Noch immer ist offen, wie genau Red Bull seine vier Cockpits bei Red Bull Racing und AlphaTauri in der kommenden Formel-1-Saison 2021 besetzen wird. Einzig Max Verstappen bei RBR ist vertraglich fixiert, auf den übrigen drei Plätzen von Alexander Albon, Daniil Kvyat und Pierre Gasly besteht noch immer Raum für Veränderung. Insgesamt drei Plätze sollen zumindest intern klar vergeben sein, hieß es zuletzt von den Österreichern. Wie? Das legte Dr. Helmut Marko nun in einem Sky-Interview mit Ralf Schumacher mehr als nah.

„Wenn Albon die Weiterentwicklung schafft, dass er sich stetig verbessert, dann ist er ein Kandidat für unser Auto 2021“, sagte der Motorsportberater Red Bulls. Aus dem Wort ‚Kandidat‘ lässt sich ableiten: Es ist der Platz des Thai-Briten bei Red Bull der das eine noch nicht sichere Cockpit ist. Zuletzt hatte sich Marko bereits im Interview mit Motorsport-Magazin.com zwar noch vor Albon gestellt und dessen sportliche Leistungen verteidigt, gleichzeitig aber auch die aktuell heißen Eisen auf dem Fahrermarkt - Nico Hülkenberg und Sergio Perez - nicht kategorisch ausgeschlossen.

Externe Lösung? Red Bull würde über eigenen Schatten springen

Schon in einem Talk bei Sport1 hatte der Grazer zuvor Druck auf Albon gemacht und Fortschritte eingefordert. Ähnliches bekräftigte Marko nun bei Sky. „Sollte der Albon nicht die Erwartungen erfüllen, müssen wir uns außerhalb unseres Kaders umsehen. Da sind wir so stark und springen über unseren Schatten“, betonte der Bullen-Berater. „Dann kommt wieder das Thema mit den zwei Kandidaten Perez und Hülkenberg.“

Intern drängt sich bei Red Bull derzeit kaum eine andere Lösung auf. Liam Lawson oder Jüri Vips seien noch mindestens eine Saison von der Formel 1 entfernt, so Marko. „Derzeit haben wir nur einen Kandidaten für einen Formel-1-Sitz. Das ist der Yuki Tsunoda, der Japaner“, sagte Marko und verriet gleich einmal, dass auch Tsunoda zu den drei schon Auserwählten zählt. Marko: „Der ist geplant für AlphaTauri, der muss nur noch die nötigen Punkte für die Superlizenz erreichen.“

Marko bestätigt: Tsunoda bei AlphaTauri fest geplant

Aktuell liegt der Japaner in der Formel 2 dafür auf Kurs. Nach dem F1-Rennen in Imola spult AlphaTauri mit Tsunoda einen 300-Kilometer-Test in einem älteren Toro Rosso ab, um den Japaner im Zweifel noch in einem Freitagstraining einsetzen zu dürfen - auch das bringt inzwischen Superlizenzpunkte.

Heißt auch: Mit Daniil Kvyat plant Red Bull gegenwärtig offensichtlich nicht mehr, weder für das Haupt- noch Schwesterteam. Ein Verbleib Gaslys bei AlphaTauri ist von allen Parteien dringend erwünscht. Red Bull will den dort stark auffahrenden Franzosen unbedingt als Teamleader behalten. Einzig der Franzose selbst hätte auch nichts gegen einen Rücktausch mit Albon. Gleichzeitig geht derzeit das Gerücht, Gasly könne den Weg Carlos Sainz’ einschlagen und sein Glück woanders suchen - genauer gesagt seinen bei Renault enttäuschenden Landsmann Esteban Ocon ersetzen. Das erscheint jedoch frühestens 2022 plausibel, verfügt Ocon über einen gültigen Kontrakt für die kommende Saison.

Was Alex Albon jetzt besser machen muss

Heißt: 2021 sollen Gasly und Tsunoda im AlphaTauri sitzen, Verstappen und Albon oder erstmals ein Externer im Red Bull. Was genau Albon nun beweisen muss? Vor allem Konstanz. Aktuell sei das kein Problem, so Marko. „Durch Max und die Kämpfe hinter uns sind wir da souverän. Renault, McLaren und Racing Point nehmen sich gegenseitig die Punkte weg“, erklärte Marko. „Unser zweiter Platz [in der Konstrukteurswertung] ist nicht in Gefahr, deshalb haben wir für das heurige Jahr nicht unbedingt Handlungsbedarf.“

2021 will Red Bull allerdings erneut mit den höchsten Ambitionen beginnen. Der WM-Titel soll her. Dafür brauche es dann eben mehr Konstanz. Die müsse Albon noch finden. „In den schnellen Kurven ist der Albon auf einem Niveau mit Max, das sehen wir in der Telemetrie. Der hat immer nur ein, zwei Kurven, in denen er unverhältnismäßig verliert“, schilderte Marko. „Da kommen wir auch wieder auf die Konstanz. Wenn du nicht weißt, warum das passiert, dann ist das halt ein Unsicherheitsfaktor, den wir uns nicht leisten können, wenn wir um die WM fahren wollen!“

Red Bull 2021: Hülkenberg & Perez aktuell im Vorteil?

Ein Unsicherheitsfaktor, den erfahrene Formel-1-Piloten wie Hülkenberg oder Perez mit hoher Wahrscheinlichkeit aus dem Stand ausmerzen würden, meint Nick Heidfeld. "Nico Hülkenberg wäre genau der richtige Mann für den Job neben Max Verstappen. Man sucht bei Red Bull niemanden, der Verstappen schlagen kann. Perez oder Hülkenberg würden als klare Nummer zwei geholt. Es wird erwartet, dass sie konstante Leistungen zeigen", schreibt der Sky-Experte in seiner aktuellen Kolumne für den Sender. "Das traue ich auch Nico zu 100 Prozent zu. Da bin ich mir sicher. Bei manch anderen Teams wäre er die Nummer eins, bei RB aber die perfekte Nummer zwei."

Formel 1, Hülkenberg-Interview: Mich mit Verstappen messen! (19:45 Min.)

Hülkenberg selbst zeigte sich von der Idee - oder eher etwas mehr - zuletzt im Video-Interview mit Motorsport-Magazin.com angetan. "Ich würde das gerne herausfinden, mich gerne an ihm messen. Mal schauen, ob es dazu kommen wird", sagte Hülkenberg über seine Aussichten in einem teaminternen Duell gegen den Niederländer. Heidfeld: "Natürlich würde es mich freuen, wenn er Max die Stirn bieten könnte. Aber meine Einschätzung ist, dass es momentan nicht viele auf diesem Planeten gibt, die Max das Wasser reichen können."