Hinter den Kulissen der FIA brodelt es. Das ist spätestens seit der äußerst überraschenden Entlassung des Formel-1-Rennleiters Niels Wittich deutlich geworden. Die unterschiedlichen Behauptungen rund um die Umstände des Rücktritts bzw. Entlassung von FIA und Wittich selbst sprechen Bände. Der ehemalige DTM-Rennleiter ist der nächste hochrangige FIA-Funktionär, der in der jüngeren Vergangenheit den Motorsport Weltverband verlässt.
Harter Doppelschlag für FIA: Sportdirektor und Technik-Chef schmeißen hin
Selbstredend können Gründe für einen Personalwechsel vielfältig sein. Nicht immer muss dahinter ein schwieriges Arbeitsverhältnis stecken. Was allerdings auffällt: Viele wichtige FIA-Mitarbeiter verließen in den letzten Jahren den Verband nach einer verhältnismäßig kurzen Zeit. Zu Beginn des Jahres 2024 verließ Sportdirektor Steve Nielsen den Verband vorzeitig. Der Brite hatte diesen Posten erst ein Jahr zuvor in einer von Präsidenten Mohammed Ben Sulayem angestoßenen Neustrukturierung der FIA-Formel-1-Abteilung erhalten. Nielsen hatte zum Zeitpunkt seines Abgangs eigentlich noch mehrere Jahre Vertrag. Im gleichen Atemzug verließ Technik-Direktor Tim Goss die FIA und dockte bei den Racing Bulls an.
Die vorzeitigen Abgänge waren überraschend. Vor allem bei Goss, der eigentlich eine zentrale Rolle in der Entwicklung des Technischen Reglements für 2026 spielen sollte, schien die FIA total überrumpelt gewesen sein. Für ihn hatte der Verband keinen direkten Nachfolger parat. "Wir haben aber Verständnis dafür, dass seine Karriere in eine andere Richtung geht und wir respektieren seinen Willen, einen anderen Weg zu beschreiten zu wollen", ließ sich Nikolas Tombazis, der selbst erst ein Jahr zuvor vom Technik-Direktor zum Single-Seater-Director befördert wurde, damals zitieren. Bis heute ist unklar, weshalb genau Goss seine Position vorzeitig verlassen wollte.
Es war ein harter Doppelschlag für die FIA. Beide hatten ihre hochrangigen Positionen erst 2023 neu bekleidet. Ben Sulayem hatte Nielsen vom kommerziellen Rechteinhaber Liberty Media loseisen können, das unter seinem Vorgänger Jean Todt noch eine eigene Sport- und Technik-Abteilung mit hochkarätigen Experten hatte. In seiner Mission, klarer Grenzen zwischen Liberty Media und der FIA zu ziehen, nahm Ben Sulayem zahlreiche der Experten bei der FIA unter Vertrag, so auch Nielsen, der mittlerweile in einer anderen Rolle bei der FOM zurückgekehrt ist. Die Liberty-Media-Abteilung innerhalb der FIA ist inzwischen weitestgehend aufgelöst.
Rechtsabteilung, CEO und Kommunikationsleiter: Mega-Personalrochade bei der FIA 2024
Im Februar 2024 ging die große Personalrochade weiter. Pierre Ketterer, Direktor für Governance und Regulierung, und Edward Floydd, Leiter der kommerziellen Rechtsangelegenheiten verließen den Verband nach vielen Jahren, um neue berufliche Wege zu bestreiten. Ketterer, der seit 2010 der FIA angehörte, kam beim IOC unter. Er galt als einer wichtigsten juristischen Mitarbeiter der FIA, vertrat sie in Disziplinarfällen sowohl in der Formel 1 als auch in anderen Bereichen des Sports und war stark in Compliance-Fragen eingebunden. Sowohl er als auch Floyyd waren maßgeblich bei den Verhandlungen zum aktuellen Concorde Agreement, das noch bis 2026 läuft, auf Seiten der FIA involviert.
Im Mai folgte der nächste hochkarätige Abgang. Natalie Robyn, die erste Geschäftsführerin in der Geschichte der FIA, verließ den Verband nach nur 18 Monaten im Amt. Beide Parteien trennten sich im gegenseitigen Einvernehmen. Die Rolle des Geschäftsführers war eigens erst von Ben Sulayem direkt nach seiner Wahl neu geschaffen und im November 2022 mit Robyn besetzt worden. Es war eines der zentralen Wahlversprechen Ben Sulayems bei seiner Kandidatur für die FIA-Präsidentschaft. Bis heute bleibt die CEO-Rolle seit dem Abgang Robyn's unbesetzt.
Im November dann der nächste Doppel-Abgang bei der FIA. Inmitten der heiß diskutierten Fluch-Debatte in der Formel 1 traten sowohl Kommunikationsleiter Luke Skipper als Jacob Bangsgaard, der Generalsekretär für Mobilität, von ihren Funktionen zurück. Skipper übernahm die Leitung der Kommunikation erst im Jahr 2022, Bansgaard war sogar erst seit 2023 Teil der FIA. Wie bereits bei der Trennung von Nielsen gab es hierzu keine Presseaussendung von der FIA. Über die Gründe für die Trennung ist daher offiziell nichts bekannt.
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