Vom Hinterfeld gab es im Formel-1-Rennen von Monaco nur kleine Auszüge im Fernsehen zu sehen, während der Fokus auf dem dramatischen Kampf um den Sieg lag. Doch die Regenschlacht der Nachzügler war eine turbulente und chaotische mit einer Serie von Drehern und Unfällen, und zwei Williams-Fahrern, die sich auf dem Weg zu einem Ausfall und einem 15. Platz keine Freunde machten.

Tatsächlich war das Williams-Duo von Alex Albon und Nicholas Latifi an der absoluten Spitze der Liste aller Zwischenfälle zu finden. An drei Unfällen, drei weiteren Drehern sowie an zwei Provokationen der führenden Ferrari-Piloten waren die beiden beteiligt, die sich in einer Kampfgruppe mit Guanyu Zhou, Yuki Tsunoda und Mick Schumacher matchten.

Albon & Latifi in Monaco in Unfall-Form

Los gegangen war es mit Nicholas Latifis bemerkenswert langsamem Abflug in die äußere Absperrung der Haarnadel auf der ersten Runde des Rennens, noch hinter dem Safety Car. "Ich weiß, dass ich da nichts falsch gemacht habe, ich habe eingelenkt und es hat sich angefühlt, als ob das Gaspedal stecken würde", wehrt sich Latifi gegen die Unterstellung, einen Fahrfehler begangen zu haben. "Plötzlich schob es nach vorne, als ich eingelenkt habe."

Latifi steckte schon hinter dem Safety Car in der Wand, Foto: LAT Images
Latifi steckte schon hinter dem Safety Car in der Wand, Foto: LAT Images

Den Grund kennt er aber noch nicht, das Gaspedal war es nicht. Die Aktion warf ihn ans Ende zurück, er hatte zum Reparaturstopp kommen müssen. Ein Wechsel auf Intermediates resultierte zwar in passablen Rundenzeiten, aber in Runde 10 gleich im nächsten Zwischenfall, als er in Sainte Devote einmal geradeaus in den Notausgang fuhr.

Teamkollege Albon folgte eine Runde später an gleicher Stelle. Er, der noch auf Regenreifen unterwegs war, hatte eigentlich erst einen soliden Start hingelegt, aber sein Rennen zerfiel schnell. Mick Schumacher versuchte ihn mit einem sehr ambitionierten Manöver außen in Mirabeau zu überholen, und als er an der engen Stelle einlenkte, war da noch der Albon-Williams, dem er über das linke Vorderrad fuhr. Schumacher rutschte weiter in die Wand, was ihn zu einem Reparaturstopp zwang.

Albon & Latifi machen sich zu Ferrari-Hassobjekten

Vom Ferrari-Junior ging es für Williams weiter zu den tatsächlichen Ferraris. Nach der turbulenten Anfangsphase standen sie bald zur Überrundung an. Albon wechselte früh auf Slicks und landete dabei direkt vor dem mit Intermediates ausgestatteten Charles Leclerc. Trotz blauer Flaggen fuhr er eine ganze Runde lang nicht zur Seite. Erst als er sich - zum zweiten Mal - in Sainte Devote verbremste und in den Notausgang fuhr, kam Leclerc vorbei.

Leclercs Funknachrichten waren in der Runde von "Komm schon, Alex" zu "Komm jetzt!" zu "Ohhh, was zur Hölle!" eskaliert. Albon verteidigte sich nach dem Rennen: "Es war schwierig, wir waren auf Slicks und hatten einen massiven Pace-Vorteil. Ich hätte ihn für drei Kurven vorbeigelassen und wäre dann schnell genug gewesen, um ihn wieder zu überholen. In meinen Augen war das eine Situation, wo es für uns beide schneller war, wenn ich einfach vorne blieb."

Wobei angezweifelt werden muss, ob Albon auf der abseits der Linie noch feuchten Strecke den Ferrari wirklich hätte überholen können. Für Ferrari nahm der Frust nur noch zu, als sich das gleiche Spiel kurz darauf mit Latifi wiederholte. Carlos Sainz reihte sich nach seinem Slick-Stopp direkt hinter dem Kanadier ein, und der wartete bis zum Tunnel, um ihn vorbeizulassen. Sainz war sich nach dem Rennen sicher, dass Latifi ihm den Monaco-Sieg gekostet hatte.

Albon crasht, Tsunoda & Zhou crashen fast

Für Albon hatte die Misere nun bald ihr Ende. Der zweite Ausritt direkt vor Leclerc war eine Folge seines Renningenieurs, der ihm kurz vor dem Bremspunkt anfunkte. Das warf ihn hinter den Alfa Romeo von Guanyu Zhou zurück, der kurz darauf in Rascasse einen Fehler machte. Optimistisch stach Albon innen rein, kam zu knapp an die innere Leitplanke und schlitzte sich den rechten Hinterreifen auf. Nach ein paar weiteren Runden auf Medium mit passabler Pace begann der Williams dann stark zu hüpfen, und Albon stellte endgültig in der Garage ab.

Alfa-Pilot Zhou hatte sein eigenes turbulentes Rennen. Vom letzten Platz gestartet profitierte er erst von den Fehlern der anderen, steckte dann aber ewig im Getriebe von Yuki Tsunodas AlphaTauri. Einen verzweifelten Angriff wagte er hin zur Hafenschikane, es wurde Schockmoment: Spät erst zuckten beide, Zhou verlor fast die Kontrolle.

"Das war wohl die Runde, wo ich am knappsten an Yuki dran war, also musste ich es versuchen", sagt Zhou. "In letzter Sekunde hat er sich bewegt, da musste ich versuchen einen feuchten Fleck nicht zu erwischen." Als er Tsunoda nach einem Ausritt durch die Auslaufzone wieder vorbeiließ, tauchte Latifi auf und quetschte sich in Tabac mit vorbei. Das sicherte dem Williams den 15., einem frustrierten Zhou den 16. Platz. Schlechtes Timing im Qualifying sah er als Hauptgrund für das schwache Ergebnis.

Und was war eigentlich mit Tsunoda passiert? Ursprünglich auf Platz elf gelegen hatte ihn die AlphaTauri-Box schon nach Runde fünf zum Intermediate-Wechsel geholt, nur war er hinter Mick Schumacher gelandet und dort lange festgesteckt. Am Duell mit Zhou hatte er schon kein Interesse mehr: "Wir haben um Platz 16 gekämpft, für mich hat das nichts bedeutet. Ich wusste, dass er die Kurve nicht kriegt."

Am Ende half er sich selbst nicht. Nach einem Ausritt in Sainte Devote verlor er die Plätze an Latifi und Zhou und wurde für einen Schluss-Sprint an die Box gerufen. Mit neuen Soft-Reifen fuhr er noch ein zweites Mal in den Notausgang, die Jagd auf die schnellste Runde blieb erfolglos. Es wurde Platz 17, der letzte. Auf die Formel-1-Tabelle hatte das Chaos so letztlich kaum Auswirkung.