Mick Schumachers zweiter schwerer Unfall im siebten Rennen der Formel-1-Saison 2022 (zum Rennkalender) beschäftigt nicht nur kritische Experten und einen erbosten Haas-Teamchef Günther Steiner. So zeigen sich die Fahrerkollegen des 23-Jährigen schockiert von dem Ausmaß des Crashs in Runde 26 des Formel-1-Rennens in Monaco, bei dem sich Schumacher nach einem heftigen Einschlag in die eigentlich schon abfedernde Tec-Pro-Barriere der Schwimmbad-Schikane erneut - wie schon in Jeddah - das komplette Heck seines Haas VF-22 abriss und den Boliden so praktisch halbierte.

"Als ich gesehen habe, dass das Getriebe komplett draußen war, war es ziemlich schockierend", berichtet Pierre Gasly auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. Er habe sich Sorgen gemacht. "Mit der roten Flagge haben sie sich dann ziemlich Zeit gelassen, aber die war richtig. Ich war etwas überrascht, dass wir ein VSC und nicht direkt ein Safety Car hatten", kritisiert der Franzose in Richtung Rennleitung. Warum die FIA so handelte, hat sie inzwischen ausführlich erklärt.

Formel 1 Monaco: Sebastian Vettel schockiert von Schumacher-Unfall

Ebenfalls geschockt war Sebastian Vettel beim Anblick der zerteilten Haas-Boliden. "Ja, das war ich. Ich bin froh, dass ich am Boxenfunk gehört habe, dass er in Ordnung ist, bevor ich zu der Stelle gekommen bin", berichtet der Deutsche.

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Vettel, wie einst mit Vater Michael Schumacher auch mit dessen Sohn gut befreundet, verteidigt den Ferrari-Junior für dessen "seltsamen", so Schumacher selbst, Abflug im engen Monte Carlo. "Es passiert hier so schnell, dass du etwas falsch machst. Ich weiß nicht genau, was ihm passiert ist, ich habe es nicht gesehen. Die Hauptsache ist, dass es ihm gut geht", sagt Vettel und betont: "Es besteht kein Zweifel, dass er zu viel mehr in der Lage ist als er gerade zeigt. Aber ich denke, ihr [die Medien] müsst ihm eine kleine Pause geben."

Fernando Alonso sieht nach nächstem Schumacher-Crash Redebedarf

Esteban Ocon, ebenfalls mit Schumacher befreundet, ist nur erleichtert, dass Schumacher den heftigen Unfall unversehrt überstand. "Ich bin froh, dass er in Ordnung ist. Das sah furchterregend aus", sagt der Franzose. Teamkollege Fernando Alonso sieht das nicht anders. "Ich habe auch den Unfall in Jeddah gesehen und wieder war das Auto in zweigeteilt. Das Getriebe steckte nicht mehr im Chassis. Zum Glück geht es ihm gut, aber ein großer, großer Unfall. Hoffentlich könne wir etwas daraus lernen", sagt der Formel-1-Routinier.

Für Haas war es insgesamt bereits der dritte zerteilte Bolide binnen eineinhalb Jahren. Neben nun zweimal Schumacher hatte 2020 auch Romain Grosjean bei seinem Feuer-Unfall das Heck verloren. Ein reines Haas-Thema also? "Ich denke nicht, dass es ein Problem mit dem Auto ist", winkt Alonso ab. Oder doch - aber speziell ab diesem Jahr ein generelles Problem mit allen Autos. So verweist der Spanier auf das 2022 um mehr als 40 Kilogramm gestiegene Mindestgewicht von nun 798 Kilogramm.

Alonso: Sind die Formel-1-Autos 2022 zu schwer?

"Es jetzt einfach darum, wie hart du einschlägst. Mit diesen Autos, sie sind sehr schwer, mehr als 800 Kilogramm, ist die Massenträgheit, mit der du in die Wand fährst, viel höher als in der Vergangenheit", sagt Alonso und fordert eine Aufarbeitung. Alonso: "Ich sage es nochmal: Vielleicht könnten wir aus heute auch etwas lernen."

Erst vor gut einer Woche hatte Carlos Sainz im Vorfeld des Spanien-GP und nach einem eigenen Crash in Miami zuvor die neuen Formel-1-Autos 2022 kritisiert. Dem Ferrari-Fahrer ging es dabei nicht einmal um Unfälle - hier hatte es schon zuvor in Miami großen Ärger um eine Betonmauer an der Unfallstelle Sainz' und Esteban Ocons gegeben -, sondern um die in diesem Jahr - auch als Verkehrung gegen das mit dem Ground Effect zurückgekehrte Porpoising-Phänomen, bei dem die Autos zum Hüpfen neigen - so hart abgestimmten Boliden.

Neue Formel-1-Autos 2022: Sainz sieht Gesundheitsgefahr

So könne es dadurch langfristig zu gesundheitlichen Problemen der Formel-1-Fahrer kommen, sagte Sainz. "In Miami waren die Kerbs in der langsamen Schikane echt massiv und in Imola gab es ein paar Bodenwellen die körperlich wehgetan haben", berichtete der Spanier. "Alles ist steifer und ich kann es fühlen. Dafür musst du tatsächlich zusätzlich arbeiten und gut kann das auf lange Sicht sicher nicht sein", sagte Sainz. "Wir müssen deshalb über den physischen Tribut sprechen, den wir für diese Autos zahlen. Denn die Rennen werden ja tatsächlich besser, aber die Autos sind jetzt derart steif, dass du dich fragen musst, ob Fahrer das eine ganze Karriere aushalten müssen."

Deshalb müsse man als Formel-1-Fahrer nun auch einmal über den eigenen Schatten springen. "Niemand will schwach erscheinen, aber ich bin fit, einer der fittesten Fahrer, denke ich", sagte Sainz. "Und ich hatte noch nie irgendwelche Probleme während der Rennen zuvor [vor 2022]. Deshalb sollte das ein Gesprächsthema sein. Es wäre schön, wenn das etwas mehr berücksichtigt würde. Da sollte sich die FIA mehr mit beschäftigen."