Erfolg jagt Erfolg: So konnte sich im Großen und Ganzen die bisherige Formel-1-Saison von Williams zusammenfassen lassen. Vom einstigen Schlusslicht der Königsklasse scheint wenig übriggeblieben, stattdessen ärgert das Traditionsteam aus dem britischen Grove sogar gelegentlich die Top-Teams. Doch nicht so beim vergangenen Rennwochenende in Barcelona: Auf einer für Williams in den letzten Jahren schon fast traditionell schwierigen Strecke wurden zum erst zweiten Mal in dieser Saison die Punkteränge verpasst.
Ganz besonders ärgerlich war dieser Umstand für Carlos Sainz auf P14, der beim Spanien-GP sein Heimrennen absolvierte. Insgesamt fehlt es dem Spanier seit seinem Wechsel von Ferrari noch an Highlight-Ergebnissen, besonders im Vergleich zu Teamkollege Alexander Albon. Ein Umstand, dem Sainz so schnell wie nur möglich ein Ende bereiten möchte.
Sainz spricht Klartext: Werde langsam ungeduldig
“Wir müssen sicherstellen, dass wir die Punkte am Sonntag bekommen, denn bislang haben wir noch kein Ergebnis an einem Sonntag zusammengebracht“, so der 30-Jährige am Medientag des Kanada-GP. „Und ich beginne, etwas ungeduldig zu werden, denn es ist das neunte Rennen und ich war bislang schnell. Ich habe mich gut an das Auto und Team angepasst. Aber durch den einen oder anderen Grund sind die Punkte bislang nicht gekommen. Und es ist Zeit, die Dinge zusammenzubringen.“
Im teaminternen Vergleich hinkt Sainz mit 12 zu 42 Punkten klar hinterher. Besonders die Wochenenden in Miami und Imola blieben Sainz negativ in Erinnerung. Dort fuhr Albon je in die Top-5, Sainz kam nie über Rang acht hinaus. „Ich habe es im Qualifying so gut gemacht, wie ich konnte, aber am Sonntag sind die Dinge nicht nach Plan gelaufen“, klagt der vierfache GP-Sieger. „Wir hatten viele Probleme mit der Strategie, mit Pech im Rennen, aber der Speed ist da.“

Kein Barcelona-Frust bei Williams: Waren das am meisten verbesserte Team!
„In Barcelona war ich selbst ein bisschen neben der Spur“, beschreibt Sainz weiter. Derartige Probleme sieht er jedoch nicht unbedingt als Hürde an, sondern lediglich als Teil des Prozesses bei einem neuen Team. „Für mich geht es darum, nicht überzureagieren, sondern zu wissen, dass es ein Teil des Prozesses ist. Ich muss es als harte Lektion lernen, besonders weil es mein Heim-GP war. Aber ich muss einfach versuchen, alles, was ich von diesem Wochenende gelernt habe, beim nächsten anzuwenden.“
Bei einem reibungslosen Wochenende in Spanien wären laut Sainz auf der Williams-Angststrecke gar Punkte möglich gewesen. Aber auch so erkennt der 215-fache GP-Starter trotz der fehlenden Punkte-Ausbeute in Katalonien den Williams-Fortschritt insgesamt an: „Wir waren das am meisten verbesserte Team in Barcelona. Das zeigt also weiterhin, dass wir in die richtige Richtung gehen. Es ist einfach noch nicht genug für diese Art von Strecke.“
“Es ist eine Erinnerung daran, so wie ich es dem Team am Anfang des Jahres gesagt habe und wie wir es in den Daten sehen können, dass dieses Auto immer noch eine klare Schwäche hat und wir diese zu adressieren versuchen“, so Sainz weiter. „Und Barcelona zeigt diese Schwäche in der offensichtlichsten Art und Weise auf.“

Schwachstelle Windanfälligkeit dahin? Das sagt Albon
Doch auch bei den großen Schwachstellen hat Williams Fortschritte gemacht – meint zumindest Albon. „Die Balance in den Kurven hat sich stark verbessert. Die Windanfälligkeit hat sich stark verbessert“, lobt der Thai-Brite. „Ich erinnere mich an letztes Jahr (in Barcelona; d. Red.), wo ich im Rennen durch eine kleine Windböe in Kurve 4 von der Strecke abgekommen bin. Im letzten Rennen hat der Wind die ganze Zeit geweht und es hat sich ehrlich gesagt überhaupt nicht so schlecht angefühlt.“
Doch auch Albon bleibt bewusst, dass auch neben diesen Brandherden noch Verbesserungsbedarf besteht: „Wir rutschen immer noch ein bisschen zu viel herum in den Highspeed-Kurven, im Vergleich dazu, wo wir sein wollen in Barcelona. Und wir bringen zu viel Energie in die Reifen. Das ist ein anderer Bereich, an dem wir arbeiten. Aber alles geht in die richtige Richtung.“
Gerade aufgrund des nach wie vor vorhandenen Verbesserungspotenzials seien die Lehren aus Barcelona jedoch besonders wertvoll, so Albon weiter. „Es ist fantastisch, die Angststrecken herauszustellen. Denn es ist klar, dass wenn wir ein Top-Team sein wollen, wir immer noch diese verbessern müssen.“

Williams in Kanada zurück zur Topform?
Zu einer derartigen Angststrecke sollte das angehende Rennwochenende in Kanada voraussichtlich nicht avancieren. Auf dem Circuit Gilles-Villeneuve konnte Williams im Gegenteil sogar in tendenziell schwierigen Jahren noch achtbare Ergebnisse erringen. „Diese Strecke wird uns mehr liegen als Barcelona“, ist auch Albon überzeugt.
Dennoch warnt der 29-Jährige vor zu großem Optimismus, besonders im Hinblick auf zahlreiche Updates im Feld in den vergangenen Rennen. „Die Saubers, die Astons, sie sind definitiv deutlich schneller geworden und wir haben kein derart großes Performance-Paket, wie sie es gebracht haben.“ Williams hatte bereits frühzeitig erklärt, sich besonders auf den Regelumschwung 2026 konzentrieren zu wollen.
Albon warnt vor Konkurrenz-Upgrades: Wird ein größerer Kampf
„Wir haben durchaus Dinge (Upgrades; d. Red.), die kommen, aber es gibt auch diesen Fokus auf das nächste Jahr, weil wir einfach sicherstellen wollen, dass wir so vorbereitet wie möglich sind“, erklärt Albon abermals. Dementsprechend vermutet der 113-fache GP-Starter, dass die besten Zeiten der Saison womöglich bereits hinter Williams liegen könnten: „Es wird für uns von jetzt an ein größerer Kampf bis zum Ende des Jahres sein, regelmäßig in den Punkten zu sein, wie wir es zuvor getan haben.“
Anders als von vielen erwartet, werden es Albon, Sainz und Williams an diesem Wochenende im engen Mittelfeldkampf übrigens nicht mit einem ungewohnten Gesicht zu tun bekommen. Überraschend ist Lance Stroll nach seiner erneuten Handverletzung, inklusive Operation, doch für seinen Heim-GP fit geworden. Alle Details lest Ihr in diesem Artikel:
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