Die zähe Geschichte um den Formel-1-Einstieg des VW-Konzerns, beziehungsweise dessen Marken Porsche und Audi, geht mit einem Statement von ganz oben zaghaft weiter in eine positive Richtung. Nachdem der Konzern den beiden Marken vor einem knappen Monat offiziell grünes Licht erteilt hat, ihre Programme auf Schiene zu bringen, lässt Herbert Diess, Vorstandsvorsitzender von Volkswagen, nun auch öffentlich eine erste klare Aussage hören.

"Porsche ist schon relativ konkret, Audi noch nicht so sehr", sagt Diess in einer Fragestunde der Wolfsburger Allgemeinen und der Wolfsburger Nachrichten und bestätigt damit erstmals, was nach den letzten Monaten immer wieder die Runden machte. Später führt Diess auch gleich weiter aus: "Beide haben einmal begonnen, Motoren zu entwickeln." Und er geht erstmals in die Details, was die Hintergründe des geplanten Formel-1-Engagements ab 2026 angeht.

Diess hält fest, dass sich Porsche und Audi nach umfangreichen Analysen jedenfalls die Chance, die das von der Formel 1 für 2026 angesetzte neue Motorreglement mit stärkerem Elektrofokus und synthetischen Kraftstoffen bietet, nicht entgehen lassen wollen: "Das braucht eine Motoren-Neuentwicklung, und um eine Motoren-Neuentwicklung zu machen, braucht man drei bis vier Jahre Zeit. Das heißt, man kann jetzt entscheiden, Formel 1 zu fahren - oder sonst zehn Jahre nicht mehr."

Formel 1 für Porsche und Audi logischer Schritt?

"Und unsere Premium-Marken denken, dass es jetzt richtig ist, und priorisieren es", so Diess, der zugleich klarstellt, dass es sich hier um Pläne von Porsche und Audi, und nicht vom Mutterkonzern VW handelt, der sich auch selbst nicht an den Projekten beteiligen wird. Zu dessen Marken-Image passt die Formel 1 nicht, zu seinen beiden Premium-Marken schon: "Und sie haben auch positive Business Cases vorgelegt. Mit Formel 1 kriegen wir mehr Geld aus Stuttgart und Ingolstadt als ohne Formel 1."

Herbert Diess, VWs Vorstands-Vorsitzender, Foto: Volkswagen AG
Herbert Diess, VWs Vorstands-Vorsitzender, Foto: Volkswagen AG

Trotzdem waren die Diskussionen der Konzernspitze über das Genehmigen des Programmes keine einfachen, gesteht Diess: "Weil wir mit Sicherheit strategisch andere Prioritäten haben, das ist nicht unbedingt Motorsport."

Aber diese Meinung ist eine VW-Meinung, und keine Porsche- beziehungsweise Audi-Meinung, so Diess: "Unsere Premium-Marken sagen, das ist der wichtigste Hebel, um den Markenwert zu steigern, und um auch ein bisschen mehr bei der Preisgestaltung für die Autos nehmen zu können und um sich auch im Wettbewerb zu demonstrieren, dass man überlegene Technik hat, jetzt im Fall von Audi."

Formel 1 für Porsche und Audi wichtiger als anderer Motorsport

Für Diess scheint die Sachlage daher klar: "Wenn sie Motorsport machen, sollten sie Formel 1 machen, da ist die Wirkung am größten." Er verweist auf das starke Wachstum der Serie in den USA und Asien, zweier wichtiger Märkte für die Premium-Marken des Konzerns. Das überzeugte letztlich den VW-Vorstand und den Aufsichtsrat, der den beiden Marken am 07. April, wie bereits berichtet, das grüne Licht erteilte.

Unverändert bleibt aber die Tatsache, dass nach wie vor nur der Plan des Einstiegs vorhanden ist. Die genaue Konstellation, in denen die beiden Marken letztendlich kommen wollen, bleibt offen. Diess lässt durchblicken, dass wohl, wie seit Monaten gemunkelt wird, beide mit unterschiedlichen Motoren und unterschiedlichen Partnern kommen werden. Daher auch seine Aussage, bei Porsche sei es konkreter als bei Audi.

Red Bull gilt als möglicher Partner für einen Porsche-F1-Einstieg, Foto: LAT Images
Red Bull gilt als möglicher Partner für einen Porsche-F1-Einstieg, Foto: LAT Images

Bei Porsche gilt eine Verbindung mit Red Bull, das in seinem Hauptquartier in Milton Keynes gerade ein eigenes Motorenwerk errichtet, nach wie vor als wahrscheinlichste Option, auch wenn etwa Red Bulls Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko zuletzt davon Abstand nehmen wollte, Konkretes auszusprechen. Audi sucht noch immer nach einem Partner, viele Namen sind bereits gefallen. Neben McLaren, Sauber und Williams rückte Aston Martin zuletzt als möglicher Audi-F1-Partner ins Rampenlicht, und das Team hatte vor wenigen Wochen auch sein Interesse auch öffentlich kundgetan.

Andere Motorsport-Projekte der beiden Marken müssen möglicherweise infolge des Formel-1-Einstieges kürzertreten, deutet Diess schließlich an, denn das F1-Projekt wird groß: "Beide halten das für richtig und priorisieren das auch. Beide sagen, sie machen dann nur noch Formel 1 und ziehen sich aus vielen anderen Motorsport-Feldern zurück, weil das auch weltweit Wirkung hat." Audi hat bereits vor knapp zwei Monaten ein Le-Mans-Projekt auf Eis gelegt, Porsche hingegen absolvierte mit seinem neuen Le-Mans-Prototypen bereits Testfahrten und plant weiter, zum Langstrecken-Klassiker zurückzukehren.