Selten zuvor dürften Yamahas Stammfahrer einem offiziellen MotoGP-Test so gespannt entgegen gefiebert haben, wie dem Misano-Test am vergangenen Montag. Erstmals durften sie dort das langersehnte neue Motorrad mit V4-Motor ausprobieren. Nichts weniger als ein historischer Moment in der lange Zeit so erfolgreichen MotoGP-Geschichte des Herstellers aus Iwata. Doch ein Pilot konnte dabei nur zuschauen: Miguel Oliveira.
Als einziger Stammfahrer Yamahas durfte der 30-jährige Portugiese im Misano-Test nicht auf dem V4-Motorrad Platz nehmen, vielmehr standen für ihn nur ein paar Elektronik-Experimente mit dem Reihenvierzylinder-Motorrad auf dem Programm. Warum? Ganz einfach: Oliveira wird 2026 nicht mehr zum Yamaha-Aufgebot zählen, WorldSBK-Superstar Toprak Razgatlioglu übernimmt seinen Platz im Pramac-Team. Und da Oliveira kommende Saison potenziell Testfahrer bei Aprilia werden könnte, wollte Yamaha ihm wohl keine neuen Betriebsgeheimnisse mehr anvertrauen. Eine bittere, aber durchaus branchenübliche Entscheidung. Wie das Fazit von Quartararo und Co. nach dem V4-Test in Misano ausfiel, könnt ihr hier nachlesen:
Seit MotoGP-Sommerpause: Miguel Oliveira zweitbester Yamaha-Pilot!
Erst zur laufenden Saison von Aprilia-Kundenteam Trackhouse Racing zu Pramac gekommen, hatte Oliveira im Vorjahr eigentlich einen Zweijahres-Vertrag bis Ende 2026 mit Yamaha unterzeichnet. Der fünfmalige MotoGP-Rennsieger galt seinerzeit eigentlich als Wunschkandidat des japanischen Herstellers, musste nun aber aufgrund einer Performance-Klausel schon vorzeitig seine Koffer packen. Eine Entscheidung, die sich Yamaha nicht leicht machte - und aktuell vielleicht schon zu bereuen beginnt.
War Oliveira vor der MotoGP-Sommerpause noch klar schwächster Yamaha-Pilot, hat sich das Bild in den letzten Wochen gewandelt. Den historisch schlechten Österreich-GP Mitte August mal ausgeklammert, war Oliveira in sämtlichen Grands Prix seit Ende der Sommerpause zweitbester M1-Pilot nach Fabio Quartararo. Zuletzt fuhr die Nummer 88 sogar zweimal in Folge auf Platz neun ins Ziel, in Misano nur 0,601 Sekunden hinter 'El Diablo'. So nah war dem französischen Starpiloten, der die M1 im Qualifying zum San-Marino-GP noch sensationell auf Platz drei gestellt hatte, in der laufenden Saison nur selten ein anderer Yamaha-Pilot gekommen.
Hat Yamaha die falsche Fahrerwahl für 2026 getroffen?
Während Jack Miller und Alex Rins seit Spielberg nur sechs respektive drei WM-Punkte sammelten, holte Oliveira im gleichen Zeitraum deren 18 WM-Punkte. Aufgrund seiner schwachen ersten Saisonhälfte 2025 liegt er in der Weltmeisterschaft noch immer deutlich hinter den restlichen Yamaha-Stammfahrern, aber der Trend spricht inzwischen klar für ihn. Ob Oliveira deshalb frustriert sei, dass die Entscheidung gegen ihn fiel? "Frustrierend für mich? Warum?", antwortete er am Misano-Sonntag mit einer nicht ganz ernstgemeinten Gegenfrage. Was der scheidende Pramac-Pilot damit aussagen wollte? Ganz einfach: Ob seines aktuellen Formaufschwungs könne nur eine Partei frustriert sein - und zwar Yamaha. Könnte der Hersteller aus Iwata seine Entscheidung gegen die Startnummer 88 inzwischen bereuen? "Das müsst ihr sie fragen!", lachte Oliveira nur kurz und knapp.

Klar ist: Mit seiner Erfahrung aus sieben Jahren Königsklasse, in denen Oliveira für drei verschiedene Hersteller fuhr, könnte er tatsächlich noch zu einem schmerzlichen Verlust für Yamaha werden. Aprilia würde sich jedenfalls freuen, den 30-Jährigen ab der kommenden Saison wieder in den eigenen Reihen begrüßen zu können. "Lorenzo [Savadori] macht einen großartigen Job, keine Frage, aber Miguel fährt noch aktiv Rennen und saß schon auf vielen verschiedenen Motorrädern. Wenn wir ihn holen könnten, wäre das eine fantastische Verpflichtung", streute MotoGP-Weltmeister Jorge Martin dem Portugiesen zuletzt Rosen.
Was meint ihr: Hat sich Yamaha bei der Fahrerwahl für 2026 verzockt? Hätte man vielleicht doch Oliveira statt Miller oder Rins behalten sollen? Sagt uns eure Meinung in den Kommentaren!



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