Klare Niederlage für Red Bull Racing zum Auftakt in das Formel-1-Wochenende in Monaco 2022 (hier Zeitplan, TV-Programm & Live-Streams). Im Tagesergebnis der F1-Trainings in Monte Carlo landeten Sergio Perez und Max Verstappen am Freitag gleich vier Zehntelsekunden hinter den überlegenen Ferrari von Charles Leclerc und Carlos Sainz. Im ersten Formel-1-Training in Monaco hatten die Bullen noch nahezu auf Augenhöhe gelegen, doch als am Nachmittag die weichen Reifen debütierten, galoppierte die Scuderia auf und davon.

"Insgesamt scheint uns auf die Ferrari etwas zu fehlen. Die sahen heute echt stark aus. Wir müssen jetzt alles analysieren und dann schauen, was wir ausrichten können", hadert der heute gleich zweimal schnellere Red-Bull-Pilot Perez. Dabei habe man sogar mit einem Rückstand gerechnet. "Aber wir waren überrascht. Wir haben eine Lücke erwartet, aber nicht so eine. Es gibt also eine Menge zu tun", mahnt Perez.

Formel 1 Monaco, Trainingsergebnis: Red Bull weiter hinter Ferrari als erwartet

Ähnlich klingt Helmut Marko. "Auf eine Runde sind wir momentan etwas zu weit hinten", analysiert der Motorsportchef der Bullen. Dafür sei immerhin der Dauerlauf erfreulich gewesen. "Der Longrun war mit dem Medium-Reifen deutlich besser", sagt Marko. Zumindest Perez kann diese Einschätzung nicht teilen. Mehr als zwei Runden waren für den Mexikaner nicht drin, dann geriet er auf dem nur 3,337 Kilometer kurzen Monaco Circuit in Verkehr. "Das war dann etwas knifflig. Sobald du im Verkehr bist kannst du da nicht mehr so viel mitnehmen", kommentiert Perez seinen wenig hilfreichen Longrun.

Bei Verstappen lief es da besser, daher die positive Longrun-Bilanz Markos. Doch auf eine Runde ging beim Niederländer sogar noch weniger als bei Perez. "Wir müssen halt eine Balance reinbringen", sagt Marko. "Wir haben einfach einmal untersteuern einmal Übersteuern, es fehlt die Balance", schildert der Grazer und verrät den möglichen Grund für die seltenen teaminternen Probleme Verstappens: ein Setup-Experiment. Marko: "Wir haben bei Max etwas probiert, bewusst probiert - und das ist nicht in die gewünschte Richtung gegangen."

Formel 1 Monaco: Perez wegen Setup-Experiment vor Verstappen?

Insbesondere über Kurve eins beklagte sich Verstappen daraufhin. Die Balance habe sich gegenüber dem ersten Training mit der Umstellung sogar verschlechtert. "Wir haben heute einige Dinge mit dem Setup versucht und ich war im FP1 zufriedener mit dem Auto als im FP2", berichtet Verstappen. Noch ein Alarmsignal: Bei Verstappen sei der ganz weiche Reifen bei den heute mehr als 50 Grad Celsius Asphalttemperatur nach nur zwei Runden mehr oder minder zerfallen, so Marko - währenddessen Ferrari auf dem Soft gleich mehrere schnelle Runden schaffte. "Da waren aber ein paar Abkühlrunden dabei", relativiert Marko. "Aber es war schon ganz sicher besser als bei Max", gesteht der Österreicher.

Interessant sei allerdings das Verhalten der härteren Reifen, insbesondere bei der Konkurrenz. "Der Sainz fährt mit dem harten Reifen raus und hat schon auf der ersten Runde eine super Zeit. Das zeigt, dass die Aufwärmphase interessant werden kann und auf welchem Reifen du startest", sagt Marko - und spekuliert womöglich sogar auf einen völlig unorthodoxen ersten Stint auf harten Reifen. Das sei durch den nur gut 100 Meter langen Weg zur ersten Kurve am Start nicht einmal ein allzu großer Nachteil. "Der Gripvorteil [weicher Reifen] ist da nicht so wie bei normalen Rennen.", meint Marko.

Formel 1 Monaco: Red Bull auf eine Runde gegen Ferrari im Nachteil

Während Red Bull im Rennen dank cleverer Schachzüge also noch weniger verloren sieht, sorgt das Defizit auf eine Runde für sehr viel größere Sorgen. Zumal das Qualifying in Monaco die halbe Miete ist und auch die cleverste Renntaktik häufig schlicht an der schlechteren Track Position scheitert. Dennoch hat man Hoffnung, die vier Zehntel Rückstand aufholen zu können. "Wir glauben die Ursache zu kennen", sagt Marko, diesmal allerdings auffällig vorsichtig.

Wie schon mehrfach zuvor in dieser Saison tut sich der Ferrari F1-75 beim Aufwärmen der Reifen sehr viel leichter als der Red Bull RB18. Eine Lösung dafür gefunden hat Red Bull bislang nicht, kam bei seinen Siegen vor Barcelona eher über besseres Reifenmanagement zurück ins Spiel, ersichtlich insbesondere in Imola und Miami. Verstappen gibt dennoch nicht auf: "Wenn wir die Balance wieder besser hinbekommen, können wir in den Kurven etwas mehr angreifen und dann wird sich unsere Rundenzeit natürlich noch verbessern." Den ganzen Qualifying-Tag der Formel 1 heute in Monaco gibt es hier im Live-Ticker.