Die Formel-1-Präsentationen gehen mit Ferrari in die heiße Phase. Keine große Live-Show wie im Vorjahr ist der Launch der Scuderia diesmal, doch das neue Auto für die Saison 2024 so oder so spektakulär. Der SF-24 markiert nicht nur einen technischen Umbruch, sondern liefert auch ein neues Design.

Bei der diesjährigen Präsentation beschränkte sich Ferrari auf ein kompakteres Show-Paket. Um 12:00 Uhr am Dienstag wurden Auto und Design per vorproduziertem Video-Rendering und mit einer Pressemitteilung enthüllt.

Ferrari präsentiert den SF-24 für die Formel-1-Saison 2024 (01:38 Min.)

Neues Design für Ferrari: SF-24 tauscht Schwarz gegen Gelb-Weiß

Am SF-24 ist wirklich fast alles neu, und das beinhaltet auch die Lackierung. Nachdem die Scuderia mit dem Beginn der neuen Regeln auf ein dunkles Rot mit schwarzen Flügeln in Anlehnung an die 80er und 90er gesetzt hatte, gibt es 2024 einen Design-Wandel. Zwar verschwindet das Schwarz nicht komplett, aber ein Flügelelement vorne und hinten wird rot.

Das Rot bekommt 2024 aber vor allem gelbe und weiße Akzente. Das hatte die Scuderia bereits in den letzten Tagen mit den neuen Rennanzügen angekündigt. Das Gelb erinnert an die jüngeren Erfolge der Scuderia. In Le Mans nämlich, wo das neue 499P-Hypercar im Vorjahr den Gesamtsieg holte. Das war schon beim Italien-GP in Monza vom F1-Team daraufhin mit Spezial-Design gefeiert worden.

Auch das Weiß hatte im Vorjahr mit einer Sonderlackierung in Las Vegas ein positives Gastspiel gegeben. Beide Farben werden in Form von Streifen eingearbeitet, welche vom vorderen Bereich des Seitenkastens über die Motorabdeckung nach hinten gezogen werden, sowie über weitere Streifen auf der Nase.

Ferrari überrascht: Red-Bull-Konzept mit alter Aufhängung?

Wie immer gilt: Bei Launch-Bildern ist Vorsicht angebracht. Technisch ist der SF-24 eine Neuentwicklung inklusive neuem Chassis. Das hatte Ferrari bereits im letzten Sommer bestätigt. Es ist das Ende der 2022 eingeführten breiten Seitenkästen. Das neue Auto ist vielmehr das nächste im Feld mit echten Downwash-Seitenkästen.

"Jeder Bereich des Autos wurde neu designt, auch wenn unser Startpunkt jene Entwicklungsrichtung war, die wir letztes Jahr eingeschlagen haben und mit der wir wettbewerbstechnisch am Ende einen Schritt nach vorne gemacht haben", hält Chassis-Cheftechniker Enrico Cardile fest. Die ersten Gehversuche mit dem Downwash-Konzept waren 2023 durch das dafür nicht passende Chassis gebremst worden.

Aufgefallen war das im Vorjahr vor allem durch die Delle im Seitenkasten. So eine gibt es am neuen Auto nicht mehr. Das neue Ferrari-Chassis hat die seitlichen Crash-Strukturen neu arrangiert, und erlaubt damit kompaktere Seitenkästen mit hoch angesetztem Lufteinlass und einem "Undercut" zwischen Lufteinlass und Unterboden, oft als "Red-Bull-Konzept" beschrieben.

Präsentation Ferrari SF-24
Der neue Ferrari SF-24 im Profil, Foto: Ferrari

Die Seitenkästen an sich sind wie bei inzwischen allen Teams keine reine Kopie der letzten Red Bulls, sondern haben eine Mulde. Die erscheint aber auf den ersten Renderings bei weitem nicht so aggressiv wie bei Aston Martin oder Alpine. Wie mehrere Autos folgt Ferrari beim Lufteinlass dafür dem Red-Bull-Weg, indem die untere Lippe weiter nach vorne gezogen wird.

Wenn es um das Kopieren einer Red-Bull-Idee geht, dann wurde in den letzten Tagen nichts so oft thematisiert wie die Aufhängungen. Da ist es doch überraschend, dass Ferraris Neudesign an der Vorderachse trotzdem bei den seit zwei Jahren verwendeten Pushrods bleibt. Viele andere Teams haben inzwischen auf den Pullrod-Weg gewechselt, den Red Bull und McLaren vorgeben und der aerodynamische Vorteile bringt. Ferrari hatte schon im Vorjahr die Frontpartie komplett überarbeitet, auch da das Konzept aber nicht geändert.

Präsentation Ferrari SF-24
Das Heck des Ferrari SF-24, Foto: Ferrari

Nicht nur die Vorderradaufhängung bleibt - auch am Heck hält Ferrari am bisherigen Weg fest. Hier setzt man weiterhin auf Pullrods. Der Rest der Formel 1 hat sich hier in den letzten Jahren zu Pushrods hin verabschiedet.

Auch sonst erinnert an diesem Auto, an dem alle Bereiche überarbeitet worden sein sollen, noch viel ans Vorjahr. Der zweite schmale vertikale Luftschacht unter dem Seitenkasten-Einlass ist nach wie vor da, ebenso der kleine Auslass neben dem Halo. Beim Frontflügel hängt das unterste Element weiterhin frei, nicht an der Nase. Die im Vorjahr eingeführten kleinen Abweiser zwischen den oberen Flügelelementen fehlen.

Präsentation Ferrari SF-24
Der neue Ferrari SF-24 von oben, Foto: Ferrari

Ferrari verhalten: 2024 muss an 2023 anschließen

Die großen Umbauten gehen nicht einher mit großen Zielen. Das hatte Teamchef Fred Vasseur seit inzwischen Monaten gepredigt. Mit großen Ambitionen war Maranello in die letzten beiden Jahre gestartet, und zwei Mal von Red Bull deutlich geschlagen worden. Also wird 2024 zurückgeschraubt. Eine WM-Ansage findet man in den ersten Statements beim Launch keine.

Das ist nur realistisch. Bei einem so großen Umbau wie dem SF-24 ist es gefährlich anzunehmen, dass man das Paket vom ersten Rennen an verstehen wird. Genauso sind Erfolge gegen Red Bull, die mit ihrem Konzept bereits ins dritte Jahr starten, nicht leicht. "Wir müssen dort weitermachen, wo wir letztes Jahr aufgehört haben", fordert Vasseur. "Konstant vorne mitfahren, und uns konstant verbessern."

"Der SF-24 sollte weniger sensibel und einfacher zu fahren sein für uns", kündigt Charles Leclerc an. Basierend auf den bisherigen Simulator-Sessions ist er zuversichtlich, dass dieses Ziel erreicht wurde. Auch Teamkollege Carlos Sainz bestätigt diesen ersten Eindruck. Am Tag der Präsentation bewegten beide Fahrer das Auto in Fiorano zum ersten Mal - Sainz für zwei, Leclerc für drei Runden.

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