Mick Schumacher zog beim Großen Preis von Miami mit einem weiteren Crash erneut die Aufmerksamkeit auf sich. Im Duell mit Freund und Mentor Sebastian Vettel verlor Schumacher die Geduld und versuchte es mit der Brechstange. Das Resultat: Eine weitere teure Rechnung für Teamchef Günther Steiner und ein enttäuschter Sebastian Vettel, der sein Auto nach der Berührung in Miami abstellen musste. Die Stewards sahen die Schuld dennoch nicht bei dem jungen Haas-Piloten. Motorsport-Magazin.com Formel-1-Experte Christian Danner ist anderer Meinung.

"Ich habe mir es ein paar Mal angeschaut und ich muss sagen, eindeutig Mick Schumachers Schuld... eindeutig. Das war ein Überholversuch, der in die Hosen ging und er hat den anderen über den Haufen gefahren, so einfach ist das", sagte der ehemalige Formel-1-Fahrer. Der Patzer in Miami ist dabei noch vergleichsweise klein. Fehler wie der harte Einschlag im Qualifying in Saudi-Arabien und die zahlreichen weiteren Unfälle der vergangenen Saison hinterließen ein größeres Trümmerfeld.

"Das was ich natürlich nicht wegdiskutieren kann, ist, ich glaube sogar bei Motorsport-Magazin.com stand mal eine Statistik über alle Unfälle, die er so gebaut hat... ja mein lieber Herr Gesangsverein, der Günther Steiner kann da eine Rechnung aufmachen, die hat sich gewaschen. Der hat schon viel geschrottet, das muss man sagen", so Danner. Muss man sich also um die Karriere von Mick Schumacher sorgen?

Formel 1: Charles Leclerc und Co. besser als Schumacher?

Im direkten Vergleich mit anderen Nachwuchstalenten wie Charles Leclerc, Max Verstappen und Lando Norris macht der Deutsche zumindest keine gute Figur. Selbst George Russell konnte im Williams, einem der schlechtesten Autos, Punkte und sogar ein Podium einfahren - natürlich immer unter Mithilfe der Konkurrenz und Umstände.

"Die Problematik ist, wenn man in der Formel 1 angekommen ist, ist die Lehrzeit eigentlich schnell vorbei. Auch ein Lando Norris hat mal Mist gebaut, aber der kam und war sofort unglaublich gut. Leclerc hat auch Mist gebaut, aber als der bei Sauber gefahren ist, war das eine Show, die der abgezogen hat. Verstappen, ja der hat auch den ein oder anderen Unfall gebaut. Aber die Latte, die diese Generation an neuen Rennfahrern gelegt hat, ist sehr hoch und daran muss sich Mick zwangsläufig messen", sagte der Motorsport-Magazin.com-Experte.

Anders als Leclerc und Co. blieben bei Schumacher bislang Rennsiege, Podien oder gar Punkteränge aus. Dieses Phänomen zog sich wie ein roter Faden durch die Karriere des jungen Deutschen, denn auch in den Formel-Nachwuchsserien haute es für Schumacher nie im ersten Anlauf hin. Weder in der Formel 3 noch in der Formel 2 konnte der Sohn von Formel-1-Ikone Michael Schumacher im ersten Jahr mit Spitzenleistungen glänzen. Es brauchte immer zunächst eine Saison zur Eingewöhnung.

Kevin Magnussen als Lehrer?, Foto: LAT Images
Kevin Magnussen als Lehrer?, Foto: LAT Images

Haas F1: Magnussen vs. Mazepin

Ein wichtiger Faktor in der 'Eingewöhnungsphase' ist der richtige Teamkollege. Norris und Verstappen konnten sich von Beginn an mit dem Spitzenfahrer Carlos Sainz messen. Leclerc profitierte von der Erfahrung des Traditionsrennstalls Sauber. Schumacher hingegen musste sich in einem verhältnismäßig jungen Team, gepaart mit Rookie-Kollegen Nikita Mazepin zurechtfinden.

2022 hat der Deutsche erstmals die Möglichkeit, von einem erfahrenen Piloten zu lernen. Danner glaubt, mit dem Dänen an der Seite könne Schumacher den entscheidenden Entwicklungs-Sprung machen: "Was nutzt es mir, wenn ich 13-, 14-, 15- oder 25-mal schneller als Mazepin bin... gar nichts. Aber wenn ich den Magnussen mal hab, dann heißt das was!"

Zum Ende des ersten Saison-Viertels steht es zwei zu drei für Schumacher im Qualifyingduell. In Australien und zuletzt in Miami konnte sich Mick im Haas-internen Kampf durchsetzen. Jetzt muss Schumacher lernen, seine Leistungen konstant abzurufen. "Es wird langsam Zeit, dass er konzentriert zu Ende fährt. Die Speed hat er für meine Begriffe erstaunlicherweise schon seit Imola, wo er im Quali-Rennen sehr gut unterwegs war. Jetzt muss er es irgendwie hinkriegen, das über die Distanz zu bekommen. Er ist sicherlich nicht besonders glücklich mit sich selbst nach dem Miami-Rennen, wer weiß, wie schnell er wieder in eine Situation kommt, so relativ einfach Punkte zu kriegen", sagte Danner.

Formel 1: Schumacher noch nicht verloren

Ebenso wenig glücklich wird Schumacher über die langfristigen Verträge beider Ferrari-Piloten sein. Sainz verlängerte Ende April seinen Ferrari-Kontrakt bis einschließlich 2024, Leclerc bleibt sogar bis 2025 bei der Scuderia. Damit besteht für den deutschen Ferrari-Junioren mittelfristig keine Chance auf das angestrebte Cockpit in Rot.

Doch bis zum Top-Team ist es für den deutschen Nachwuchsfahrer sowieso noch ein langer Weg. Danner bewertet die aktuellen Anfängerfehler von Mick dennoch nicht allzu kritisch: "Ich sehe das mit Mick nach wie vor recht positiv, auch wenn man sagen kann, es hätte schon besser laufen können. Aber ich sehe es noch nicht als verloren oder höchst problematisch."

Hier zum gesamten Video-Interview mit Christian Danner:

Christian Danner: Mick Schumacher hat schon viel geschrottet (10:53 Min.)