Williams hat für 2024 sein Fahrerduo mit Carlos Sainz und Alex Albon schon gefunden. Unverhofft sieht sich das Team, das seit Jahren mit nur einem laufend konkurrenzfähigen Piloten in der Formel 1 an den Start gegangen war, plötzlich aber mit einem Luxusproblem konfrontiert. Denn Sargeant-Ersatzmann Franco Colapinto fährt seit seinem F1-Einstieg mehr oder weniger auf Augenhöhe mit Albon und zog viele neue Sponsoren für das Team an Land.

Da bei Williams 2025 für ihn die Türen dicht sind, weckt das natürlich Begehrlichkeiten bei der Konkurrenz. Vor allem Red Bull soll an dem Argentinier dran sein. Falls Sergio Perez im Topteam seinen Platz verliert, worauf im Moment vieles hindeutet, wäre einer der vier Red-Bull-Startplätze in der Königsklasse zu haben – also je nach Nachbesetzung ein Sitz bei den Racing Bulls oder sogar beim Topteam.

Tsunoda gut genug? Danner: Perez für Red Bull ein Riesenproblem (05:11 Min.)

James Vowles bestätigt Horner-Besuch: Ging aber nur um Kaffee…

Umso brisanter sind deshalb Bilder aus dem F1-Paddock in Brasilien. Dort wurde nämlich Red-Bull-Teamchef Christian Horner beim Verlassen des Williams-Motorhomes gesichtet. Williams-Teamchef James Vowles dementiert auch gar nicht, dass Horner bei der Mannschaft aus Grove zu Gast war. Er will allerdings nicht bestätigen, dass es dabei um das Thema Colapinto gegangen sei. Stattdessen nennt er einen viel trivialeren Grund: "Wir haben unlängst einen neuen Kaffee-Sponsor unter Vertrag genommen und er wollte ihn unbedingt ausprobieren."

Ob das der einzige Grund für Horners Besuch war? Das lässt sich bezweifeln, vor allem da Vowles bestätigte, dass es Interesse von anderen Formel-1-Mannschaften an dem Überraschungsmann gibt. Bei nur zwei zu vergebenden Cockpits lässt sich aus der Verwendung des Plurals ableiten, dass beinahe zwangsläufig ein Red-Bull-Team auch ein Auge auf Colapinto geworfen haben muss.

Bleibt Franco Colapinto in der Formel 1? Vowles: Mehrere Teams interessiert

"Wir loten Möglichkeiten mit einer Reihe an Teams aus, die im Moment interessiert sind. Aber darüber hinaus wäre es falsch, mehr zu sagen. Es wäre nur Spekulation", so der Williams-Teamboss. "Es gibt darüber hinaus nichts zu kommunizieren. Wenn wir Neuigkeiten zu verkünden haben, dann werden wir uns äußern, aber im Moment gibt es nichts darüber zu reden", fordert er mehr Zeit ein.

Eine Deadline gibt es nicht. Allerdings nannte Vowles trotzdem ein Datum, zu dem aller Voraussicht nach die Zukunft von Colapinto geklärt sein soll. "Ich bin zuversichtlich, dass wir es vor dem letzten Rennen der Saison unter Dach und Fach gebracht haben", so der ehemalige Mercedes-Mann.

Ob Williams bei einem Angebot von einem anderen Formel-1-Team überhaupt ziehen lässt, ist noch gar nicht final geklärt. Vowles betonte, dass ein Deal auch für Williams von Nutzen sein müsse: "Ich kann nur so viel sagen, dass wir aktiv mit den Teams, die Interesse haben, versuchen die richtigen Vereinbarungen zu treffen, die Franco helfen und die alle Parteien schützen", gab er sich verhandlungssicher.

"Es ist nie so einfach zwischen Formel-1-Teams. Denn auf der Strecke kämpft man gegeneinander und gleichzeitig versucht man eine Lösung für die Karriere eines jungen Mannes zu finden", erklärte Vowles den Zwiespalt. "Ich habe eine Verantwortung sowohl ihm gegenüber, als auch gegenüber Williams."

Williams-Fahrer Franco Colapinto im Paddock
Franco Colapinto ist eine heiße Aktie auf dem F1-Fahrermarkt, Foto: LAT Images

Schützenhilfe? Perez-Förderer hat Auge auf Colapinto geworfen

Colapinto ist seit 2023 ein Mitglied im Nachwuchsprogramm des Traditionsrennstalles. Seine Ergebnisse in der Formel 2 und Formel 3 waren zwar gut, aber nicht überragend. Deshalb war der Aufstieg in die Formel 1 ein großes Wagnis von Williams, das mit fünf Punkten aus seinen ersten fünf Rennen belohnt wurde.

Neben der Strecke hat Colapinto nicht nur die Augen vieler argentinischer Formel-1-Fans und argentinischer Sponsoren auf sich ziehen können, sondern er fiel auch einem der finanzstärksten Fahrerförderer der Königsklasse auf. Multimilliardär Carlos Slim Helu – ehemals reichster Mensch der Welt - , der seit dessen F1-Aufstieg unter anderem die Karriere von Sergio Perez fördert, hält große Stücke auf Colapinto, auch wenn er derzeit noch keine direkte Zusammenarbeit mit ihm betreibt.

"Ich denke, er hat sich der Aufgabe auf sehr beeindruckende Weise gestellt", sagte Slim Helu im Rahmen des Mexiko-GPs gegenüber Motorsport-Magazin.com. "Er ist jemand, der viele neue Fans in die Formel 1 bringt und er wird ein Fahrer werden, der ganz Lateinamerika stolz macht, nicht nur Argentinien."