Das Finden des zweiten Fahrers für das zukünftige Audi-Werksteam Sauber war ein langwieriger Prozess. Fast das ganze Jahr über machte sich Noch-Stammfahrer Valtteri Bottas hier Hoffnungen, seine Formel-1-Karriere über 2024 hinaus zu verlängern. Erst im November die bittere Gewissheit: Er ist, wie auch Teamkollege Zhou Guanyu, seinen Job mit Jahresende los. Für Alternativen ist es äußerst spät.

Das gilt jedenfalls einmal für die Formel 1. Dass Bottas 2024 für ein anderes Team ein Stamm-Cockpit erhält, ist inzwischen wohl ausgeschlossen. Die einzigen noch fehlenden Puzzleteile am Fahrermarkt sind die genauen Besetzungen der Cockpits von Red Bull und den Racing Bulls. Mit denen hat Bottas überhaupt nichts zu tun. Das muss aber nicht heißen, dass er 2025 komplett aus dem Fahrerlager verschwindet.

Tatsächlich ist es aufgrund des Zeitrahmens vielleicht sogar wahrscheinlicher, dass Bottas in der Formel 1 bleibt. Als Ersatz- und Entwicklungsfahrer. Das hängt auch damit zusammen, dass November in allen Rennserien reichlich spät ist für einen Verhandlungsstart. In anderen großen Serien wie der Langstrecken-WM oder IndyCar bekommt man nicht einfach über Nacht ein gutes Cockpit, bloß weil man Ex-F1-Fahrer ist.

Bottas-Priorität in der Formel 1: Jetzt zwangsweise Testfahrer?

Bottas hielt das ganze Jahr über fest, dass seine Priorität auf der Formel 1 liege, und ließ die Suche nach Alternativen außerhalb des F1-Kosmos schleifen. Dafür kamen in den letzten Wochen Gerüchte auf, wonach er innerhalb des Fahrerlagers Gespräche bezüglich Ersatzfahrer-Jobs führte. Wenig überraschend gepaart mit einer Mercedes-Theorie.

Fünf Jahre war Bottas dort angesehener zweiter Fahrer neben Lewis Hamilton. Hier feierte er alle seine zehn Siege, und fünf Konstrukteurs-Titel. "Ich muss mir alle Alternativen einschließlich einer Rückkehr in die Mercedes-Familie ansehen", kommentierte Bottas vor zwei Wochen in Mexiko die Gerüchte. "Das ist sicher eine Option, die ich mir vorstellen könnte."

So ein Comeback wäre nicht ungewöhnlich. Gerne nehmen Teams Ehemalige bei Gelegenheit zurück. Erst vor zwei Jahren holte Red Bull etwa Daniel Ricciardo als dritten Mann. Man weiß, was man hat, und der Fahrer weiß, wie das Team operiert. So hat man gutes Feedback sicher. Obendrauf ist so ein Fahrer perfekt, wenn ein Stammpilot ausfällt und man über Nacht einen Ersatz braucht. Zugleich bleibt der Fahrer im F1-Paddock, und ist nicht weit weg, wenn ein Vollzeit-Cockpit für 2026 frei werden sollte.

Die Trennung von Bottas und Mercedes wurde 2021 auch ohne böses Blut vollzogen. Momentan hält Mercedes Mick Schumacher als Ersatz- und Simulatorfahrer. Für ihn deutet sich nebenbei aber ein Verbleib in der WEC ab. Ob er bei Mercedes weitermacht, ist noch nicht fix. So oder so wäre Bottas als Vollzeit-Ersatzmann ein Gewinn. Mit seiner Erfahrung erst recht, um George Russell und Rookie Andrea Kimi Antonelli zu unterstützen.

Auch Zhou interessiert an F1-Ersatzfahrer-Job

Es muss auch nicht zwingend Mercedes sein. So hofft auch Zhou Guanyu - der ebenfalls bis jetzt primär im F1-Fahrerlager warb - momentan erst einmal auf ein Ersatzfahrer-Cockpit: "Ich schaue mir auf jeden Fall einige alternative Optionen an. Entweder als Ersatz, oder was anderes. Es sind noch gute Optionen verfügbar."

Außerhalb der F1 dürfte es kurzfristig schwierig sein. Top-Cockpits in IndyCar oder Formel E gibt es de facto keine mehr. In der WEC sind die Werksteams gerade dabei, ihre Aufstellungen zu finalisieren.

Randnotiz: Bottas, der eine australische Freundin hat, unterstrich erst vor wenigen Wochen, dass er eigentlich gerne einmal in der australischen Supercars-Tourenwagen-Serie fahren würde: "Irgendwann werdet ihr mich definitiv in einem Supercars-Rennen sehen." Die Vollzeit-Cockpits sind dort alle schon weg. Ohne F1-Job wäre es jetzt aber einfach für Bottas, sich zumindest bei den dort mit zwei Fahrern am Auto bestrittenen Langstrecken-Events wie dem legendären Bathurst 1000 als Gast einzubauen.