Lange haben sich Audi und Sauber, und Projektleiter Mattia Binotto, mit der Wahl für den zweiten Formel-1-Fahrer ab 2025 Zeit gelassen. Nico Hülkenberg war gesetzt. Neben ihm wurde es ein Kampf Alt gegen Jung. Am Ende einer von Valtteri Bottas gegen Gabriel Bortoleto. Das Alter ist es, das Bottas zum Verhängnis wurde, so erklärt es Binotto.
"Letztendlich war ein junger Fahrer eine garantierte Antwort", verrät Binotto kurz nachdem das Team am 6. November die mehrjährige Verpflichtung von Bortoleto öffentlich gemacht hatte. "Wir hätten Gabriel immer genommen. Die zweite, und letzte Frage, die wir uns aber gestellt hatten, die war aber: Machen wir es schon 2025, oder geben wir ihm Zeit, sich zu entwickeln, und verschieben es auf 2026?"
Binotto hatte den aktuell in der Formel-2-Meisterschaft führenden Bortoleto schon seit dem Sommer als heißen Kandidaten im Auge: "Ich sah ihn fahren, und ich sah ihn gut fahren. Ich war beeindruckt vom Speed, vom Potenzial, und vor allem von seiner Kapazität, sich zu entwickeln und verbessern. Wenn ich mich so umschaue, dann ist er einer der talentiertesten und besten Fahrer unter den Rookies."
Audi in der F1-Aufbauphase: Ein Fahrer-Dilemma
Das änderte nichts an der Unsicherheit für 2025. "Wir wissen, dass die nächste Saison eine schwierige sein wird, als Team, in der Transformation hin zu Audi", erinnert Binotto. Seit seinem Dienstantritt im Sommer macht er keinen Hehl daraus, dass es noch weit mehr als einen Winter dauern wird, bis Audi-Sauber an der Spitze der Formel 1 fahren wird. Zu viel muss hier noch aufgebaut werden:
An diesem Punkt dann die Frage: Setzt man in ein potenziell erneut schlechtes 2025er-Auto einen 20-Jährigen? Einen Rookie gegen einen etablierten Veteranen wie den 37-jährigen Nico Hülkenberg antreten zu lassen kann schiefgehen. Erst recht, wenn das Auto nicht leicht zu fahren ist. Und der Teamkollege ein Qualifying-Könner ist und permanent weiter vorne startet. Schnell kann der Rookie aus einem schlechten Start in ein Formtief schlittern und sich nie mehr erholen.
So eröffnete Binotto die Gespräche mit Bottas. Augenscheinlich mit der Idee, ihn 2025 neben Hülkenberg ein weiteres Jahr fahren zu lassen, während Bortoleto auf der Ersatzbank wartete. So viel geht aus seinen Aussagen hervor: "Vor allem bezüglich der Dauer haben wir viel reflektiert." Dass Bottas nur ungern bloß ein Jahr Platzhalter sein wollte, war auch klar.
Bortoleto überzeugt Binotto: Der nächste Rookie-Star der Formel 1?
"Er war ein ernster Kandidat, und es steht außer Frage, dass er schnell ist", streut Binotto ihm Rosen. "Er kennt das Team und wird im Fahrerlager hoch eingeschätzt. Daher war die Entscheidung keine einfache. Aber manchmal musst du eine Schlussfolgerung treffen, und dann eine Entscheidung."
Ohnehin gibt es ein Gegenargument: Gibt es keine Erwartungen, so ist es einfacher für den jungen Fahrer, ohne großen Druck zu lernen. Und in der aktuellen Formel 1 mit wenig Tests sind echte Rennwochenenden unschätzbar viel mehr wert als alles andere. So riet auch Max Verstappen am vergangenen Wochenende in Brasilien Sauber, Bortoleto sofort ins Auto zu setzen:
So urteilte auch Binotto in den entscheidenden Wochen schließlich: "Ich kam zu dem Schluss, dass wir einen jungen Fahrer brauchen." Dieser Schluss wurde nicht zuletzt dadurch unterstützt, dass in den letzten Wochen in kurzer Abfolge Oliver Bearman, Franco Colapinto und Liam Lawson mitten in der Saison in Formel-1-Autos gesetzt wurden und sofort schnell waren.
"Das hat mich sicher noch zuversichtlicher lassen werden, dass Gabriel vom Start weg sehr gut abliefern kann", so Binotto, der die aktuelle Nachwuchs-Generation in den kleinen Klassen für die talentierteste seit Jahren hält. Und Bortoleto ist der Mann, der unter ihnen die Formel-2-Meisterschaft anführt.
diese Formel 1 Nachricht