Formel-1-Star Lando Norris gilt als großer Fan der MotoGP. So bezeichnete der Brite auch stets Valentino Rossi als sein größtes Idol und nicht einen F1-Piloten. In Misano war der McLaren-Pilot nun Gast und staunte nicht schlecht über die körperlichen Höchstleistungen der Motorradfahrer, die ihm niemand geringeres als der Weltmeister darlegte.

MotoGP und Formel 1 im Vergleich: Datenstudium ja, Funk nein

"Ich habe einen guten Draht zu Lando, er ist ein guter Freund", verriet Titelverteidiger Jorge Martin nach dem Rennen. Norris war als Gast zunächst im Austausch mit Legenden wie Rossi oder Casey Stoner, doch am Samstagabend sah er sich genauer in der Box von Aprilia um.

"Wir sprachen ziemlich viel über die Elektronik, danach fragte er mich. In Sachen Datenanalyse arbeiten wir ähnlich, vor allem beim Reifenverschleiß. Da geht es dann darum, wie man die Leistungsentfaltung verändert", berichtete der 'Martinator' über Parallelen der Königsklassen auf zwei und vier Rädern.

Doch auf den Motorrädern ist der Fahrer nach dem Start zumeist auf sich allein gestellt. "Er bekommt in der Formel 1 viel Hilfe aus der Box [über den Funk, Anm. d. Red.]. Wir bekommen das nicht. Also war er beeindruckt, wie wir selbst unsere Motor-Mappings wählen müssen", berichtete der Spanier. In der Formel 1 hingegen ist es den Fans oft ein Dorn im Auge, wenn die Fahrer von den Ingenieuren 'ferngesteuert' werden.

Lando Norris im Gespräch mit Casey Stoner bei der MotoGP in Misano
Lando Norris (r.) im Gespräch mit MotoGP-Legende Casey Stoner (l.), Foto: IMAGO / Italy Photo Press

Jorge Martin lässt Lando Norris staunen: 188er-Puls im Rennen

Doch am Ende war es kein technischer Aspekt, der den F1-Vizemeister stauen ließ. "Was ihn aber am meisten beeindruckte war unser Puls [im Rennen, Amn. d. Red.]. Er meinte zu mir, er sei wirklich entspannt, wenn er fährt. Er muss seinen Nacken trainieren und etwas Ausdauertraining machen, aber nicht viel", gab Martin an.

Nun sind Formel-1-Fahrer angesichts der hohen G-Kräfte und oft Sauna-artigen Temperaturen im Cockpit bereits hohen Belastungen ausgesetzt. Was Martin dann aber über die körperlichen Leistungen der MotoGP-Fahrer berichtete, ließ wohl auch bei Norris die Kinnlade runterfallen. "Heute waren es 188 [Herzschläge pro Minute, Anm. d. Red.] im Schnitt, 192 im Höchstwert. Und das konstant im ganzen Rennen. Das ist schon verrückt.", gab der Spanier seine Pulswerte im San Marino Grand Prix preis.

Damit war aber noch nicht einmal das Ende der Fahnenstange erreicht: "Mit dem Fahrrad habe ich es bisher auf 198 geschafft, auf dem Motorrad war glaube ich 203 mein Höchstwert. Das war hier [in Misano] bei einem Training auf der [Ducati] Panigale. Ja, du musst schon gut in Form sein."

MotoGP-Bikes fordern körperliche Höchstleistungen ab, Foto: IMAGO / NurPhoto
MotoGP-Bikes fordern körperliche Höchstleistungen ab, Foto: IMAGO / NurPhoto

"Zähle jede Kalorie!" - Jorge Martins Leben für den Sport

Martin gilt als besonders sportverrückter Charakter. Mit Kumpel Aleix Espargaro trainiert er oft wie wild auf dem Rad rund um ihre Heimat in Andorra. Letzterer hat sogar eine Profiradkarriere begonnen.

Der 27-Jährige macht keinen Hehl daraus, dass ihm sein körperlicher Zustand heilig ist: "Ich blicke da jeden Tag darauf. Ich habe eine echte Obsession, auf meine Körperwerte zu achten. Das ist mein Lifestyle. Ich liebe das Training, den Sport und ich möchte mich gut ernähren. Ich möchte fit sein. Da bin ich wirklich penibel und zähle jede Kalorie, die ich esse, und bilanziere jede Kalorie, die ich verbrenne." Da konnte auch ein Formel-1-Pilot nur staunen.

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