt es nun daneben noch zwei Lufteinlässe.
Technik-Fazit: Bei den Radaufhängungen sollten noch nicht allzu viele Rückschlüsse gezogen werden. Beim restlichen Fahrzeugkonzept zeigt Haas das, was man erwartet hatte: Eine konsequente Entwicklung der letztjährigen B-Spezifikation in Richtung Red Bull. Umbaumaßnahmen an der Crash-Struktur und der Kühler-Anordnung haben das über den Winter ermöglicht.
Haas präsentiert neuen Technik-Chef
Haas stellte gleichzeitig mit dem neuen Auto auch seinen neuen Technik-Chef vor. Andrea de Zordo tritt die Nachfolge von Simone Resta an und wird in dieser Saison die Rolle als Technik-Direktor ausfüllen. Er war zuvor als Chefdesigner für die Mannschaft aus Kannapolis aktiv und sammelte vor seiner Zeit bei Haas auch schon Formel-1-Erfahrung bei McLaren und Minardi. Wer auf seinen Posten als Chefdesigner nachrücken wird, ist noch nicht bekannt. Ein interner Nachfolger wird gesucht.
Zudem entstand über den Winter der neue Posten des 'Performance-Direktors'. Diese Rolle wird durch Damien Brayshaw besetzt. Der ehemalige Ferrari-Mann stand seit 2020 bei Haas als Leiter der Fahrzeug-Performance-Gruppe unter Vertrag. Er ist vor allem für die Upgrades des Autos zuständig und dahingehend auch verantwortlich für die Update-Koordination zwischen den involvierten Abteilungen.
Ayao Komatsu: So beschreibt der neue Teamchef die Ausgangslage
Der Launch war auch die erste Möglichkeit für den neuen Teamchef, um Stellung zu beziehen. Ayao Komatsu übernimmt ab dieser Saison die Rolle von Günther Steiner, der sich von Haas verabschieden musste, nachdem er das F1-Projekt der US-Mannschaft selbst aufgebaut und acht Jahre lang angeführt hatte. Beim Launch konnte Komatsu erstmals ausführlich Stellung beziehen.
Komatsu kündigte an, dass er zu Saisonbeginn keine Wunderheilung der WM-Letzten des Vorjahres erwartet. "Wir sind realistisch, was unsere Erwartungen an den VF-24 angeht. Es liegt noch viel Arbeit vor uns, um Fortschritte zu machen und unsere Leistung zu steigern, aber alle hier sind hoch motiviert und können es nicht erwarten auf die Strecke zu gehen", wird er in der Aussendung zitiert.
Komatsu: Wegen Austin-Update zwei Monate verloren
Der Japaner beschrieb den VF-24 als Produkt einer Entwicklung, welche schon mit dem großen Upgrade in Austin 2023 eingeleitet wurde. Jedoch konnte man aufgrund des grundsätzlichen Konzepts des vorjährigen Autos, etwa im Bereich der Seitenkästen und der Kühlung, noch nicht alle Änderungen bereits damals anbringen.
Trotz des neuen Konzepts, geht Komatsu davon aus, dass noch weitere Upgrades notwendig sind, um auf das Feld aufzuholen. "In Bahrain werden wir weiter hinten in der Startaufstellung stehen. Wenn wir nicht sogar Letzter sein werden", so Komatsu.
Verantwortlich in der Verzögerung für die Entwicklung des derzeitigen Autos machte Komatsu ebenfalls das Austin-Upgrade im Vorjahr, welches seiner Kalkulation zufolge zwei Monate Entwicklungszeit kostete. "Das hat wirklich Ressourcen verschlungen, sodass wir dort Zeit verloren haben. Aber das Team findet gute Fortschritte im Windkanal", versuchte er sich im Optimismus.
Formel-1-Präsentationen 2024: So geht es weiter
Nachdem Haas den Launch-Auftakt hingelegt hat, geht es ab nächster Woche Schlag auf Schlag. Bereits am Montag absolvieren Williams und Sauber ihre Präsentation für die Formel-1-Saison 2024, darauf folgen am Mittwoch und Donnerstag Alpine und das kleine Red-Bull-Team.
- +++ 2. Februar: Haas +++
- 5. Februar: Williams
- 5. Februar: Sauber
- 7. Februar: Alpine
- 8. Februar: Racing Bulls
- 12. Februar: Aston Martin
- 13. Februar: Ferrari
- 14. Februar: Mercedes
- 14. Februar: McLaren
- 15. Februar: Red Bull
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