Am Dienstag nach dem Emilia Romagna GP in Imola traf sich in London die Formel-1-Kommission, um die dringendsten Fragen der Königsklasse zu diskutieren. Die Kommission, bestehend aus FIA, Formel 1, Teams, Motoren- und Reifenherstellern, Promotern und Sponsoren hatten dabei eine ganze Menge an kurz-, mittel und langfristigen Themen auf der Agenda.

Die Debatte um mehr Geld ist dabei am dringendsten. Die Budgetobergrenze liegt 2022 bei 142,4 Millionen US-Dollar plus diverser Ausnahmen. Aufgrund der unvorhergesehen und ungewöhnlich hohen Inflation forderten viele Rennställe eine Erhöhung der Budgetgrenze.

Rohmaterialien, Zulieferer, Logistik - alle Kosten sind in diesem Jahr erheblich gestiegen. Einen konkreten Vorschlag konnte die Formel-1-Kommission als Gegenmaßnahme noch nicht erarbeiten, darum soll sich nun eine Arbeitsgruppe kümmern.

Zweimal Singapur statt Russland?

Für ein weiteres dringendes Thema gibt es ebenfalls noch keine endgültige Lösung: Den Rennkalender 2022. Nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs sagte die Formel 1 den Russland GP umgehend ab. Aktuell gelten ein GP in Katar und ein zweites Rennen in Singapur als Favoriten für den vakanten Sotschi-Slot.

Logistisch würde Singapur am meisten Sinn machen, weil somit ein Singapur-Doubleheader entstehen würde. Das Ersatzrennen könnte dann tagsüber stattfinden, während der etatmäßige Singapur GP weiterhin ein Nachtrennen wäre.

Sechs Sprintrennen in der Formel-1-Saison 2023

Nach dem ersten Sprint-Event der Saison wurde über die Anzahl der Sprints in Zukunft diskutiert. Eigentlich hätten die Formel-1-Bosse schon 2022 gerne sechs solcher Wochenenden gehabt. Die Top-Teams wollten dafür zusätzliches Geld, weshalb die Aufstockung in der aktuellen Saison scheiterte.

Nun hat man sich einstimmig auf sechs Sprint-Events für die Formel-1-Saison 2023 geeinigt. Final muss diese Änderung aber - wie alle anderen Beschlüsse - auch noch vom Motorsportweltrat beschlossen werden. Die FIA ist bei den Sprints aber noch zwiegespalten und will zuvor noch die Auswirkungen des Formats auf das Personal an der Strecke überprüfen. An welchen Wochenenden die Sprints stattfinden könnten, ist noch offen. Einen Rennkalender für 2023 gibt es noch nicht.

Helm-Kameras verpflichtend, weniger Reifen

Ebenfalls neu 2023: Nachdem verbesserte Helm-Kameras in dieser Saison getestet wurden, sollen sie im nächsten Jahr verpflichtend werden. Während Onboard-Kameras schon jetzt verpflichtend sind, sind Helm-Kameras optional. Auch die Helme müssen darauf angepasst werden, nicht alle Hersteller können die Kameras derzeit integrieren.

Um die Nachhaltigkeit des Sports zu verbessern, werden in der kommenden Saison weniger Reifen geliefert. Aktuell hat jeder Pilot 13 Sätze Slicks pro Wochenende zur Verfügung, an Sprint-Wochenenden immerhin noch 12. 2023 stehen den Piloten versuchsweise an zwei Wochenenden nur noch elf Reifensätze zur Verfügung.

F1-Autos müssen 2026 an Motoren angepasst werden

Mit dem möglichen Formel-1-Einstieg der beiden Volkswagen-Marken Porsche und Audi ist das neue Motorenformat ab 2026 auch in der Öffentlichkeit wieder ein Thema. Im Hintergrund wurde bereits viel Arbeit in die zukünftige Motorenformel investiert.

Klar ist seit längerer Zeit, dass die MGU-H, also die elektrische Komponente am Turbolader, entfällt. Das prinzipielle Konzept des Verbrennungsmotors soll bleiben: 1,6 Liter V6-Turbo. Den Entfall der MGU-H soll eine deutlich stärkerer MGU-K mehr als kompensieren, die Systemleistung soll steigen. Soweit nichts Neues.

Das Problem: Der Verbrennungsmotor selbst wird weniger Leistung haben. Einerseits durch den Entfall der MGU-H, andererseits durch die Einführung von 100 Prozent nachhaltigem Benzin. Obwohl die Elektro-Power von 120 auf 350 Kilowatt steigen soll, könnte das zu deutlich niedrigeren Höchstgeschwindigkeiten führen.

Autos werden kleiner, vielleicht leichter

Denn die Elektro-Leistung steht nicht permanent zur Verfügung. Das würde nämlich immens große Batterien erfordern, die das Fahrzeuggewicht noch weiter die Höhe schrauben würden. Dabei soll das Gesamtgewicht wenn möglich sogar reduziert, mindestens aber gehalten werden, so der Plan der FIA. Zusätzlich sollen die Fahrzeugdimensionen schrumpfen.

Zurück zur Elektro-Power-Problematik: Rundenzeit-optimiert wird Leistung zu Beginn der Geraden abgegeben. Beschleunigung ist wichtiger als die Endgeschwindigkeit. Am Ende der Geraden wird also keine Elektro-Power mehr abgeben, um noch genügend Energie für die nächste Beschleunigungsphase übrig zu haben.

Damit die Höchstgeschwindigkeit der Formel-1-Autos nicht zu sehr absackt, soll es 2026 auch deshalb Änderungen am Chassis-Reglement geben. Um den Topspeed sicherzustellen, wird an einer anderen Stellschraube gedreht: Am Luftwiderstand. Der ist nämlich auch der Grund dafür, warum die Boliden trotz aktuell 1.000 PS Systemleistung selten die 350 km/h Schallmauer durchbrechen.

Gleichzeitig will man weiter aus den 2022er Boliden lernen und das Racing weiter verbessern. Das sind zumindest die Chassis-Pläne der FIA, denn Zustimmung brauchen die Vorschläge für 2026 vom aktuellen Machtapparat nicht.