Max Verstappen gewann den Großen Preis von Brasilien und erteilte dem Formel-1-Feld im Regen von Interlagos eine Lehrstunde. Von Startplatz 17 fuhr er zum Sieg und ließ die Konkurrenz im Rückspiegel klein werden.
„Verstappen hat das ganze Feld abgewatscht!“, ordnet unser Motorsport-Magazin.com Formel-1-Experte Christian Danner diese Leistung ein. „Da war kein Verbremser, kein Rutscher, kein Fehler, nichts dabei“, lobt er. „Das musst du erstmal zusammenbringen, was Verstappen da gefahren ist. Jedes Überholmanöver hat gesessen.“
Wie kann ein Fahrer im Regen unter den besten 20 Piloten der Welt derartig herausstechen? „Da gehört viel Fahrgefühl und Stressmanagement dazu“, weiß Danner. Auch die mentale Komponente hält er für entscheidend: „Da herrscht jedes Mal Druck. Und Max ist so ein Typ, der überhaupt kein Problem damit hat, das abzustellen. Dann liegt es natürlich, ein gutes Auto vorausgesetzt, am Fahrer.“
Lando Norris nörgelt: Kein Talent, sondern Glück!
Einem passte die Machtdemonstration des dreifachen Weltmeisters gar nicht: Lando Norris sorgte nach dem Regenchaos in São Paulo mit der Behauptung für Aufregung, der Sieg des Niederländers sei mehr Glück als Talent zu verdanken gewesen.
Diesen Seitenhieb, weiß Danner einzuordnen: „Das klingt ein bisschen verzweifelt und ist natürlich nicht kompatibel mit der Wirklichkeit.“ Dennoch spielten dem amtierenden Weltmeister zahlreiche Umstände in die Karten. „Ein bisschen Rennglück war dabei, aber das war Masterclass von Verstappen.“
Nach einer Aufholjagd fand sich der Red-Bull-Fahrer im Verkehr wieder, bis sich die Ereignisse ab Runde 24 überschlugen: Charles Leclerc eröffnete die Boxenstopp-Phase, Nico Hülkenberg sorgte mittels Ausrutscher für ein virtuelles Safety-Car, nach dessen Ende viele Fahrer sich wegen des stärker werdenden Regens neue Reifen abholten – so auch Lando Norris, George Russell und Yuki Tsunoda, die vor Verstappen lagen. Das spülte Verstappen im wahrsten Sinne des Wortes auf den zweiten Platz nach vorne.
„Es war ganz klar die richtige Entscheidung, frische Reifen aufzuziehen“, meint Danner in Anbetracht des starken Regenschauers. Abgenutzte Intermediate-Reifen weisen weniger Profil auf und werden durch Abnutzung zu einer Art „Inter-Slick“ - fatal bei Starkregen.
Strategie-Gamble bei Red Bull - Danner: Etwas Glück war dabei
Verstappen und Red Bull entschieden sich gegen einen Reifenwechsel und blieben auf der Strecke – ein Gamble, der auf eine Unterbrechung abzielte. „Da wollte man die Track-Position, also die Position auf der Strecke, nicht hergeben“, analysiert der ehemalige F1-Fahrer.
Ein Drahtseilakt, der Früchte trug: „Es hat angefangen, stärker zu regnen und die Rennleitung hat gesagt, jetzt wird es zu kritisch und hat das Rennen dann in ein wirkliches Safety-Car umgewandelt“, blickt Danner zurück. Kurz darauf verunfallte Franco Colapinto, weshalb eine Neutralisation des Rennens folgte. „Dass dann die rote Flagge kam, war ganz normal“, ist sich unser Experte sicher.
Neben Verstappen gehörten beide Alpine-Fahrer zu den Piloten, die auf Risiko setzten. Esteban Ocon und Pierre Gasly wurden dafür mit einem Doppel-Podium belohnt und konnten den Aufstieg auf Rang sechs in der Teamwertung feiern. Mehr dazu gibt es hier zu lesen:
Während einer solchen Rennunterbrechung ist es erlaubt, Reifen zu wechseln, sowie Reparaturarbeiten zu vollziehen. Kein neuer Umstand: „Die Regeln, die bei der roten Flagge zu beachten sind, kannten alle“, hebt Danner hervor. „Da gibt es keine bessere Lösung.“ Der große Profiteur dieser Regel: Max Verstappen. Seine abgenutzten Intermediates wurden gewechselt, jeglicher Nachteil ausgeglichen.
Christian Danners Fazit zur Norris-Kritik: „Im Motorsport gibt es solche Situationen und da kann man rumlamentieren, wie man will. Das ist halt einfach so und damit muss man klarkommen.“ Trotzdem räumt er in puncto Safety-Car und roter Flagge ein: „Da war ein bisschen Glück dabei, aber das große Können von Max war hier schon sehr, sehr, sehr sichtbar.“
Nach dem Restart und einer weiteren Safety-Car-Phase knöpfte Verstappen Esteban Ocon die Führung ab und war nicht mehr aufzuhalten. „Er ist eine schnellste Runde nach der anderen gefahren“, blickt Danner zurück. Final konnte Verstappen die neun schnellsten Umläufe für sich verbuchen und brummte der Konkurrenz nach Zieleinlauf fast 20 Sekunden Vorsprung auf.
Lando Norris war der große Verlierer des Brasilien GP: Von der Pole Position gestartet, fiel er auf P6 zurück. Doch damit nicht genug. Er verstieß gegen das vorgeschriebene Startprozedere und wurde nachträglich bestraft - aber war die Strafe der Stewards dafür ausreichend? Was unser Experte Christian Danner dazu zu sagen hat, erfahrt ihr in der aktuellen Ausgabe des AvD Motorsport Magazins. Gleich hier reinschauen:
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