Carlos Sainz' F1-75 gestrandet im Kiesbett. In der bisherigen Formel-1-Saison 2022 ein gewohnter Anblick. Der Ferrari-Pilot schrieb in den letzten Wochen mit selbstverschuldeten Ausfällen Negativschlagzeilen. Scuderia-Teamchef Mattia Binotto sieht den erhöhten Druck als Ursache für Sainz' mangelnde Performance. Liegen beim Spanier die Nerven etwa blank, jetzt, wo ein Kampf um den Titel realistisch ist?

"Ich denke, es hat mit dem Druck zu tun. Das ist vielleicht das erste Mal in seiner Karriere, dass er [Sainz] ein Auto hat, mit dem er um die besten Positionen konkurrieren kann. Daran muss er sich einfach erst gewöhnen", argumentiert Binotto.

In Australien wollte Sainz schlichtweg zu viel. Für den Spanier war daraufhin in der ersten Runde bereits Schluss. Beim darauffolgenden Grand Prix in Imola flog Sainz im Qualifying von der Strecke und vermasselte sich damit die Chance, in Q3 eine Top-Startposition für den Sprint zu holen. Auch im Rennen landete Sainz im Kies, diesmal zumindest nicht durch seinen eigenen Fehler. Nach vier Rennen sieht die Bilanz des Spaniers, im Vergleich zu Teamkollege Charles Leclerc, dementsprechend ernüchternd aus. Dass dafür der erhöhte Druck der Formel-1-Saison 2022 verantwortlich ist, bestreitet Sainz.

Carlos Sainz widerspricht Ferrari-Chef: Liegt nicht am Druck

Während Binotto den Druck für Sainz' Fehler verantwortlich macht, sieht das der Spanier selbst ganz anders. "Ich denke nicht, dass mein Fehler im Imola-Qualifying mit Druck zusammenhing. Ich bin bereits eine gute Runde gefahren, die mir Q3 sicherte. Ich habe nur Dinge ausprobiert. Verschiedene Linien und eine andere Balance. Wenn mich jemand fragt, ob ich im Qualifying den Druck gespürt habe, dann lautet die Antwort nein. Ich habe mit dem Auto herumgespielt und einen Fehler gemacht", versichert Sainz und widerspricht damit seinem Teamchef.

Sainz crashte seinen F1-75 im Imola-Qualifying, Foto: LAT Images
Sainz crashte seinen F1-75 im Imola-Qualifying, Foto: LAT Images

Tatsächlich scheint der Spanier noch Probleme zu haben, das volle Potential aus dem F1-75 herauszuholen. Seinem Teamkollegen Leclerc, der in der Saison 2022 bereits zwei Grand-Prix-Siege einfahren konnte, gelingt das derzeit deutlich besser. "Ich habe definitiv weniger Übung als meine Konkurrenten Charles, Max und Checo", gibt Sainz zu. Die Erfahrung, vorne mitfahren zu können, genieße er jedoch.

Neuer Ferrari-Bolide an Sainz' Ausfällen schuld?

Das neue Reglement der Formel-1-Saison 2022 bedeutet, dass sich die Piloten der Königsklasse an eine brandneue Fahrzeug-Generation gewöhnen müssen. Damit scheint Sainz noch zu hadern. "Leider passen die neuen Autos nicht zu meinem Fahrstil. Ich bin wirklich am Kämpfen, um damit klarzukommen und musste mich stark anpassen", erklärt der Spanier.

"Es ist kein Geheimnis, dass solche Fehler aus einem Grund passieren. Ich habe die 100 Prozent noch nicht erreicht und versuche noch, mich an das neue Auto zu gewöhnen", so der Ferrari-Pilot weiter. Die Ausfälle liegen laut Sainz am mangelnden Vertrauen in den F1-75 und der fehlenden Vorhersehbarkeit.

Zur selben Zeit ist Ferrari-Teamchef Binotto jedoch der Meinung, dass der Spanier keine Probleme damit hat, sich an das Auto anzupassen. "Ich denke nicht, dass es da ein Probleme gibt. Er [Sainz] verbessert sich und fährt immer schneller und schneller", sagt der Italiener.

Wer von den beiden nun Recht hat, lässt sich nicht feststellen. Schließlich ändert die Ursache aber auch nichts an dem Fakt, dass Sainz nach vier Rennen bereits gehörig Aufholbedarf hat. Sollte es der Druck sein, ist Scuderia-Chef Binotto jedenfalls zuversichtlich: "Carlos wird sich schnell an den Druck gewöhnen, denn ich weiß, wie geschickt er ist und wie fähig er ist, mit Druck umzugehen", versichert Binotto.