Retourkutsche aus der Schumacher-Familie nach einer viel diskutierten Aussage von Haas-Teamchef Günther Steiner zum jüngsten Unfall seines Fahrers Mick Schumacher beim Großen Preis von Monaco: Eine in seinen Augen mehrdeutige, auch als Drohung oder Warnung zu verstehende, Kritik an seinem Neffen beantwortet Onkel Ralf Schumacher nun ebenfalls mit einer Kritik, sowohl an der Kommunikation als auch der jüngst abflachenden Formkurve des Haas-Teams.

Was war passiert? "Bei Mick haben wir ja gesehen, was passiert ist. Es ist nicht sehr befriedigend, wieder einen großen Unfall zu haben. Wir müssen sehen, wie wir von hier aus weitermachen", ließ sich der Südtiroler am Sonntag nach dem Rennen in Monte Carlo in der offiziellen Pressemitteilung des Teams zitieren. Nicht wenige verstanden das als Warnung oder gar Drohung an Schumacher. Wackelt jetzt sogar das Cockpit des 23-Jährigen? Und das schon vorzeitig, noch während der Saison?

Formel 1, Ralf Schumacher: Typisch Günther Steiner!

Davon will Ralf Schumacher nichts wissen. Das sei grundsätzlich unmöglich, sagte der ehemalige Formel-1-Pilot für Williams und Toyota auf Sky Sport News und verweist neben dem laufenden Vertrag auch auf den Status seines Neffen als Ferrari-Junior. Deshalb könnte Steiner über ein Schumacher-Aus bei Haas nicht einmal entscheiden.

Besonders ärgerte sich der heute TV-Experte und Co-Kommentator bei Sky über die Wortwahl Steiners in der Presseaussendung. "Solche Aussagen sind wieder typisch von Günther Steiner. Sie lassen zu viel Interpretation zu", kritisiert Schumacher und wird deutlich: "Das ist überflüssig!" Noch dazu sei nicht nur sein Neffe für das noch immer leere Punktekonto des Deutschen verantwortlich. "Auch das Team hat viele Fehler gemacht", betont Schumacher und erinnert an diverse Defekte und operative Fehler auf Haas-Seiten.

Ralf Schumacher befangen? Sachliche Kritik an Neffe Mick

Gegen eine sachliche Kritik hat Schumacher unterdessen nichts. Trotz seiner engen Verwandtschaft mit dem Sohn seines Bruders Michael Schumacher hatte Ralf Schumacher unmittelbar nach dem Rennen in Monaco jedenfalls selbst nicht mit Kritik an Mick Schumacher gespart. "Der Ausfall im Rennen war sein Fehler. Andere sind an dieser Stelle problemlos vorbeigefahren, er aber nicht", schrieb Schumacher da in seiner Sky-Kolumne. "Er ist aufs Feuchte gekommen und das ist ein Fehler, der dir nicht passieren darf. Das wird gnadenlos bestraft, wie man gesehen hat. Es ist nicht nur das ganze Rennen kaputt, sondern auch budgettechnisch hat ein so stark zerstörtes Auto Folgen für das Team."

Christian Danner: Mick Schumacher hat schon viel geschrottet (10:53 Min.)

Dennoch verlangt Schumacher nun nicht nur von seinem Neffen weniger Fahrfehler. "Auch Haas muss jetzt weitermachen. Denn auch Magnussen tut sich jetzt langsam schwer", verweist Schumacher auf bis dato ausgebliebene Upgrades für den VF-22. So erzielte Schumachers Teamkollege aus Dänemark nach zwölf Punkten aus den ersten beiden Grands Prix des Jahres zuletzt binnen fünf Rennen nur noch drei weitere Zähler. Haas allerdings hält den Ansatz, zuerst das bestehende Paket vollständig zu verstehen und zu optimieren, noch immer für fruchtbarer. Neue Haas-Teile sind erst für den Frankreich-GP vorgesehen. Bis dahin sind noch vier Wochenenden zu bestreiten.

Formel 1: Mick Schumacher will in Baku Trendwende einleiten

Doch auch mit diesem Weg könne es für Mick Schumacher jetzt noch bergauf gehen. "Wichtig ist, dass jetzt mal alles zusammenläuft. Dass es keinen technischen Defekt gibt, dass er seine Trainings fahren kann und dass er keine Fehler macht. Wenn beide Seiten besser zusammenspielen, dann sehe ich da kein Problem", sagt Onkel Ralf.

Mick Schumacher will damit gleich an diesem Wochenende in Baku beginnen. "Dort haben wir eines unserer besten Ergebnisse der letzten Saison geholt, sodass ich hoffe, dass wir mit einem jetzt konkurrenzfähigeren Auto erneut weiter vorne landen und ein gutes Rennen haben können", sagt Schumacher. Mit dem Baku City Circuit handelt es sich allerdings erneut um einen Straßenkurs. Dementsprechend groß ist die Gefahr eines neuerlichen Unfalls. "Ich denke, Baku wird sich im Vergleich zu Monaco sogar ziemlich breit anfühlen", winkt Schumacher ab.

Steiner warnt Fahrer vor nächstem Crash

Einen Crash sollte man in Aserbaidschan noch aus einem anderen Grund tunlichst meiden, ergänzt Teamchef Steiner - den am direkt darauffolgenden Wochenende anstehenden Kanada-GP am anderen Ende der Welt. "Das ist ein langer Trip und das Team arbeitet sehr hart, um alles hinzubekommen", beschreibt Steiner in der Teamvorschau auf das kommende Rennen die logistische Herausforderung des anstehenden Doubleheaders. "Wenn du da noch irgendeinen Schaden am Auto hast, wird es nur noch schwieriger, sodass wir hoffen, in Baku nichts zu beschädigen."

Droht Mick Schumacher F1-Aus? Onkel Ralf erwartet das Gegenteil

Den Namen Schumacher erwähnt der Teamchef diesmal also nur zwischen den Zeilen. Für Onkel Ralf steht trotz der jüngsten Kritikwelle an Mick Schumacher ohnehin fest: Eine Zukunft in der Formel 1 ist alles andere als gefährdet. "Ich glaube, dass die Teamchefs ganz genau sehen, welches Potenzial da ist. Es gibt auch andere Möglichkeiten", meint Schumacher und denkt dabei nicht einmal an die jüngsten Gerüchte aus Italien, die Schumacher bereits als Nachfolger Sebastian Vettels bei Aston Martin handeln. Schumacher verweist auf den sich mehr und mehr anbahnenden F1-Einstieg des Volkswagen-Konzerns: "Da tut sich gerade viel, ein großer deutscher Hersteller kommt in die Formel 1 und möchte unbedingt einen deutschen Fahrer. Von dem her wäre ich vorsichtig."