Die berüchtigte Silly Season in der Formel 1 ruhte nie, doch tatsächlich zu großer Action kam es auf dem Fahrermarkt in den vergangenen Jahren dann nie so recht. Anders 2018. In der Sommerpause ging es in der F1 Schlag auf Schlag. Erst der sensationelle Wechsel Daniel Ricciardos von Red Bull zu Renault, dann die McLaren-Bombe mit dem (vorläufigen) Karriereende Fernando Alonsos, dessen Nachfolge durch Carlos Sainz - out bei Renault - und der Beförderung Pierre Gaslys von Toro Rosso zu Red Bull als Ricciardo-Ersatz als Schlusspunkt.

Doch lodert es bereits weiter. Durch die ungeklärte Situation bei Force India kündigen sich schon die nächsten Sensationen an - vielleicht noch mitten in der laufenden Saison 2018. Dabei sind die bereits geklärten Fahrer für 2019 doch noch gar nicht komplett verarztet. Genau deshalb zitierte die FIA alle vier Akteure gemeinsam zur großen Pressekonferenz vor dem Belgien GP in Spa. Motorsport-Magazin.com war bei den fast 40 Minuten Verhör live dabei – und präsentiert die besten Aussagen des Quartetts:

Fernando Alonso - Mr. Adios Formel 1

Fernando Alonso darüber, wann und wie seine Entscheidung gereift ist:"Es war eine Entscheidung, über die ich wohl schon im letzten Jahr begonnen habe nachzudenken. In diesem Jahr gab es viele Änderungen im Team, und ich dachte ein weiteres Jahr schadet nicht. Ich hatte auch Spaß mit dem Auto unter den neuen Regeln. Aber zugleich habe ich ein paar Prioritäten gesetzt, mit der WEC und auch mit ein paar anderen Dingen. Und vor ein paar Monaten dachte ich, dass es jetzt Zeit ist."

Alonso, Sainz & Co: Fahrerwechsel in der Formel 1 2019: (02:01 Min.)

Fernando Alonso über seine eigene Leistungsfähigkeit als Motiv:"Ich will diesem Sport 'Bye, bye' sagen wenn ich mich stark fühle, nicht wenn ich mich nicht mehr konkurrenzfähig fühle oder mit keiner Möglichkeit mehr, wohin ich gehen kann. Ich treffe lieber selbst meine Entscheidungen und suche mir meine Herausforderungen, die mir die Formel 1 gerade nicht bieten kann."

Fernando Alonso über die offen gelassene Comeback-Tür: "Wie gesagt, ich will die Tür offenlassen. Ich habe keine Kristallkugel. Wer weiß, wie es in der Zukunft weitergeht. Aber gerade denke ich, dass das ein Goodbye ist."

Fernando Alonso mal wieder über die Jagd nach der Triple Crown: "Wenn du der beste Fahrer der Welt sein willst, dann hast du zwei Möglichkeiten: Hier 8 Titel gewinnen - und das sieht für mich immer unwahrscheinlicher aus - oder die Triple Crown gewinnen." "Die Formel 1 von heute ist nicht mehr die, von der ich als Kind geträumt habe."

Fernando Alonso mal wieder über den Zustand der F1: "Die Formel 1 von heute ist nicht mehr die, von der ich als Kind geträumt habe. "

Fernando Alonso über Carlos Sainz' Perspektive bei McLaren: "Ich weiß nicht, welche Bedingungen und welches Auto Carlos 2019 vorfinden wird. Aber ich weiß, dass es ein großartiges Team ist und McLaren einfach eine tolle Organisation ist, das zweiterfolgreichste Team der Geschichte des Sports. Das spürst du sofort, wenn du nach Woking kommst und das MTC betrittst. Jeder will McLaren unbedingt zurück an die Spitze bringen."

Carlos Sainz - Alonsos McLaren-Erbe

Carlos Sainz über mögliche Enttäuschung, zu McLaren statt Red Bull zu wechseln: "Ich glaube, du kannst unmöglich enttäuscht sein, wenn du zu McLaren wechselst. Es ist ein Traum, für McLaren zu fahren, da kannst du nicht unglücklich sein."

Carlos Sainz über die Verhandlungen mit McLaren: "Ich bin schon länger mit McLaren in Kontakt gewesen, habe seit ein oder zwei Jahren immer mal wieder mit dem Management gesprochen. Deshalb war ich sehr entspannt."

Carlos Sainz über seinen Abschied von Red Bull ohne Groll: "Ich verlasse die Red-Bull-Familie auf sehr gute Weise, war lange Teil davon und freue mich jetzt aber auf ein neues Kapitel nächstes Jahr."

Daniel Ricciardo - Renaults neuer Strahlemann

Daniel Ricciardo über die schwerste Entscheidung seines Rennfahrer-Lebens: "Es war keine einfache Entscheidung, und ich glaube ich kam an einem Punkt an, wo ich für Veränderungen bereit war. Neue Motivation, eine neue Challenge. Das klingt einfach, aber glaubt mir, es war nicht einfach."

Daniel Ricciardo über den für alle so überraschenden Wechsel: "Ja, es war alles eng mit Deadlines. Ich wusste es für Wochen, für Monate nicht. Es war alles so ziemlich ... natürlich war Renault länger im Rennen bei mir. Sie kamen nicht in der letzten Stunde auf den Radar. Aber selbst in Budapest war ich noch nicht sicher, was ich machen will. In den nächsten 48 Stunden habe ich mir dann Zeit genommen und die Entscheidung gefällt."

Daniel Ricciardo über sein Wechsel-Geständnis per Marko-Anruf und dessen Überraschung: "Ich habe nicht gelacht, glaubt mir. Ich lasse andere nicht gerne hängen. Aber es war ein Anruf, den ich machen musste. Sicher, ich war ein bisschen nervös. Aber Helmut scheint mich verstanden zu haben. Er kennt mich seit zehn Jahren, und er hat wohl geahnt, dass sich etwas bei mir verändert. Also war er wohl nicht komplett überrascht, aber sicher ein bisschen enttäuscht. Es gibt aber kein böses Blut zwischen mir und den Bossen oder irgendwem im Team. Es gab nichts, was sich über Nacht geändert hat "

Daniel Ricciardo über seine Beziehung zu Max Verstappen:"Wenn er anfängt, Pierre den 'besten Teamkollegen, den er je hatte' zu nennen, dann bricht er mir das Herz. Nein - ich denke dafür, wie konkurrenzfähig wir beide sind, haben wir das als Teamkollegen immer gut gemanagt."

Daniel Ricciardo über seinen Nachfolger Pierre Gasly:"Ich denke er schuldet Helmut einen Drink - und mir!"

Daniel Ricciardo über Verstappen als Wechsel-Motiv: "Nein. Von außen, aus der Medien- und Fan-Perspektive schien es vielleicht so. Aber von innen, im Team, sicher gab es ein paar Zwischenfälle auf der Strecke, aber wir waren immer gleichgestellt."

Ricciardo zu Renault! Ein Fehler? - Formel 1 2018: (10:37 Min.)

Daniel Ricciardo über Honda als Wechsel-Motiv: "Klar, Honda muss sich noch immer beweisen. Aber es gab nicht wirklich einen bestimmten Grund. Außer, dass ich selbst eine neue Umgebung wollte. Ich hatte einfach das Gefühl, dass es jetzt Zeit für etwas Neues ist."

Daniel Ricciardo über seine Aussichten bei Renault: "Die kurz- und mittelfristigen Pläne sehen wirklich ermutigend aus. Was Renault tut und investiert zeigt, dass sie unbedingt gewinnen wollen und das so schnell wie es geht. Ich habe ein paar gute Anzeichen gesehen bei der Präsentation, die sie mir gezeigt haben, und ich habe auch ihre Ehrlichkeit gerne gesehen. Sie haben mir nicht gesagt, dass ich in Melbourne nächstes Jahr gewinnen werde - so gerne ich das auch machen würde."

Pierre Gasly - Red Bulls Ricciardo-Ersatz

Pierre Gasly über seinen rasanten Aufstieg zu Red Bull: "Es ist echt klasse, wie schnell die Dinge in der Formel 1 manchmal gehen. Ich bin sehr gespannt auf diese neue Herausforderung. Das ist ein gewaltiger Schritt in meiner Karriere."

Pierre Gasly über einen Urlaub auf glühenden Kohlen: "Ich war so überrascht wie alle, als ich ansehen. Ich habe dann versucht meinen Urlaub zu genießen, aber auch immer auf den Anruf gewartet."

Pierre Gasly über seinen 2019 neuen Top-Teamkollegen Max Verstappen: "Sehr aufregend! Max ist gerade einer der besten Fahrer im ganzen Grid! Natürlich bin ich erst in meiner ersten Saison in der Formel 1 und sammle noch meine Erfahrungen, trotzdem sehe ich das als große Gelegenheit. Zu Max pflege ich eine sehr gute Beziehung, ich keine ihn schon lange Zeit. Wir sind schon im Kartsport zusammen gefahren. Als Team haben wir das Potential, zusammen große Dinge zu bewerkstelligen. Er arbeitet mit dem Team jetzt schon ein paar Jahre. Ich werde noch ein paar Rennen lernen müssen, weil ich gerade erst in der F1 angekommen bin. Aber mein größtes Ziel ist, der Beste im ganzen Sport zu werden. Und um das zu erreichen, muss ich auch gegen die Besten kämpfen. Max ist einer der Besten. Deshalb sehe ich es als so große Gelegenheit."

Pierre Gasly über den Druck in einem Top-Team: "Nächstes Jahr kämpfe ich in einem Top-Team dann um viel besseren Postionen. Das bedeutet mehr Druck auch vom Team. Und ich habe einen sehr starken Teamkollegen. Aber ich freue mich auf die Herausforderungen. Ich kann mich noch in vielen Bereich verbessern und werde immer an mir arbeiten. Ich brauche niemanden, der mir das sagt. Ich will nächstes Jahr meine Leistung bringen."