Vor fast genau zwei Jahren gab Audi bekannt, 2026 in die Formel 1 einzusteigen. Während auf Motorenseite in Neuburg an der Donau bislang alles planmäßig verläuft, gleicht das zukünftige Werksteam Sauber einem Minenfeld. Sportlich am Tiefpunkt angelangt und CEO Andreas Seidl verheizt, versucht man seit Monaten erfolglos, einen geeigneten Teamkollegen für Nico Hülkenberg zu finden. Carlos Sainz, Esteban Ocon und Pierre Gasly, die drei Wunschkandidaten, sind allesamt vom Markt.

Dadurch darf sich Valtteri Bottas Hoffnungen machen, sein Cockpit zu behalten. Der Finne fährt seine dritte Saison bei Sauber und konnte nur wenig Glanzlichter setzen. Zuletzt distanziert er Teamkollege Zhou Guanyu aber deutlich. Auch deshalb gab es schon Gespräche mit Saubers neuem starken Mann Mattia Binotto über seine Zukunft.

"Ich war am Dienstag in der Fabrik. Wir werden die Diskussionen an diesem Wochenende fortführen, wir machen Fortschritte", verrät Bottas selbst. Mattia Binotto wird bei seinem Heimrennen in Monza erstmals als Sauber-Mann an der Strecke sein. Der ehemalige Ferrari-Teamchef begann Anfang August offiziell seinen Job als COO bei Sauber.

Bottas-Chancen bei Sauber steigen - doch es gibt ein Problem

Für Bottas sind das gute Nachrichten, standen seine Chancen unter Andreas Seidl und Oliver Hoffmann auf einen Verbleib schließlich nicht sonderlich gut. Nun hält er die Pole Position. Der Finne weiß, dass er den Sauber-Sitz braucht: "Meinen Optionen sind limitiert." Nur Sauber hat noch ein freies Cockpit für die Formel-1-Saison 2025 zu vergeben.

Wer wird zweiter Sauber Fahrer? (03:10 Min.)

Auch Formel-1-Alternativen schwirren deshalb schon im Kopf des 35-Jährigen. "Aber es ist noch zu früh, für nächstes Jahr darüber nachzudenken", wiegelt er ab. Ein Leben ohne Motorsport kommt für ihn aber nicht in Frage: "Irgendwas werde ich immer fahren. Ich liebe es. Ich habe mein ganzes Leben nichts anderes gemacht. Ich werde nicht nur am Strand liegen."

Was seine Verhandlungsposition bei Sauber allerdings erschwert, ist die Vertragslaufzeit. Mit einem Einjahresvertrag könnte Bottas nicht leben. "Mich interessiert nur ein mehrjähriger Vertrag. Nächstes Jahr wird wahrscheinlich nicht einfach hier. Das wäre für meine Karriere nicht wirklich interessant. Für mich geht es darum, Teil eines Projekts zu sein und einen klaren Plan für die Jahre danach zu haben. Im Stadium meiner Karriere ist das wichtig."

Sprich: Ein weiteres Jahr Hinterherfahren bei Sauber will sich Bottas nicht antun. Wenn, dann will er 2026 mit dem Werksteam Sauber die Früchte der jahrelangen Aufbauarbeit ernten. Seit drei Saison fährt er bereits für das Team aus Hinwil.

Vertrags-Problem für Audi: Bringt das Zhou Guanyu ins Spiel?

Ob Audi aber Bottas zwei Jahre geben will, ist fraglich. Damit würde man sich alle Türen für den Fahrermarkt 2026 schließen, weil Nico Hülkenberg einen Dreijahresvertrag unterschrieben hat. Und hier sieht Teamkollege Zhou Guanyu seine Chance. Der Chinese würde sich mit einem Einjahresvertrag zufriedengeben. "Ich hatte ohnehin nie etwas anderes", sagt er selbst.

Allerdings ist sich Zhou durchaus darüber im Klaren, dass er sportlich nicht unbedingt Werbung für sich gemacht hat: "Ich habe nicht das gezeigt, was ich zeigen wollte. Vor allem nicht auf eine Runde, da musste ich in diesem Jahr gegen meinen Fahrstil arbeiten."

Dass Zhou noch eine weitere Saison erhält, gilt als ausgeschlossen. Zu schlecht sind seine Leistungen zuletzt. Auf die chinesischen Millionen will und darf Audi nicht mehr angewiesen sein. Die hat das Team schon mindestens ein Jahr zu lange mitgenommen - allerdings war das vor dem kompletten Einstieg aus Ingolstadt.

Audi-Chef schaut vorbei: Kompromiss-Deal von Sauber und Bottas möglich

Bei Bottas wäre eine Zwischenlösung denkbar. Man hört, dass das Management an einem 1-plus-1-Vertrag arbeitet. Bringt Bottas Leistung, könnte er dann auch 2026 für Audi fahren. "Ich sollte in einer guten Position sein. Ich habe Erfahrung das das braucht das Team. Aber für die Zukunft hängt es dann auch am Audi-Vorstand", so Bottas.

Audi-CEO Gernot Döllner persönlich hat sich für das Wochenende in Monza angekündigt. Eine gute Gelegenheit für Bottas, Werbung in eigener Sache zu machen. "Wir werden aber hier keinen Vertrag unterschrieben, wir sind hier, um uns auf das Rennen zu fokussieren und nach einem schwierigen Wochenende zurückzuschlagen", stellt Bottas klar. In Zandvoort landeten die beiden Sauber-Piloten abgeschlagen auf den letzten beiden Plätzen.