Daniel Ricciardo richtete mit seiner Überraschungs-Performance im Qualifying zum Großen Preis von Mexiko eine klare Kampfansage an Red-Bull-Pilot Sergio Perez. Der AlphaTauri-Rückkehrer glänzte erst mit der Hilfe von Teamkollege Yuki Tsunoda und dann im Alleingang. So musste sich Lokalmatador Sergio Perez auf Platz 5 hinter dem Australier einreihen. Dr. Helmut Marko ist von der Leistung begeistert.

Ricciardo empfiehlt sich für Red Bull

Red Bull-Pilot Max Verstappen und Daniel Ricciardo, der sein Comeback im AlphaTauri gibt.
Fährt Ricciardo bald neben Verstappen?, Foto: LAT Images

Bei Dr. Helmut Marko blieb der Qualifying-Erfolg nicht unbemerkt. "Unglaublich, er [Daniel Ricciardo] hat alles rausgeholt. Ein tolles Comeback nach der Handverletzung, und eine gute Empfehlung für die Zukunft", sagte der Red-Bull-Motorsportchef gegenüber Sky Deutschland. Eigentlich versicherten sowohl Red Bull als auch Sergio Perez selbst, dass das 2024er-Cockpit dem Mexikaner zusteht. Könnte der Platz jetzt doch noch ins Wanken geraten? Ricciardo will davon nichts wissen: "Das ist cool, aber ich bin vor vielen Fahrern. Ich freue mich, wieder so weit vorne zu sein. Es ist schon eine Weile her."

Den letzten großen Durchbruch hatte er 2021 beim McLaren-Doppelsieg in Monza. "Ein Teil von mir möchte heute feiern. Es ist sicherlich ein Tag, der gefeiert werden sollte. Das gilt auch für das Team. Es kommt nicht oft vor, dass sie sich so weit vorne in der Startaufstellung qualifizieren, besonders in diesem Jahr", so der AlphaTauri-Pilot erleichtert. Dem italienischen Rennstall fehlen aktuell drei Punkte, um Haas vom 9. WM-Platz zu verdrängen.

Tsunoda opfert sich für Ricciardo

AlphaTauri-Fahrer Yuki Tsunoda vor Teamkollege Daniel Ricciardo
Mit Hilfe von Tsunoda kam Ricciardo ohne Probleme ins Q3 , Foto: LAT Images

Daniel Ricciardo stach schon das gesamte Wochenende mit einer herausragenden Pace hervor. Der Australier befand sich in allen Trainingssessions unter den Top-10: Auffällig war dabei, dass die beiden AlphaTauri-Piloten bereits im Training fleißig Windschatten-Spielchen geübt hatten. "Am Ende war ich mit unserer Ausführung vom Windschattenfahren ziemlich zufrieden. Er [Ricciardo] konnte sich immer wieder verbessern. Das hat Spaß gemacht", so Tsunodas Fazit.

Der Grund für Tsunodas Opfer war, dass er im Rennen aufgrund einer Strafe ohnehin vom letzten Platz starten muss. "Ich habe für das Team getan, was ich tun konnte. Natürlich ist es frustrierend, dass ich das Qualifying und die Chance durch die Situation [die Strafe] verpasst habe. Vor allem, weil das Auto wirklich sehr gut ist. Aber es ist, wie es ist", sagte Tsunoda nach seinem Q2-Aus.

Mit der Hilfe des 23-Jährigen konnte Ricciardo in Q1 den dritten Rang und in Q2 den vierten Platz belegen. Nachdem Tsunoda seinem Teamkollegen auch in der zweiten Session unter die Arme gegriffen hatte, blieb ihm eine schnelle Runde auf dem Zeiten-Tableau verwehrt. Damit war der Australier in Q3 auf sich allein gestellt.

Ricciardo fährt wütend über die Ziellinie

AlphaTauri-Fahrer Daniel Ricciardo
Ricciardo ärgerte sich im Qualifying über seinen letzten Run, Foto: LAT Images

Nachdem Ricciardo das gesamte Qualifying vom Windschatten seines Teamkollegen profitiert hatte, hätte wohl keiner damit gerechnet, dass der Australier - neben den Ferrari-Piloten - zum Überraschungs-Mann der Session werden würde. "Das wahrscheinlich coolste am heutigen Tag war, dass man nicht sagen konnte: 'Sie haben es geschafft, aber sie haben ein paar Zehntel durch den Windschatten gewonnen.' Sondern wir hatten echte Pace", freut sich Ricciardo.

Mit dem vierten Startplatz setzte er im eigentlich schwachen AlphaTauri ein klares Zeichen: Denn er stach Lokalmatador Sergio Perez aus. Doch die Freude hielt sich anfangs in Grenzen: "In der letzten Runde bin ich ziemlich wütend über die Ziellinie gefahren, weil ich mich nicht verbessert habe. Im ersten Sektor war ich noch gut dabei, aber im Laufe der Runde habe ich immer mehr abgebaut."

So ging es nicht nur Ricciardo, auch die Top-3 konnten ihre persönlichen Bestzeiten nicht mehr toppen. "Vielleicht hat die Strecke nachgelassen. Dadurch habe ich mich ein bisschen besser gefühlt", so der AlphaTauri-Pilot. Mit dem Ergebnis überraschte er sich am Ende sogar selbst: "Ich bin das gestern Abend im Kopf durchgegangen. Ich dachte, dass wir heute vielleicht P6 oder P7 holen könnten, wenn alles gut läuft."

AlphaTauri änderte Ricciardos F1-Boliden

AlphaTauri-Fahrer Daniel Ricciardo
Ricciardo fährt in Mexiko mit einer anderen Abstimmung, Foto: LAT Images

Yuki Tsunodas Windschatten war jedoch nicht der einzige Schlüssel zum Erfolg. "Wir haben das Auto im Vergleich zur letzten Woche [in den USA] verändert. Wir haben schon in Zandvoort - wo ich den Unfall hatte - eine Änderung vorgenommen. In den wenigen Runden, in denen ich dort auf den Hards gefahren bin, waren wir auf der Strecke konkurrenzfähig", so Daniel Ricciardo.

Ab diesem Punkt war sich der Australier sicher: Das Setup geht in die richtige Richtung. Testen konnte er die Veränderung durch den verletzungsbedingten Ausfall aber erst einmal nicht. Auch bei seinem Comeback in Austin konnte AlphaTauri das Setup mit nur einer Trainingssession nicht unter die Lupe nehmen. "Man muss das fahren, was man mitbringt", so der Australier.

"Deswegen war ich sehr gespannt auf dieses Wochenende, um zu sehen, wie es sich anfühlt. Mit meinem Fahrstil war es die Richtung, die mich ein wenig zuversichtlicher machte", freut sich Ricciardo. Zwei Jahre lang hatte er mit dem McLaren zu kämpfen: Sein Fahrstil passte nicht zum Auto. Jetzt scheint der Australier wieder zu alter Stärke zurückgefunden zu haben. "Das Auto war vorher schon gut zu mir. Ich habe mich wohl gefühlt, jetzt kann ich mich aber noch mehr darauf verlassen", so der AlphaTauri-Pilot.