Monaco hat seine eigenen Gesetze. Das gilt für den Stadtstaat auch in der Formel 1. Das Fürstentum zahlt kaum Antrittsgebühr für die Königsklasse, die Bandenwerbung darf selbst bestimmt werden, das TV-Bild wird noch selbst produziert und, und, und… Auch die Trainingsanalyse zum Monaco GP hat ihre eigenen Gesetze.

Longruns sind in Monte Carlo völlig egal, Überholen ist ohnehin unmöglich. Deshalb fuhren manche Piloten nicht einmal Dauerläufe, sondern konzentrierten sich darauf, im Leitplankendschungel den berühmtberüchtigten Rhythmus zu finden. Den ganzen Qualifying-Tag der Formel 1 heute in Monaco gibt es hier im Live-Ticker.

Formel 1 Monaco: Red Bull von großem Rückstand auf Ferrari überrascht

In Monaco dreht sich alles um die eine Runde, die am Samstag in den heiligen Asphalt des Fürstentums gebrannt wird. Und genau dort lag zuletzt Ferraris Vorteil. Red Bull war in Barcelona schnell, nicht aber auf eine Runde.

Der Trend setzt sich in Monaco fort. Fast vier Zehntelsekunden fehlen den Bullen auf die Bestzeit von Charles Leclerc. "Wir sind vom Rückstand überrascht", gestand Sergio Perez. "Wir hatten einen Rückstand erwartet, aber nicht so viel."

Ferrari schluckt Monaco-Kerbs besser als die Konkurrenz

Dabei war Perez noch der Schnellere der beiden Red Bulls. Zwar fehlten Weltmeister Max Verstappen nur wenige Tausendstel auf seinen Teamkollegen, trotzdem musste er sich hintenanstellen. "Wir haben bei Max bewusst etwas ausprobiert im 2. Training und das ist nicht in die gewünschte Richtung gegangen", erklärte Red Bulls Dr. Helmut Marko.

Während Red Bull mit der Balance hadert, scheint bei Ferrari alles zu passen. Als einziges Team setzte man im 1. Training nur die Medium-Reifen ein. "Einerseits hast du dann keine gute Referenz auf dieser Mischung, weil du die Streckenverbesserung darauf verpasst. Anderseits kannst du besser am Setup arbeiten, weil du einen genauen Vergleich hast", erklärt Pirellis Mario Isola.

Die Herangehensweise scheint sich ausgezahlt zu haben. Aus 39 Tausendsteln im 1. Training wurden knapp vier Zehntel im 2. Training. Wie schon in Imola schluckt der F1-75 die aggressiven Kerbs besser als die Konkurrenz. Aber in Imola drehte sich Leclerc im Rennen in der Schikane, in der er zuvor das ganze Wochenende über so viel Zeit gewonnen hatte. Und mit Fehlern in Monaco kennt sich der WM-Zweite ebenfalls aus.

Defekte bei Ferrari-Kunden bereitet Scuderia Sorgen

Auch Sainz, der zuletzt mit dem Vertrauen haderte, fand in Monaco schnell den Rhythmus und fuhr auf demselben Niveau wie Leclerc. "Das war ein ermutigender Tag", meint Sainz. Auch Teamkollege und Lokalmatador Leclerc war zufrieden: "Wir müssen die Balance noch etwas feintunen, aber es war nicht zu schlecht. Wir müssen nur den üblichen Schritt von Freitag auf Samstag machen."

Den fordert auch Verstappen: "Wenn wir eine bessere Balance hinbekommen, können wir auch in den Kurven mehr attackieren, dann kommt natürlich auch die Rundenzeit." In anderen Worten: Ein bisschen bessere Balance bedeutet mehr Vertrauen und dadurch deutlich mehr Performance.

Aber Ferrari plagen auch im Fürstentum Zuverlässigkeitsprobleme. Leclerc verlor vor einer Woche in Spanien einen sichergeglaubten Sieg aufgrund eines technischen Defekts. Die Analyse ergab einen Schaden an Turbolader und MGU-H. Man will das Problem aber verstanden und gelöst haben.

Zittern ist dennoch angesagt: Alfa-Sauber und Haas hatten am Freitag Probleme mit der MGU-K. Mick Schumacher und Valtteri Bottas verpassten deshalb das 1. Freie Training. Beim Werksteam schien es bislang keine Probleme zu geben, doch die Zuverlässigkeit bleibt bei der Scuderia ein Thema.

McLaren ernsthafter Gegner für Mercedes

Hinter Red Bull klafft Performance-technisch eine weitere Lücke. Mercedes kann die starke Form aus Barcelona nicht bestätigen. Sowohl Lewis Hamilton als auch George Russell klagen besonders über die neue Fahrzeuggeneration in Monaco. Das Hüpfen kommt zwar von den Bodenwellen und nicht vom Unterboden, doch die Silberpfeile scheinen auch damit mehr zu kämpfen zu haben als Ferrari und Red Bull.

Statt Angriff stehen die Zeichen beim amtierenden Konstrukteursweltmeister eher auf Verteidigung. Lando Norris konnte das Potential seines McLaren ausschöpfen und fuhr auf Rang fünf schneller als beide Silberpfeile. Bis zum Abflug von Daniel Ricciardo im 2. Training sah es für Team Papaya gut aus. Normalerweise recht unauffällig am Freitag unterwegs, zeigte der Rennstall von Andreas Seidl die beste Trainings-Performance der Saison. McLaren ist für Mercedes ein ernstzunehmender Gegner an diesem Wochenende.