Sergio Perez hat getan, was er konnte. Nun steht die Sommerpause der Formel 1 an - und so auch die Gespräche über seine Zukunft bei Red Bull. In Spa lieferte der angezählte Mexikaner mit P3 ein großartiges Qualifying. Wegen der Strafe von Teamkollege Max Verstappen startete Perez sogar aus der ersten Startreihe. Doch die gute Position konnte er nicht umsetzen und so folgte im Rennen wieder eine Enttäuschung. Nur P7 und ein schmälender Vorsprung in der Konstrukteurs-WM. Red-Bull-Teamchef Christian Horner hält nach dem Belgien-GP seine Kritik nicht zurück.

"Checo ist aus der ersten Reihe gestartet. Vor dem Rennen dachten wir, dass Platz drei und fünf erreichbar wären. Wir haben Platz fünf erreicht, aber Platz drei nicht", kritisiert Horner. "Wir müssen den ganzen Tag durchgehen, um zu verstehen, wo der Tempoverlust lag. Mit dieser Startposition haben wir nicht erwartet, dass Checo nur auf dem achten Rang [nach George Russells Disqualifikation siebten Rang, Anm. d. Red.] liegen würde."

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Wieder hat Perez also die Erwartungen, die an ihn gestellt wurden, nicht erfüllt. Ein Thema, das sich durch die letzten Wochen zieht. Dabei sah es zu Beginn dieser Formel-1-Saison noch anders aus. "Checo hatte in den letzten Rennen keinen guten Lauf", so der Red-Bull-Teamchef. "Uns verwirrt, dass die Saison für ihn so gut begonnen hat und dann… Auch im Spa-Qualifying hat er noch einen super Job gemacht. Jetzt müssen wir uns ansehen, warum er Probleme im Rennen hatte. Wir haben jetzt Zeit, das zu analysieren und mit ihm zu arbeiten."

Obwohl Perez seinen Vertrag mit dem Team eigentlich verlängert hat, stellte Red-Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko dem Mexikaner ein Ultimatum. Bis zur Sommerpause gab man ihm Zeit, sich zu verbessern. Dann sollen entscheidende Gespräche geführt werden. Wann der Tag der Entscheidung ansteht, wollte Teamchef Christian Horner am Sonntag nach dem Rennen nicht verraten.

"Wir analysieren ständig", sagt er. "Aber es geht nicht nur um Checo. Wir haben auch andere Themen auf der Tagesordnung. Das ist immer so, wenn wir in die Sommerpause gehen. Max konnte seinen Vorsprung ausbauen. Das war gut für seine Erholung. Für uns liegt der Fokus auf der Konstrukteursmeisterschaft. In Spa sind uns wieder sieben oder acht Punkte abgenommen worden. Das muss sich nach der Sommerpause in Zandvoort ändern."

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Red Bull befindet sich derzeit in einer ungewohnten Situation. Wie in den letzten Jahren üblich, führt das Team beide Weltmeisterschaften an, doch anstatt den Vorsprung ständig weiter auszubauen, nähert sich die Konkurrenz. Besonders in der Konstrukteurs-WM ist es ungewöhnlich eng geworden. Nur noch 42 Zähler trennen Red Bull von McLaren. Es gibt natürlich mehrere Gründe für McLarens Aufholjagd. Einer davon ist Perez' Formtief. Horner glaubt jedoch daran, ihn aus der Negativspirale herausholen zu können.

"Wir müssen mit Checo zusammenarbeiten und ihn weiterhin unterstützen, um zu sehen, was im Moment nicht ganz funktioniert", so der Red-Bull-Teamchef. "Natürlich berücksichtigt man bei einer Entscheidung viele Dinge. Die Zusammenarbeit zwischen Max und Checo ist großartig. Checo ist ein enormer Teamplayer. Deshalb haben wir ihn Ende 2020 geholt. Er hat sechs oder sieben Rennen für uns gewonnen, wurde letztes Jahr Zweiter in der Weltmeisterschaft, und wer weiß, wie viele Podestplätze er belegt hat. Es war die erfolgreichste Kombination, die wir je als Fahrerpaarung hatten."

Dass diese vermeintlich in die Brüche gehen könnte, soll das gesamte Team traurig stimmen. "Es ist für alle frustrierend, dass Checo Probleme hat", so Horner. "Niemand will das sehen. Alle wollen, dass er Erfolg hat. Das Team stand und steht hinter ihm. Es tut weh, ihn in der Situation zu sehen, in der er sich befindet. Niemand will diese schwere Entscheidung treffen. Natürlich reden die Medien jeden Tag darüber, aber wir im Team wollen, dass er richtig loslegen kann."

Daniel Ricciardo - Sergio Perez' Nachfolger?

Red Bull braucht jedoch beide Autos für die Konstrukteurs-WM. "Das hatten wir zu Beginn des Jahres und dahin müssen wir wieder zurückkommen", stellt der Red-Bull-Teamchef klar. Das weiß nicht nur Perez, sondern auch Racing-Bulls-Pilot Daniel Ricciardo, der seine große Chance witterte. Während der Mexikaner unter dem Druck des Ultimatums Probleme hatte, zeigte sich Ricciardo zuletzt mit Punkten in Spa von seiner guten Seite.

Zum Vergleich der beiden Piloten sagt Horner: "Wir sind in einer großartigen Position und haben alle Informationen. Die Priorität ist es, Checo zu unterstützen und zu verstehen, was er braucht. Wir alle wollen, dass er es herumreißen kann. Wir alle wollen, dass er abliefert."