1. Warum gab es Ärger bei den Boxenstopps?
Nach und nach poppten Mitteilungen der Rennleitung auf dem Monitor auf, die selbst bei den Teams zunächst für Rätselraten sorgten. Einem Team nach dem anderen wurde vorgeworfen, sich beim Boxenstopp falsch verhalten zu haben. Nach dem Rennen wurden alle Teammanager zu den Stewards zitiert. Es ging darum, dass nicht alle Mitglieder der Boxencrews ihre Helmvisiere geschlossen hatten. Manche trugen zwar Brillen darunter, aber nicht alle. Die Stewards beließen es bei mahnenden Worten. Die Teammanager sollen ihre Pitcrews für das Thema Sicherheit sensibilisieren.
2. Wieso hat Perez die Stewards beleidigt?
Sergio Perez verlor das Podium beim Saisonfinale aufgrund einer 5-Sekunden-Strafe. Der Red-Bull-Pilot hatte die Ziellinie als Zweiter überquert, wurde dann aber nur als Vierter gewertet. Im Zweikampf gegen Lando Norris sahen die Stewards Perez als überwiegend verantwortlich für die leichte Berührung. "Diese Stewards sind einfach nicht auf Formel-1-Niveau", ärgerte er sich. Damit aber noch nicht genug: "Die Stewards sind ein Witz. Ich kann es nicht glauben. Sie waren in diesem Jahr sehr schlecht, aber das ist wirklich nur noch ein Witz." Die Stewards rund um ihren Vorsitzenden Gary Connelly fanden die Funksprüche gar nicht so witzig und luden Perez nach dem Rennen vor.
Sie sahen in 'persönlichen Beleidigungen' einen Bruch des International Sporting Codes. Eigentlich übergeben die Stewards derartige Fälle an ihre Kollegen des nächsten Rennens, damit sie als Betroffene nicht darüber urteilen müssen. Weil es das Saisonfinale war, sahen sich Connelly und seine Kollegen die Sache selbst an. Nach einer Entschuldigung kam Perez mit einer formellen Verwarnung davon. Dem Mexikaner wurde zugutegehalten, "dass er nicht dafür bekannt ist, derartige Kommentare zu machen und bei Anhörungen immer sehr respektvoll war." Wie der Fall wohl bei Max Verstappen ausgegangen wäre?
3. Warum ließ Leclerc Perez absichtlich vorbei?
Spannender als die Strafe an sich und die Querelen mit den Stewards waren aber die Auswirkungen auf die Konstrukteurs-WM. Ferrari und Mercedes kämpften bis zur letzten Runde um Platz zwei. Die Scuderia musste vier Punkte aufholen, um an den Silberpfeilen vorbeizugehen. Während Lewis Hamilton auf Rang neun und Carlos Sainz außerhalb der Punkteränge nur Nebenrollen spielten, ging es zwischen Charles Leclerc und George Russell heiß her.
Kurz vor Rennende belegten Leclerc und Russell die Plätze zwei und drei. Perez kam aber mit frischen Reifen und 5-Sekunden-Strafe von hinten angeschossen. Vier Runden vor Rennende überholte Perez Russell. Leclerc lag somit auf Rang zwei, Russell auf vier - für Ferrari hätte dieses Ergebnis gereicht. Durch die Perez-Strafe würde Russell aber wieder aufrücken. Also wollte Leclerc, dass Perez in den letzten vier Runden noch fünf Sekunden auf Russell herausfuhr.
Leclercs Taktik: Perez vorbeiwinken und dabei noch Windschatten und DRS geben. Gesagt, getan. Doch aufgegangen ist der Plan nicht. 1,2 Sekunden fehlten Perez am Ende. Dabei hätte Leclerc durchaus auch noch Russell aufhalten können. "Das hat gezeigt, dass er ein Sportsmann ist", lobte Mercedes Motorsportchef Toto Wolff. Ferrari-Teamchef Fred Vasseur machte seinem Piloten keinen Vorwurf: "Das ist ein schmaler Grat. Wenn man ein bisschen zu stark verlangsamt, landet man selbst dahinter."
4. Worum ging es im Streit zwischen Hamilton und Alonso?
Lewis Hamilton gegen Fernando Alonso: Beim Abu Dhabi GP gerieten die zwei Altmeister aneinander. Hamilton warf Alonso im Zweikampf Braketesting vor. Dabei handelt es sich um unsportliches Verhalten, bei dem der Vordermann unnötig auf die Bremse tritt und der Hintermann darauf reagieren muss. Die Stewards untersuchten den Fall, sprachen Alonso aber frei.
"Wir waren beide auf Vollgas 300 bis 400 Meter vor der Kurve. Ich fuhr 180 Meilen [ca. 290 km/h] und er verlangsamt plötzlich direkt vor mir drastisch", beschwerte sich Hamilton später. Auf die Bremse ging Alonso nicht, aber tatsächlich ging er absichtlich unnötig vom Gas. Er wollte Hamilton am DRS-Messpunkt vorlassen, um anschließend selbst DRS zu haben.
Alonso konnte sich später einen Seitenhieb nicht verkneifen: "Lewis ist sehr clever, versteht den Sport sehr gut und hat viel Erfahrung, aber ich habe mehr." Schon 2013 kam es beim Kanada GP zwischen den beiden zu DRS-Spielchen. "10 Jahre nach dieser ersten Episode haben wir wieder versucht, uns vor Kurve 5 gegenseitig das DRS zu nehmen. Aber in beiden Fällen habe ich gewonnen, also ist es okay." Tatsächlich aber verlor Alonso den Kampf diesmal: Hamilton bekam DRS und ging vorbei. Eine Runde später aber konterte der Spanier.
5. Warum kam Sainz so spät an die Box?
Carlos Sainz kam nach seinem Unfall im 2. Freien Training überhaupt nicht mehr in Fahrt. Von Startplatz 16 blieb die Aufholjagd aus. Das hatte aber auch teilweise mit der Strategie zu tun. Ferrari zockte bei Sainz und schickte ihn auf harten Reifen los. Darauf sollte er einen Großteil des Rennens absolvieren. Allerdings war der Reifenabbau bei allen deutlich höher, fast das gesamte Feld stellte auf eine Zweistopp-Strategie um - so auch Ferrari.
In Runde 23 wechselte Sainz von Hard auf Hard. Damit war klar, dass er noch einmal zum Stopp kommen muss. Ferrari wartete aber bis Runde 56 von 58, weil man auf ein Safety Car spekuliert hatte. Aus eigener Kraft hätte Sainz auch mit einem früheren Stopp wohl keine Punkte geholt.
6. Hat AlphaTauri Konstrukteurs-Platz 7 verzockt?
Als es darauf ankam, fuhr Yuki Tsunoda das wohl beste Rennen seiner Karriere. Platz acht reichte aber nicht aus, um Williams in der Konstrukteurs-WM noch Platz sieben abzunehmen. Nach dem Rennen gab es Kritik an der Strategie bei AlphaTauri. Tsunoda war der einzige Pilot in den Top-10, der auf eine Einstopp-Strategie setzte. Hatte man deshalb Williams nicht mehr abgefangen?
Vor den Stopps lag Tsunoda vor Alonso, im Ziel lag der Spanier vor dem Japaner. Mit einer Zweistopp-Strategie hätte man möglicherweise Alonso hinter sich halten können, weiter nach vorne wäre es aber höchstwahrscheinlich nicht gegangen. Die zwei zusätzlichen Punkte für Platz sieben hätten nicht gereicht, um Williams abzufangen.
Dass Daniel Ricciardo im Rennen keine Rolle spielte, hatte nicht nur mit seinem schwachen Qualifying zu tun: Im Rennen zwang ihn ein Abreißvisier in der Bremsbelüftung zu einem vorzeitigen Stopp. Logan Sargeant richtete seine Strategie später nur auf Ricciardo aus, um dem Australier Zeit zu kosten. Ricciardo verpasste die Punkte um eine Sekunde.
7. Wer holte Platz 4 in der Fahrer-WM?
Im Kampf um die Millionen der Konstrukteurs-WM ging das Finale der Fahrer-WM etwas unter. Immerhin der Kampf um Platz vier war noch richtig spannend. Fernando Alonso reichte schließlich Platz sieben. Aber es war denkbar knapp: Nach Platz zwei für Charles Leclerc herrschte Punktgleichstand: 206 zu 206. Beide erreichten 2023 keinen Sieg und drei zweite Plätze. Ausschlaggebend waren schließlich die dritten Plätze. Hier hatte Alonso die Nase mit 5:3 vorne. Lando Norris landete nur einen Punkt dahinter auf Rang sechs, Carlos Sainz blieb bei 200 Punkten stehen und wurde so Siebter.
8. Warum gab es schon wieder Stress bei Alpine?
Schon wieder haderte Pierre Gasly mit der teaminternen Strategie. Gasly wollte wissen, warum Esteban Ocon früher zum Stopp kommen durfte und ihn mit dem Undercut überholte. Am Ende war es aber egal, denn Gasly hatte die Pace nicht. In der Startrunde bekam er einen kleinen Schubser von Sergio Perez, später fuhr ihm Lewis Hamilton in den Diffusor. Der Bolide verlor durch die Beschädigungen erheblich an Abtrieb.
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