Auf dem zusammengeschrumpften Formel-1-Fahrermarkt ist Liam Lawson momentan die heißeste Aktie. Red Bulls Ersatz- und Simulatorfahrer hat eine Garantie für ein Einsatz-Cockpit entweder im Hauptteam oder bei den Racing Bulls in der Tasche. Materialisiert sich das nicht, dürfte er auch woanders - sprich bei Sauber - andocken. Während die Formel 1 hier auf Klarheit wartet, erhält Lawson in Monza zwei weitere Testtage, sogar in aktuellen Autos.
Denn am Dienstag und Mittwoch nach dem Italien-GP veranstaltete Pirelli in Monza einen offiziellen Reifentest, um die neuen Entwicklungen für 2025 zu testen. Drei Teams nahmen daran teil: Mercedes und Red Bull am Dienstag, die Racing Bulls am Mittwoch. Während Mercedes auf George Russell vertraute, durfte Lawson beide Tage fahren, sowohl das Red-Bull-Programm als auch das Racing-Bulls-Programm.
Was ist der Monza-Test für Liam Lawson wert?
Zum einen ist es die einzige Chance für Lawson, die aktuellen Arbeitsgeräte der beiden Red-Bull-Teams zu bewegen. Er fuhr in den vergangenen Monaten zwar bereits gut dokumentierte Tests, aber nur in zwei Jahre altem Material. Neue Autos dürfen grundsätzlich nicht außerhalb von Rennwochenenden bewegt werden. Ausnahmen sind eben solche Reifentests, welche von Pirelli und der FIA organisiert und überwacht werden.
Das bedeutet aber auch, dass bei so einem Reifentest das Team keinen Einfluss auf das Programm hat. Dieses wird von Pirelli vorgegeben. Setup-Änderungen oder Teile-Wechsel dürften nur auf Bitten des Reifenherstellers vorgenommen werden. Ein umfangreiches Evaluierungsprogramm von einem Fahrer oder eines Updates ist daher nicht möglich.
Das sieht man auch an den Bestzeiten, welche Pirelli jeweils am Tagesende kommuniziert. Russell im Mercedes fuhr 127 Runden, die beste war eine 1:20,747. Lawson fuhr am Dienstag im Red Bull 104 Runden mit 1:22,126 in der Spitze. Am Mittwoch im Racing Bull erledigte er 76 Runden, ehe ein technisches Problem am Nachmittag ein vorzeitiges Ende erzwang. Die Bestzeit war eine 1:22,530.
Lawsons Zeiten sind weit weg von der diesjährigen Pole-Zeit (1:19,327) und deuten darauf hin, dass Pirelli ihm nur ein Longrun-Programm vorgab. Dass mit Prototyp-Reifen gefahren wird, entwertet ohnehin die Vergleichbarkeit. Dennoch ist es für Lawson natürlich fahrerisch ein großer Vorteil, jene Autos zu bewegen, die er sonst nur aus dem Simulator kennt.
Wann kommt nächste Fahrermarkt-Entscheidung?
Am Mittwoch erhielt er nach Regen über Nacht auch eine kurze Chance, Intermediates auf auftrocknender Strecke zu fahren. Zeitgleich absolvierte an dem Tag übrigens auch Ferrari-Junior Oliver Bearman auf der Ferrari-Teststrecke in Fiorano einen Test für die neuen Intermediate-Reifen. Fiorano hat nämlich ein Sprinkler-System für künstliche Bewässerung. Bearman, bei dem noch aussteht, ob er in eineinhalb Wochen in Baku den gesperrten Kevin Magnussen ersetzt, fuhr 167 Runden.
Bearmans 2025er-Platz bei Haas ist bereits fix. Bei Lawson scheint noch vieles möglich. Red Bulls Motorsport-Berater Dr. Helmut Marko sprach schon von einem garantierten Cockpit in einem der beiden Teams, nur müsse man noch entscheiden wo. Teamchef Christian Horner bemühte sich, diese Aussage kurze Zeit später wieder zu entschärfen.
Dennoch steht fest, dass aus dem Trio Lawson, Daniel Ricciardo und Sergio Perez einer bei Saisonende keinen Platz hat. Berichten zufolge gibt es in Lawsons Vertrag eine Deadline im September, bis zu der Red Bull die Lage klarmachen muss. Dann könnte er sich woanders umhören. Wobei Sauber sich in der Zwischenzeit auch woanders umhört. Valtteri Bottas macht sich gute Hoffnungen auf einen Verbleib.
Für Reifentest-Enthusiasten heißt es jetzt Warten bis zum 17. September. Dann wird es tatsächlich spannend. An zwei Tagen in Barcelona wird Aston Martin mit einem modifizierten Auto die ersten Prototypen für die 2026er-Reifen testen. Die sind weiter 18-Zöller, aber etwas schmaler. Der nächste Test für 2025 findet am 1. und 2. Oktober mit Mercedes in Magny-Cours statt.
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