Ginge Carlos Sainz nur nach dem schnellen ersten Eindruck, so wäre Williams keine besonders attraktive Destination für den nächsten Schritt in seiner Formel-1-Karriere. Mit nur zwei Punkte-Ergebnissen ist das Team 2024 inzwischen recht klar auf den neunten Rang hinter Alpine zurückgefallen, und hat anders als Sauber keine Werksunterstützung in der Hinterhand. Eine zu simple Betrachtung, hält Teamchef James Vowles dagegen. Er zog im erfolgreichen Kampf um Sainz alle Register.
"Wir müssen ehrlich sein", erklärt Vowles. "Alpine ist dieses Jahr nach Punkten vor uns. Sie waren letztes Jahr nach Punkten vor uns. Das erkenne ich alles an." Und Vowles weiß genauso, dass es schwierig wird, 2025 einen großen Schritt zu machen. Darum ging es ihm in den schon 2023 in Abu Dhabi anlaufenden Gesprächen mit Sainz aber nicht: "Ich habe ihm nicht 2025 verkauft."
"Was er bekommt, ist das, was wir über die nächsten zwei Jahre bieten können, und unsere Marschrichtung", so Vowles. Sainz' Alternativen Alpine und Audi-Sauber traten mit zerrütteten Management-Strukturen in den Kampf ein. Tatsächlich haben beide Teams gerade erst Teamchefs und Management ausgetauscht.
Williams verkauft schlechtes Produkt? Es geht um die Zukunft
So war der Williams-Pitch ein klarer: "Ich denke, was Carlos sieht, und was er in seiner Situation braucht, ist eine starke Führung. Und ich beschreibe mich hier nicht selbst. Das sind seine Worte. Es wäre sehr eingebildet von mir, mich so beschreiben."
"Es geht auch nicht um eine Person, es geht um das Team, und um das richtige Investment für die Zukunft", legt Vowles dar. "Das kann er bei uns sehen." Schon als er sich 2023 in Abu Dhabi mit Sainz und seinem Umfeld erstmals traf und das Thema Vertrag anriss, war das Vowles' Strategie: "Was ich ihm dort sagte, ist genau das, was ich ihm am Wochenende in Spa sagte. Und das hat denke ich den Sieg klargemacht."
James Vowles vollauf ehrlich: Hier sind die Probleme von Williams
Warum Williams etwa 2023 den siebten WM-Platz holte, und 2024 bislang auf dem neunten festhängt, ist in den Augen von Vowles ein komplexes Thema. Weit geht es über das Auto hinaus. Das diesjährige Auto ist beispielsweise eine Neuentwicklung, weil das Vorjahres-Auto nur auf einer Handvoll Strecken gut war. Vowles will aber, dass das Team lernt, einen Allrounder zu bauen.
Auch hat Williams im Winter viele interne Prozesse umgestellt. Die Konsequenz ist ein neues Auto, das mehrere Kilo Übergewicht hat, und Ersatzteile, die viel zu spät fertig wurden. "Aber wie ich schon oft gesagt habe, wird uns das alles kurzfristig Probleme machen, aber sich langfristig auszahlen", versichert Vowles. "Es war schlimmer, als ich erwartet habe, aber auch wenn das Auto zu schwer ist - die aerodynamische Performance ist vernünftig."
Schon in Abu Dhabi 2023 war sich Vowles des anstehenden harten Jahrs bewusst. Und das gab er unverhohlen an Sainz weiter: "Von Anfang an habe ich ihm alle Probleme dargelegt. Alles, was passieren würde. Wir werden zurückfallen. Hier sind die Gründe dafür. Hier sind unsere Investments. Hier ist alles, was kommt. Hier sind die Gründe, warum ich dieses Projekt aufregend finde. Und es ist jetzt deine Entscheidung, ob du ein Teil davon sein willst."
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