Daniel Ricciardo steckt schon früh in der Formel-1-Saison 2024 in einer tiefen Krise. Im teaminternen Vergleich verlor der Australier bisher jedes Qualifying-Duell gegen seinen jüngeren Stallgefährten Yuki Tsunoda. Zu allem Überfluss patzte Ricciardo am vergangenen Wochenende bei seinem Heimrennen in Melbourne im Qualifying und beendete das Rennen außerhalb der Punkte - während Tsunoda die Racing Bulls mit Platz sieben eigenhändig an die Spitze der unteren Tabellenhälfte beförderte.

Ricciardo selbst zeigte sich nach dem Qualifying ratlos und erinnerte damit stark an sein gescheitertes McLaren-Abenteuer, das Ende 2022 vorzeitig beendet wurde. "Daniel Ricciardo hat massive Probleme, ähnlich wie er sie zwei Jahre lang bei McLaren hatte", meint auch Christian Danner in der neuesten Ausgabe des AvD-Motorsport-Magazins. An die Theorie, Tsunoda habe sich lediglich stark verbessert, glaubt Danner indes nicht: "Ich glaube mehr, dass Ricciardo das Problem ist, als dass Tsunoda überragend fährt."

Racing Bulls-Fahrer Yuki Tsunoda
Yuki Tsunoda sammelte in Australien die ersten Punkte für die Racing Bulls, Foto: LAT Images

Danner: Ricciardo nicht nur bei Red Bull gut

Hat Ricciardo etwa das Rennfahren verlernt? "Grundsätzlich kann man es nicht verlernen", verneint Danner. Der Ex-Formel-1-Pilot erinnert zudem daran, dass die letzten überzeugenden Ricciardo-Performances noch nicht allzu weit zurückliegen: "Wenn man draufschaut, war Ricciardo schon bei Red Bull wahnsinnig gut und dann hatte er bei Renault auch ein paar, ich sage mal, durchaus coole Jahre. Auf jeden Fall hat er da auch gut überholt und ist gut gefahren. Also ich glaube nicht, dass es auf Red Bull zu reduzieren ist."

Im neuen AvD-Motorsport-Magazin mit Christian Danner, äußerte sich der ehemalige Rennfahrer unter anderem auch zur Strafe gegen Fernando Alonso und zur starken Performance von Carlos Sainz. Im Video könnt Ihr die gesamte Folge sehen:

Alonso vs. Russell: Fieser Trick oder abgezockt? (25:40 Min.)

Ricciardo hatte Red Bull Ende 2018 zugunsten des französischen Werksteams verlassen. Nach einer schwierigen Debütsaison 2019 erzielte er im darauffolgenden Jahr den ersten Podestplatz für Renault seit dem Werkscomeback 2016. In der WM-Wertung reihte er sich auf Rang fünf ein und hatte seinen Teamkollegen Esteban Ocon klar im Griff.

Danner: Ricciardo muss Tsunoda bügeln

Es folgte die bekannte Misere bei McLaren, die sich nun bei den Racing Bulls fortzusetzen scheint: "Eines ist klar: Das dauert jetzt ein bisschen zu lange, diese schwache Form", so Danners Urteil. Besonders schwer wiege die Ricciardo-Krise in Anbetracht des eigentlichen Ziels seines Formel-1-Comebacks: "Wenn ich mir irgendwie die Vorgabe mache, ich möchte irgendwann mal wieder zu Red Bull, beziehungsweise gegen Max Verstappen fahren, dann muss Tsunoda, egal in welcher Topform er sich gerade befindet, auf jeden Fall zu bügeln sein."

Eine Meinung, mit der Danner nicht allein dasteht. Schon Dr. Helmut Marko hatte bei Ricciardos Rückkehr zum ehemaligen Toro-Rosso-Team angekündigt, Ricciardo müsse für eine Zukunft bei Red Bull klar schneller als Tsunoda sein. Davon ist der achtmalige GP-Sieger momentan weit entfernt - und muss stattdessen um sein Cockpit bangen.

Bei McLaren fand Ricciardo keinen Ausweg aus dem Performance-Loch, Foto: LAT Images
Bei McLaren fand Ricciardo keinen Ausweg aus dem Performance-Loch, Foto: LAT Images

Übernimmt Liam Lawson das Ricciardo-Cockpit?

Wie der New Zealand Herald berichtet, soll Ricciardo ein Ultimatum erhalten haben, dass noch die Rennen in Japan und China umfasst. Sollten dann keine Verbesserungen eintreten, soll ab Miami der Neuseeländer Liam Lawson das Cockpit übernehmen, so der Bericht. Lawson vertrat bereits 2023 von Zandvoort bis Katar den damals verletzten Ricciardo.

Trotz der sportlichen Talfahrt wäre dies in Christian Danners Augen aber ein Verlust: "Ich sage es ganz ehrlich: Ricciardo ist eine tolle Bereicherung für die Formel 1, weil er ist, wie er ist. Ein fröhlicher Knopf, der lacht und so weiter." Vor der bitteren Realität könne ihn das aber nicht bewahren. "Ich glaube aber, das Karriereende ist in Sicht", hält Danner fest.

Im Kampf um seine Zukunft erreichte Ricciardo vor dem Japan-GP (07. April 2024) eine weitere Hiobsbotschaft. Im ersten Freien Training in Suzuka muss er sein Cockpit abgeben und erhält folglich noch weniger Vorbereitungszeit auf dem als Fahrerstrecke bekannten Kurs. Was es damit auf sich hat, lest Ihr in diesem Artikel: