Eigentlich sollte Monza eine große Chance für Williams und Alex Albon sein. Der FW44 hat wenig Luftwiderstand und ist dementsprechend schnell auf den Geraden in königlichen Park. Samstagmorgen kam jedoch die Schocknachricht: Der Thailänder hat eine Blinddarmentzündung und fällt daher aus. Ein Glück, dass Williams-Ersatzmann Nyck de Vries bereits am Freitag im Aston Martin ein paar Runden in FP1 drehte.
Der Niederländer sah sich trotzdem ins kalte Wasser geworfen: "Ich sollte eigentlich in der Pre-Qualifying-Show auftreten. Darauf hatte ich mich bei meinem Morgenkaffe vorbereitet. Das hat sich recht schnell geändert. Ich wurde erst eineinhalb Stunden vor der ersten Session heute informiert. Das ging sehr schnell, aber das Team unterstützte mich sehr und hat mich sofort willkommen geheißen."
Der Formel-E-Weltmeister des Vorjahres meisterte die Aufgabe mit Bravour und qualifizierte seinen Teamkollegen Nicholas Latifi aus. Dennoch war de Vries nicht ganz zufrieden: "Es war knifflig und das ist auch die einzige Enttäuschung meiner Qualifying-Session. Ich dachte, dass da noch mehr drin war. Es gab Potential, aber wir haben es nicht zusammenbekommen. Meine zweite Runde in Q1 war sehr gut, das war eine 1:22.1. Damit wäre man am Rande von Q3 gewesen. Der Run in Q2 lief leider nicht so glatt. Trotzdem kann man in so kurzer Zeit kaum mehr erwarten." Am Ende Stand Rang 13 beim Ersatzpiloten, während Latifi mit Platz 16 nicht über Q1 hinaus kam.
Latifi angezählt: Was glaubt ihr, wie ich mich fühle?
Der Stammpilot erklärte, warum es nicht zum Einzug ins zweite Qualifyingsegment reichte: "Als ich den zweiten Reifensatz draufhatte, habe ich die erste Schikane verpasst. Das wars dann. Das bedeutete, dass ich keine zweite Runde mehr fahren konnte. Das ist hier immer sehr eng." Da de Vries als heißer Kandidat gilt, Latifis Cockpit bei Williams zu übernehmen, war der Kanadier auf die Nachfrage der Journalisten in Monza nicht gerade gut zu sprechen: "Was glaubt ihr, wie ich mich fühle? Das könnt ihr doch sicher beurteilen."
Trotz seines Frusts zeigte der Kanadier sportliche Fairness in der Beurteilung der Leistung seines temporären Teamkollegen: "Er kam sehr schnell auf Speed. In FP3 sprang er einfach rein. Das war schon recht beeindruckend wie schnell er gleich war. Ich denke jeder weiß, was für ein schneller Fahrer Nyck ist."
Schnell genug, um sich den Sitz bei Williams zu sichern? De Vries äußerte seine Sicht der Dinge rund um die Spekulationen auf dem Fahrermarkt: "Natürlich könnte man sagen, dass ich unter Druck stehe, weil es eine Möglichkeit [bei Williams, Anm. d. Red.] für mich gibt. In Wirklichkeit mache ich mir aber selbst am meisten Druck."
De Vries startet von P8: Sogar Punkte möglich?
Dank der erneuten Motoren-Strafenflut wird De Vries am Sonntag von Platz 8 ins Rennen gehen. Der Niederländer hat deswegen gemischte Gefühle: "Das bringt mir ein Lächeln auf die Lippen, obwohl ein Teil von mir denkt, dass ich einen besseren Job hätte machen können."
Ob sich der Albon-Ersatzmann dort halten können wird ist angesichts seines Sprungs ins kalte Wasser durchaus fraglich: "Wir müssen heute Nacht unsere Hausaufgaben machen, damit ich für das Rennen bereit bin. Wir brauchen einen guten Start und gute erste Runden, dann können wir hoffentlich gut reinfinden und einen Rhythmus aufbauen. Ich habe keine Ahnung wie es aussieht, denn wir haben keinerlei Longruns gefahren. Vielleicht dürfen wir ja von einem Punkt träumen." Ein punktender Nyck de Vries dürfte den Druck auf Nicholas Latifi nur noch weiter erhöhen. Das ganze Rennen der Formel 1 heute in Monza gibt es hier im Liveticker.
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