Felipe Massa sorgt derzeit für Schlagzeilen in der Formel 1. Der Vizeweltmeister von 2008 kämpft darum, die 'Vize-Vorsilbe' 15 Jahre nach der Titelentscheidung noch loszuwerden. Das Vorgehen des Brasilianers könnte noch höhere Wellen schlagen als bisher angenommen. "Es wird ein Präzedenzfall", meint Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.

"Es ist interessant, das zu verfolgen", so der Österreicher weiter. Interessant ist der Fall für Wolff, weil auch er nicht mit allen Geschehnissen in der Formel-1-Historie zufrieden ist. Für Mercedes geht es um Abu Dhabi 2021 und eine mögliche Wiedergutmachung.

Lewis Hamilton war auf dem Weg zu seinem achten WM-Titel, als der damalige Rennleiter Michael Masi im Sinne des Sports handeln wollte, aber genau das Gegenteil davon tat, als er den GP für die letzte Rennrunde noch einmal freigab. Max Verstappen überholte Hamilton dank frischerer Reifen und krönte sich so erstmals zum Weltmeister.

Wolff: Schauen uns Massa-Fall mit Neugier an

"Wir schauen uns das mit Neugier vom Spielfeldrand aus an", so Wolff über den Massa-Fall. "Die FIA hat das Rennen 2021 mit einem klaren Statement kommentiert, deshalb schauen wir uns das mit Interesse an."

Wolff spielt womöglich auf den Bericht zum Formel-1-Finale 2021 an, den die FIA einige Monate später veröffentlichte. Darin wird zwar die Rennfreigabe verteidigt, ein Fehler wird allerdings eingestanden. "Das Identifizieren von überrundeten Autos war bis jetzt ein manueller Prozess und ein menschlicher Fehler sorgte dafür, dass sich nicht alle Autos entrunden durften", hieß es im Report.

Ein menschlicher Fehler von Michael Masi war es laut FIA-Bericht, Foto: LAT Images
Ein menschlicher Fehler von Michael Masi war es laut FIA-Bericht, Foto: LAT Images

Allerdings stellte der Bericht damals auch klar: "Das Ergebnis des Grand Prix von Abu Dhabi ist gültig, final und kann nicht mehr geändert werden." Ob dieser Satz noch Bestand hätte, sollte Felipe Massa mit seiner Klage Erfolg haben, ist der entscheidende Punkt.

Es gibt aber zwei entscheidende Unterschiede zwischen Abu Dhabi 2021 und dem Massa-Fall. Mercedes wusste sofort um die Ungereimtheiten. Deshalb wollte man auch in Berufung gehen, die man aber 'im Sinne des Sports' wieder zurückzog. Felipe Massa erfuhr erst deutlich später davon, dass der Singapur GP 2008 manipuliert worden war.

Und: Während eine Annullierung des Singapur GP 2008 Massa nachträglich zum Weltmeister machen würde, hätte eine Annullierung des Abu Dhabi GP 2021 zumindest beim Ausgang der Weltmeisterschaft keine Konsequenzen. Hamilton und Verstappen gingen zwar punktgleich in das letzte Rennen der Saison, Verstappen hatte aber mehr Rennen gewonnen und lag deshalb auf Rang eins.

Um den Ausgang der Weltmeisterschaft zu ändern, müsste man Abu Dhabi 2021 nicht annullieren, sondern das Rennergebnis ändern. Zudem handelte es sich laut FIA-Bericht um einen 'menschlichen Fehler', nicht um eine gezielte Manipulation. Renault hatte in Singapur 2008 Nelson Piquet Junior dazu angewiesen, absichtlich zu verunfallen, um Teamkollege Fernando Alonso zum Sieg zu verhelfen.

Nelson Piquet fuhr 2008 in Singapur absichtlich in die Mauer, Foto: Sutton
Nelson Piquet fuhr 2008 in Singapur absichtlich in die Mauer, Foto: Sutton