Sieben Grands Prix, drei Unfälle. Mick Schumachers Crash-Bilanz in der Formel-1-Saison 2022 kann sich alles andere als sehen lassen. Nach dem Unfall im Qualifying in Jeddah und dem Crash mit Sebastian Vettel in Miami gesellte sich nun ein heftiger Schumacher-Unfall in Monaco dazu. Was alle Vorfälle verbindet: Sie waren weitgehend unnötig, entstanden zumindest nicht aus höchster Not heraus oder unter größerer äußerer Einflussnahme, etwa durch andere Fahrer.

In Monaco macht Schumacher selbst keinen Hehl daraus. "Was das Tempo angeht, waren wir da. Es ging nur darum, das Auto auf der Strecke zu halten. Ich war leider nicht in der Lage, das zu tun", gestand der Sohn von Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher. Trotz dieser Selbsterkenntnis kommt der Haas-Pilot um harte Kritik nicht umher, allen voran von seinem eigenen Teamchef. "Es ist nicht sonderlich annehmbar, schon wieder einen großen Unfall zu haben. Wir müssen sehen, wie wir von hier aus weitermachen", ließ sich Günther Steiner sogar in der offiziellen Presseaussendung des Teams zum Rennen in Monaco zitieren.

Ralf Schumacher: Das darf Mick nicht passieren

Selbst Onkel Ralf Schumacher muss sich anschließen. "Mick hat ein Wochenende zum Vergessen erlebt. Der Ausfall im Rennen war sein Fehler. Andere sind an dieser Stelle problemlos vorbeigefahren, er aber nicht", schreibt Schumacher in seiner aktuellen Sky-Kolumne Klartext. "Ich habe zunächst gedacht, er hat mit dem Rad die Leitplanke touchiert und hat sich dabei einen schleichenden Platten geholt. Aber das war nicht die Ursache für den Unfall. Er ist aufs Feuchte gekommen und das ist ein Fehler, der dir nicht passieren darf. Das wird gnadenlos bestraft, wie man gesehen hat. Es ist nicht nur das ganze Rennen kaputt, sondern auch budgettechnisch hat ein so stark zerstörtes Auto Folgen für das Team."

Der langjährige TV-Experte Christian Danner sieht das ähnlich. "Wir sind natürlich froh, dass ihm nichts passiert ist. Aber: Irgendwas muss er schon überdenken. Der Speed ist inzwischen ganz gut, er kommt schon mit, aber mit den Unfällen kann es so nicht weitergehen. Das sind Millionenschäden, die da entstehen. Gerade so ein Team kann das Geld vernünftiger ausgeben", kritisiert der ehemalige Formel-1-Pilot im AvD Motor & Sport Magazin auf SPORT1 Schumacher erneut. Erst kürzlich hatte Danner sich Schumacher für den Unfall in Miami im Interview mit Motorsport-Magazin.com zur Brust genommen.

Christian Danner: Mick Schumacher hat schon viel geschrottet: (10:53 Min.)

Druck wegen Magnussen? Danner: Schumacher muss entspannter werden

Trotz des bereits dritten Unfalls schreiben die Experten Mick Schumacher allerdings zumindest längst nicht ab. In der Formel 1 überfordert sei der 23-Jährige jedenfalls nicht, so Danner. "Nein. Er versucht aus dem, was da ist, mehr rauszukriegen als möglich. Das führt dann oft zu einem Unfall oder Unsicherheiten", analysiert Danner und rät dem Youngster: "Da muss er etwas entspannter werden. Dann ist er halt ein bisschen langsamer als der Magnussen. Solange er am Ende des Jahres dran ist, ist ja auch alles okay."

Im Teamduell mit Kevin Magnussen liegt Mick Schumacher klar zurück, Foto: LAT Images/Motorsport-Magazin.com
Im Teamduell mit Kevin Magnussen liegt Mick Schumacher klar zurück, Foto: LAT Images/Motorsport-Magazin.com

Genau dieser Kevin Magnussen ist es allerdings, den manch andere Experte durchaus als Auslöser für die zuletzt gehäufte Fehlerquote Schumachers nennt. "Er hatte jetzt schon mehrere Unfälle. Aber das wundert mich nicht. Mit Kevin Magnussen hat er einen neuen Teamkollegen, der ihn viel mehr fordert. Mick muss mehr ans Limit gehen, weil Kevin zeigt, was mit dem Haas möglich ist. Wer mehr Risiko eingeht, fliegt auch schneller ab", meint Felipe Massa bei Bild. So steht es nach Punkten längst 15:0 für den Dänen. Im Formel-1-Teamduell im Qualifying liegt Schumacher bei durchschnittlich mehr als drei Zehnteln Rückstand mit 2:5 zurück.

Experten weiter überzeugt: Mick Schumacher gut genug für Formel 1

Grundsätzlich glaubt allerdings auch der Vize-Champion von 2008 weiter an das Können Schumachers. "Mick ist gut genug für die Formel 1. Er hat die Formel 3 und Formel 2 gewonnen. Das macht man nicht im Vorbeigehen. Und mit Verlaub: Es gibt Fahrer in der Formel 1, die definitiv schlechter sind."

Genauso argumentiert Ralf Schumacher. "Mick muss lernen, dass solche Fehler nicht passieren dürfen, gar keine Frage. Er hat aber in der Formel 2, als er 2020 Meister geworden ist, bewiesen, dass er auch schwierige Phasen im Laufe einer Saison meistern kann", erinnert Schumacher. "Das Haas-Team muss jetzt einen Weg finden, alles wieder auf null zu drehen. Es waren ja auch schon starke Rennen dabei." Noch dazu sei Magnussens Pace nicht das einzige Problem.

Hoffnung auf Haas-Updates: Machen Mick das Leben leichter

"Ich hoffe, dass das Team auch noch einige Updates an den Start bringt. Man kann zwar mit dem Auto schnell fahren, aber es wird langsam immer schwerer, mit der Pace der anderen mitzuhalten. Da muss auf jeden Fall auch etwas passieren, um Mick das Leben leichter zu machen", fordert Schumacher. Haas hat allerdings bereits angekündigt, dem VF-22 erst beim Frankreich-GP eine Upgrade-Kur zu gönnen. Vier Rennen sind bis dahin noch zu fahren.

Als Verteidiger Schumachers tritt unterdessen Sebastian Vettel auf. "Es passiert hier [in Monaco] so schnell, dass du etwas falsch machst. Ich weiß nicht genau, was ihm passiert ist, ich habe es nicht gesehen. Die Hauptsache ist, dass es ihm gut geht", sagt der mit seinem Landsmann befreundete Aston-Martin-Fahrer und betont. "Es besteht kein Zweifel, dass er zu viel mehr in der Lage ist als er gerade zeigt. Aber ich denke, ihr [die Medien] müsst ihm eine kleine Pause geben."

Schumacher lässt Kritik in Medien kalt: Lese keine Zeitung

Das allerdings soll Mick Schumacher noch am wenigsten aus der Ruhe bringen. "Generell lese ich einfach gar keine Zeitung", verriet Schumacher schon am Freitag des Monaco-GP auf Nachfragen zu der sich bereits da immer weiter auftürmenden Welle der Kritik.