Charles Leclerc lacht nach dem Formel-1-Qualifying am Samstag von Platz 1 und nimmt am Sonntag auf dem Autodromo Hermanos Rodriguez die Pole Position ein - die 22. in seiner Karriere. Und das auch noch direkt vor seinem Ferrari-Teamkollegen. So richtig damit gerechnet, dass Ferrari in Mexiko alleine in der ersten Startreihe stehen würde, hat wohl niemand. Am allerwenigstens die Scuderia selbst.

Noch am Freitag meinte Leclerc: "Es wäre eine Riesenüberraschung, wenn wir morgen auf Pole Position fahren könnten." Nun ist diese Überraschung Wirklichkeit geworden. Der Zeitsprung, den der SF-23 von Leclerc zwischen Q2 und Q3 hinlegte, war nicht von schlechten Eltern. Auf seine 1:17,901 im zweiten Qualifying-Segment folgte die Pole-Zeit von 1:17,166 in der entscheidenden Session.

Charles Leclerc: Wusste nicht, dass das im Auto steckt

"Ich habe nicht damit gerechnet und das bis sehr spät in der Session", wunderte sich Leclerc. "Bis Q3 hatten wir keine Ahnung, dass das im Auto steckt und aus irgendeinem Grund passte in Q3 dann plötzlich alles zusammen, abgesehen vom letzten Sektor, und die Rundenzeit war plötzlich da", so der Monegasse.

Dass Ferrari in Mexiko zumindest anhand des Strecken-Layouts auf dem Papier Potenzial haben sollte, war bereits vor dem Wochenende klar. In langsamen Kurven funktionierte der Bolide aus Maranello in diesem Jahr immer gut, doch Mexiko ist aufgrund von verschiedenen Faktoren immer ein Fall für sich.

Analyse: Langsame Kurven retten Ferrari

Die Rundenanalyse zeigt auch, dass es exakt jene Abschnitte waren, in denen Ferrari seine Pole-Zeit rausgefahren hatte. Leclerc machte auf der ersten Hälfte der Strecke seine Zehntelsekunden gut, vor allem in den Kombinationen von Turn 1 und 2, sowie 4 bis 6. Sainz konnte am Ende der Strecke in der Stadion-Sektion aufholen. Leclerc traf diesen Abschnitt nicht perfekt, wie er selbst zugab.

Eine Erklärung, warum Leclerc zwischen Q2 und Q3 Rundenzeit fand, lag in der Vorbereitung seiner Runde und dem mangelnden Verkehr. "Ich hatte eine sauberere Runde. In Q2 war es ein bisschen chaotisch mit dem Verkehr und es war schwierig, die Reifen in das richtige Fenster zu bekommen."

"Es war sehr schlimm auf der Outlap und dann hatte ich noch ein bisschen Verkehr auf meiner Runde, das machte offensichtlich einen größeren Unterschied als ich gedacht hätte", staunte der fünffache Grand-Prix-Sieger.

Carlos Sainz: Erste gute Runde an diesem Wochenende

Noch massiver war der Sprung von Carlos Sainz. Er war in Q2 noch 1,1 Sekunden langsamer als schließlich auf seiner schnellsten Q3-Runde. "Bis zu meiner ersten Runde in Q3 bin ich an diesem Wochenende noch keine einzige gute Runde gefahren und diese Runde war plötzlich richtig gut", zeigte sich der Spanier überrascht.

Ferrari-Fahrer Carlos Sainz Jr.
Carlos Sainz am F1-Samstag in Mexiko, Foto: LAT Images

Dabei habe sich der Umlauf gar nicht perfekt angefühlt. In Kurve 8 berichtete Sainz sogar von einem Rutscher. "Die zweite Runde hat sich für mich viel sauberer angefühlt", so Sainz. In der Rundenzeit spiegelte sich das allerdings nicht wider. Seine Zeit war 0,151 Sekunden langsamer.

Für den Sonntag hält sich die Hoffnung der Ferraris dennoch in Grenzen. Denn genauso unvermittelt wie die Pole Position am Samstag kam, könnte im Rennen die Pace auch wieder verschwunden sein. Die Achillesferse des Ferraris ist und bleibt schließlich der Longrun, wie das Formel-1-Rennen in Austin vor einer Woche einmal mehr unter Beweis gestellt hatte.