Zum ersten Mal seit 2016 absolvierte die Formel 1 ein Regenrennen auf dem engen Stadtkurs in Monaco. Nachdem beim Start reglement-bedingt die blau markierten Wet-Reifen aufgeschnallten werden mussten, wechselten die Piloten im Laufe des Grand Prix zuerst auf die Intermediates und später auf eine Trockenmischung - manche sparten sich den Inter ganz einfach.

Sebastian Vettel war einer der ersten Piloten, der den Regenreifen ablegte. Bereits in der sechsten Runde steckte sich der Aston-Martin-Pilot den grün markierten Pneus auf. Der Deutsche konnte dem Wet nichts abgewinnen und kritisierte diese Reifenmischung mit harten Worten: "Der Regenreifen ist im Prinzip nutzlos. Sobald du auf den Intermediate gehen kannst, tust du das".

Mario Isola widerspricht Vettel

Vettel behauptete: "Die Regenreifen sind viel zu hart für diese Strecke und selbst für Imola waren sie zu hart". Pirellis Formel-1-Chef Mario Isola bezog Stellung zu diesen Vorwürfen und verteidigte die Reifen-Konstruktion des Wet-Pneus. "Der Regen-Compound ist anders als der Intermediate, aber er ist nicht viel härter."

Die Ergebnisse der Testfahrten des italienischen Reifenherstellers hätten ergeben, dass sich die Performance der diesjährigen 18-Zoll-Regenmischungen kaum von jenen des Vorjahres unterscheidet. "Die Tests, die wir in der Vergangenheit durchgeführt haben, zeigten (dass die Reifen) ähnliche Charakteristiken, wie jene des letzten Jahres aufwiesen und auch die Crossover-Zeit wollten wir auf einem ähnlichen Level halten wie im letzten Jahr", erklärte Isola.

Reifen-Verhalten wegen Monaco-Asphalt

"Ich denke, die Crossover-Zeit hier in Monaco zwischen dem Regenreifen und dem Intermediate war ziemlich anders als auf anderen Strecken", gestand er aber. Das liege allerdings nicht an einer allgemeinen Fehlkonstruktion der Reifen und auch nicht an den Temperaturen. "Wir haben die Wets und Inters bei diesen Bedingungen und sogar bei kühleren Temperaturen getestet", so Isola.

Der Reifenboss der Königsklasse begründete das etwas gewöhnungsbedürftige Verhalten der Regenreifen beim Formel-1-Rennen in Monaco mit den besonderen Charakteristiken der Strecke. "Es lag vor allem an der Art des Asphalts. Das hier ist ein echter Stadtkurs mit Straßenasphalt. Die Rauheit ist deshalb viel geringer als bei Streckenasphalt und deshalb wird viel weniger Grip für die Regenreifen generiert", beschrieb Isola.

Dazu kommt noch, dass die Formel-1-Autos in dieser Saison bei geringen Geschwindigkeiten deutlich weniger Downforce aufbauen können, als noch 2021. Auf dem engen langsamen Kurs von Monaco führte dieser Effekt dazu, dass weniger Last auf die Reifen aufgebaut werden konnte als noch im Vorjahr, was auch einen Einfluss auf die Reifendrücke und -temperaturen hatte.