Abu Dhabi kann als der Grand Prix der kurzen Wege bezeichnet werden. Denn nirgendwo sonst fahren die Piloten direkt vor ihrer Zimmertür. Das liegt daran, dass die von Hermann Tilke entworfene Strecke an einer Stelle direkt unter dem W-Abu-Dhabi-Hotel hindurchführt. Weitaus spektakulärer als der Hotel-Komplex ist dessen farbenfrohe Beleuchtung, die in der Dunkelheit zur Geltung kommt.

Seit der Eröffnung 2009 ist der Yas Marina Circuit auf der menschgemachten Yas-Insel in Abu Dhabi fixer Bestandteil des Formel-1-Kalenders. In seinem Debütjahr sowie 2010 und seit 2014 wird in Vereinigten Arabischen Emiraten das Saisonfinale der Königsklasse ausgetragen. Ursprünglich war der Yas Marina Circuit als eine temporäre Rennstrecke gedacht.
Der Kurs war in seiner Originalform 5,554 km lang und galt aufgrund der zahlreichen Off-Camber-Kurven als besonders überholfeindlich. Nach einem Umbau wurde die Streckenführung 2021 auf 5,281 Kilometer gestutzt. Zwei Schikanen mussten den überarbeiteten Kurven 5 und 9 weichen. Außerdem wurden einige Kurvenradien im dritten Sektor geöffnet. Durch diese Änderungen wurden die Rundenzeiten um mehr als 13 Sekunden nach unten korrigiert.
Das Layout des Yas Marina Circuit


Der Yas Marina Circuit hat 16 Kurven, sieben davon sind Rechtskurven, und wird im Uhrzeigersinn befahren. Einige dieser Kurven werden als "hängend" bezeichnet und stellen eine besondere Schwierigkeit für die Piloten dar. Das Gefälle zeigt vom Scheitelpunkt weg, was die auf die Fahrer und Boliden wirkende Querbeschleunigung erhöht. Einzigartig ist auch die Boxenausfahrt, die durch einen Tunnel verläuft und nach der ersten Kurve zurück auf die Strecke mündet.
Die Runde startet mit einem langen Weg zu Kurve eins. In diesem 90-Grad-Linkshänder müssen die Piloten auf den vierten Gang hinunterbremsen. Die fließenden Kurven zwei und drei können in einem modernen Formel-1-Auto mit Vollgas genommen werden. Der leichte Linksknick von Kurve vier ist für die Fahrer kaum merkbar.
Danach kommt die erste überarbeitete Kurve. Früher war hier eine Schikane, jetzt ist Kurve fünf eine Haarnadel. Von fast 300 km/h muss hier in den dritten Gang gebremst werden. Ein Verbremser wäre hier besonders peinlich, denn die Auslaufzone befindet sich direkt unter der Zuschauertribüne. Die Linienwahl ist essenziell, vor allem im Zweikampf. Wer in der darauffolgenden DRS-Zone seine Position behalten möchte, muss einen guten Ausgang erwischen und möglichst viel Geschwindigkeit mitnehmen. Sollte sich ein Fahrer hier verbremsen, Zwischen Kurven fünf und sechs ist eine der längsten Geraden im Formel-1-Kalender, fast 1,2 Kilometer haben die Piloten hier für Überholmanöver Zeit.

In der Anbremszone von Kurve sechs müssen die Piloten auf ihren linken Vorderreifen aufpassen, der in der Schikane leicht blockieren kann. Auch ein stabiles Heck ist an dieser Stelle wichtig. Nach der langsamen Schikane wartet die zweite DRS-Zone auf die Piloten, die sie auch durch die nicht merkbare Kurve 8 führt. Auf dem überarbeiteten Layout ist Kurve neun ein weiter Bogen, in den die Fahrer viel Speed in den Hafenabschnitt mitnehmen können.
Nach zwei leichten Rechtsknicken und einer 90-Grad-Kehre können die Kurven 13 und 14 mit einem erweiterten Radius mit mehr Geschwindigkeit als davor durchfahren werden. Die Herausforderung in der Hotelpassage ist, den Scheitelpunkt in den Off-Camber-Kurven richtig zu treffen. Für Kurve 15 muss nicht gebremst werde, der Ausgang aus Kurve 16 ist dafür umso wichtiger. Von hier geht es wieder auf die Zielgerade.

Die Technik in Abu Dhabi
Das Rennen wird bei Tageslicht gestartet. Tausende Flutlichter rund um die Strecke sorgen in der Dunkelheit für die richtige Beleuchtung. Denn zum Ende des Rennens herrscht im Wüstenstaat finstere Nacht. Ein Aspekt, der bei der Fahrzeugabstimmung nicht zu unterschätzen ist, ist der starke Temperaturabfall. Zwischen Start und Rennende beträgt dieser deutlich über zehn Grad Celsius. Der sehr ebene Belag ermöglicht eine harte Fahrzeugabstimmung mit geringer Bodenfreiheit.
