Die neue Formel-1-Strecke in Miami sorgt bei den Piloten für Ärger. An manchen Stellen löst sich der Asphalt schon auf, Piloten klagen über Grip wie im Nassen abseits der Ideallinie und seit dem Unfall von Carlos Sainz im Freitagstraining gibt es auch Sicherheitsbedenken. (Formel 1 live aus Miami: Das Rennen heute im Ticker)

Im Fahrerbriefing am Freitagabend forderten manche Piloten am Ausgang von Kurve 13 eine Tecpro-Barriere. Trotz relativ niedriger Geschwindigkeit wurden beim Aufprall von Sainz in die Betonwand 46G registriert.

Über Nacht wurden aber diesbezüglich keine Änderungen an der Strecke vorgenommen. Als Esteban Ocon den Sainz-Crash im 3. Freien Training wiederholte und deshalb nicht am Qualifying teilnehmen konnte, gingen manche Piloten auf die Barrikaden.

Den Franzosen erwischte es sogar noch schlimmer. 51G wurden bei ihm gemessen. Ocon humpelte später noch durchs Fahrerlager. "Das ist inakzeptabel", schimpfte er angesichts der Schwere seines Unfalls.

Die Fahrerkollegen schlossen sich an. "Es ist ein Witz", sagte Lance Stroll angesichts der Sicherheitsagenda der FIA. Lando Norris schloss sich der Formulierung an, fügte aber noch hinzu: "Ich hoffe, sie hören mehr auf uns. Es ist jetzt offensichtlich, was getan werden muss."

Sainz und Ocon verunfallten an gleicher Stelle, Foto: LAT Images
Sainz und Ocon verunfallten an gleicher Stelle, Foto: LAT Images

Doch die Rennleitung wird auch für das Rennen am Sonntag keine Tecpro-Barriere aufstellen. Rennleiter Niels Wittich, selbst einer der erfahrensten Männer wenn es um die Streckensicherheit geht, machte sich am Samstag noch einmal ein Bild vor Ort.

Fazit: Die Tecpro-Barriere würde bei solchen Unfällen wie Sainz und Ocon helfen, nicht aber bei deutlich wahrscheinlicheren Unfällen an dieser Stelle. Tecpro-Barriere wird eingesetzt, wenn die Fahrzeuge voraussichtlich frontal einschlagen.

Am Kurvenausgang oder auf Geraden sind Tecpro-Barrieren eher unüblich. Das Problem: Sollten Fahrzeuge - im wahrscheinlichsten Unfallszenario an dieser Stelle - im spitzen Winkel einschlagen, ist die Gefahr zu groß, dass sie sich in der Barriere verfangen und zurück auf die Strecke geschleudert werden. Unfälle zwischen zwei Autos sind in der Regel gefährlicher als Unfälle mit der Streckenbegrenzung.

Lewis Hamilton, obwohl aufgrund der F1-Schmuck-Debatte gerade nicht besonders gut auf die FIA zu sprechen, nimmt die Verantwortlichen in Schutz: "Wenn wir auf einer neuen Strecke fahren, geben sie immer ihr bestes - und ich glaube, sie haben einen großartigen Job mit der Sicherheit gemacht. Du kannst nicht in jeder einzelnen Kurve vorhersehen, wo du Tecpro-Barrieren brauchst. Die Sicherheit auf dieser Strecke ist großartig. Nach diesem Wochenende wissen wir natürlich, dass dieser Bereich eine Stelle ist, die verbessert werden muss, aber das lernt man daraus."

Die FIA überlegte sogar, am Streckenverlauf selbst Hand anzulegen, um die Stelle etwas zu entschärfen. Allerdings ist das nicht möglich, weil bereits die gesamte Fläche genutzt wurde, die den Streckenbetreibern zur Verfügung steht. Direkt hinter den Grenzen der Rennstrecke hat die Stadt Miami das Sagen.