Eine Upgrade-Schlacht blieb in Imola, wie zu erwarten, aus. Ferrari nahm keine Verbesserungen an seinem F1-75 vor. Die Gründe dafür sind vielfältig: Budgetcap, Frachtprobleme und das Sprint-Format. Red Bull ging jedoch das Risiko ein, und entschied sich, ein Upgrade nach Italien zu bringen. Das Experiment wurde mit einem Doppelsieg beim Rennen in Imola belohnt. Für die Scuderia endete das Wochenende hingegen in einem Desaster. Sind die WM-Führenden mit Upgrades spät dran? Ferrari-Teamchef Mattia Binotto verneint.

"Es waren erst vier Rennen. Ich denke nicht, dass es zu diesem Zeitpunkt in vergangenen Saisons schon viele Upgrades gab. Ein paar unserer Mitstreiter haben bereits Entwicklungen an ihren Autos vorgenommen. Manche bereits bei den Tests, manche sogar in Imola. Es ist aber nicht sonderlich ungewöhnlich, dass wir noch kein Update gebracht haben", versichert Binotto.

Verbesserungen an den Boliden vorzunehmen, stellt sich in der Formel-1-Saison 2022 als äußerst kompliziert heraus. Der russische Angriffskrieg in der Ukraine führte zu unerwarteten Frachtproblemen, die mit höheren Kosten verbunden sind. "Zudem kommt, dass wir wegen des Budgetcaps nicht einfach Upgrades bei jedem Rennen bringen können", erklärt Binotto.

Ferrari-Teamchef: F1-Teams haben wenig Raum für Entwicklung

Da die Budgets der Rennställe streng begrenzt sind, müssen die Teams der Königsklasse sorgsam mit ihren Ressourcen umgehen. "Als Teams müssen wir sicherstellen, dass wir nur Updates bringen, die auch richtig funktionieren. Um das zu tun, dauert es eben manchmal ein paar Rennen mehr", stellt der Scuderia-Chef klar.

"Die Regeln sind streng vorgeschrieben. Ich denke, die Teams haben sehr viel Freiheit, wenn es darum geht, das allgemeine Konzept des Autos auszuwählen. Das ist der Grund, warum die Boliden so verschieden sind. Aber sobald du dich für ein Konzept entschieden hast, bleibt wenig Zeit etwas zu verändern", kritisiert Binotto. Der Italiener findet es jedoch großartig, dass es so deutliche Unterschiede zwischen dem F1-75 und dem RB18 gibt. Bezüglich dem generellen Konzept und auch was Setup-Einstellungen betrifft. "Das macht es spektakulärer", so der Ferrari-Teamchef.

Charles Leclerc: Red Bull gewann wegen Strecke

In Imola legte der amtierende Weltmeister Max Verstappen ein perfektes Wochenende vor italienischem Publikum hin. Ferrari wäre auch ohne Ausfall und Dreher Red Bull klar unterlegen gewesen. Nach dem Großen Preis von Australien sah das noch ganz anders aus. Da schätzten die Bullen Ferrari als deutlich überlegen ein. Könnte sich das Kräfteverhältnis der Formel 1 bereits gedreht haben? Und sind fehlende Ferrari-Updates daran schuld?

"An einem Wochenende ist Red Bull schneller, an einem anderen Wochenende sind wir schneller. So ist es bereits seit dem Start der Saison. In Australien und Bahrain waren wir stärker, bei den anderen beiden Rennen war Red Bull stärker", beruhigt der WM-Führende Charles Leclerc.

Mit Updates soll die Pleite in Imola laut dem Ferrari-Pilot nichts zu tun haben. "Wer besser ist, kommt auf die Strecke an. Zwischen den beiden Teams gibt es noch keine signifikanten Unterschiede, aber in Imola war Red Bull etwas stärker als wir", erklärt Leclerc.

Ferrari: Bouncing noch ungelöst

Obwohl Ferrari in der Formel-1-Saison 2022 irrsinnig schnell ist, heißt das nicht, dass die Scuderia keine Problemen zu bewältigen hat. Tatsächlich hat das Team, wie auch Mercedes, mit schlimmem Bouncing zu kämpfen. Beim F1-75 scheint das wilde Hüpfen jedoch nicht so sehr zu stören, wie bei den Konkurrenten. Zumal sich das Bouncing in den Kurven auch einigermaßen einpendelt.

"Ich weiß nicht, warum die anderen Teams mit Bouncing nicht so schnell sind wie wir", lacht Ferrari-Teamchef Binotto. "Aber es stimmt, wir leiden seit den Tests unter dem Bouncing. Wir haben bereits Änderungen am Auto vorgenommen, um es zu reduzieren, konnten das Problem jedoch noch nicht lösen", gibt der Italiener zu.

Sollte Ferrari also bald ein Update-Paket bringen, wird das Team hoffen, damit das Porpoising beheben zu können. "Wir versuchen, das Auto weiterzuentwickeln, um das Problem anzugehen. Das Bouncing ist keine ideale Situation für die Piloten, was das Fahren und auch was das Attackieren von Kurven betrifft", bestätigt Binotto.