Williams erlebte keinen gelungenen Start in die Formel-1-Saison 2024. Als einziges Team neben Sauber und Alpine steht das Traditionsteam nach den ersten vier Rennwochenenden noch ohne Punkte da. Zu allem Überfluss kam nach einem chaotischen Entwicklungswinter die Kontroverse um das fehlende Ersatz-Chassis in Australien. Nach einem Crash von Alexander Albon im Training musste sein Teamkollege Logan Sargeant zuschauen.
Auch zwei Wochen später in Japan wurde es nicht besser: Albon kollidierte am Start mit dem Racing Bull von Daniel Ricciardo und schlug heftig in die Barrieren in Kurve 3 ein. Sofort flammten Chassis-Sorgen auf, das Albon-Chassis wurde in der Rennpause zwischen Japan und China in die Fabrik nach Grove zurückgeschickt. Ob Williams mit beiden Autos bei der Rückkehr nach Shanghai (19.-21. April 2024) wird starten können, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar.
Was hingegen klar ist: Sportlich rechnet sich Albon für das China-Comeback gute Chancen aus. Die Königsklasse absolvierte letztmals im Jahr 2019 ein Rennen nahe der chinesischen Millionenmetropole. Die Corona-Pandemie verhinderte seitdem eine Rückkehr. Obwohl der China-GP in den vergangenen Jahren wiederholt im offiziellen Rennkalender auftauchte, machte die restriktive Pandemie-Politik der chinesischen Regierung eine Austragung unmöglich.
Damit wird das Rennen 2024 auch das erste Mal sein, dass die Formel 1 mit den Ground-Effect-Autos auf dem Shanghai International Circuit fahren wird. Genau dieser Umstand macht Albon Hoffnung: "Jeder wird untervorbereitet nach China kommen und nicht wissen, was zu erwarten ist. Und das ist es, wo du profitieren kannst, indem du einen besseren Job als andere Leute machst."
Erschwerend hinzu kommt für die zehn Teams, dass China das erste Sprintwochenende des Jahres sein wird. Somit bleibt nur eine Trainings-Sitzung, um sich auf die Bedingungen einzuschießen. Der Rest des Wochenendes besteht ausschließlich aus kompetitiven Sessions. "Es gibt also eine große Gelegenheit in China", hält Albon fest.
Dementsprechend hofft der Thai-Brite auf die ersten Punkte des Jahres. Denn im Hinblick auf die grundsätzliche Performance befindet sich Williams im selben Dilemma wie die restlichen vier Teams aus der unteren Tabellenhälfte: Die Dominanz der Top-5-Teams lässt bis auf Ausfälle oder Performance-Probleme wie bei Lance Stroll in Japan keinen Spielraum für Punkteresultate.
Dieses Phänomen facht zurzeit die immer mal wieder aufkommenden Diskussionen an, ob Punkte nach MotoGP- oder DTM-Vorbild beispielsweise an die Top-15-Fahrer eines Rennens vergeben werden sollten. Darüber, ob das Punktesystem geändert werden sollte, diskutieren Markus und Tobias in diesem Artikel:
Auch Albon selbst ist dieser Umstand bewusst: "Aktuell haben wir kein Auto, das ernsthaft Punkte sammeln kann. Vielleicht auf Strecken, die uns liegen, aber das hatten wir bisher in diesem Jahr noch nicht."
Die vergangenen Crash-Wochen bei Williams machen Verbesserungen am Auto zusätzlich schwierig. Teamchef James Vowles betonte in den vergangenen Wochen mehrfach, dass die massiven Reparaturaufgaben den Upgrade-Plan des Teams durcheinanderbrächten. Auch im Hinblick auf den Budget-Deckel sind kostspielige Unfälle nicht ideal.
"Es ist kein Geheimnis, dass wir im Moment eine harte Zeit durchleben, mit der Vergangenheit, die wir haben. Das wird uns mit Sicherheit schaden", stimmt Albon in den Tenor seines Teamchefs mit ein. "Wir werden unseren Tribut später in der Saison bezahlen."
Dass bei Williams überhaupt eine derartige Chassis-Not herrscht, liegt in einem chaotischen Entwicklungswinter begründet. Auf welche Probleme die Mannschaft aus Grove dabei genau gestoßen ist, lest Ihr in diesem Artikel:
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