Der Montag nach dem Belgien-GP war einer der wichtigsten Tage in der Formel-1-Karriere des Sergio Perez. Nach einem acht Grands Prix langen Formtief mit nur 28 Punkten und einem erneut schwachen Rennen in Spa wurde er vom Management von Red Bull Racing inzwischen offen angezählt. Doch aus dem entscheidenden Meeting kommt Zuspruch. Schlechte Nachrichten für Daniel Ricciardo und Liam Lawson.

Ricciardo, momentan Racing-Bulls-Pilot, und Red Bulls Ersatzfahrer Lawson hatten sich ernste Hoffnungen auf Perez' Cockpit gemacht. Ab Mittwoch sollte das zweite Team des Konzerns außerdem Tests und einen Filmtag organisieren - mit dem man auch die Ersatz-Optionen weiter evaluieren hätte können. So weit wird es nun gar nicht mehr kommen.

Red-Bull-Meeting endet mit Zuspruch für Sergio Perez

Am Montag hatten sich Red Bulls Formel-1-Management rund um Motosport-Berater Dr. Helmut Marko und Teamchef Christian Horner zum Start der Sommerpause zusammengesetzt. Die Perez-Krise war großer Punkt auf der Agenda. Nach dem Treffen informierte Horner laut 'RacingNews365' und übereinstimmenden Medienberichten die Fabrik in Milton Keynes darüber, dass Perez jedenfalls nach der Sommerpause weitermachen darf.

"Checo bleibt ein Fahrer bei Red Bull Racing, aller jüngsten Spekulationen zum Trotz", so Horner bei dieser Ankündigung. "Wir freuen uns darauf, ihn nach der Sommerpause auf Strecken abliefern zu sehen, auf denen er in der Vergangenheit exzellent war." Damit gibt man ihm mindestens die Chance, sich auf Stadtkursen wie Baku und Singapur zu präsentieren. Dort feierte er in der Vergangenheit seine größten Erfolge.

Spekulationen waren zuvor durch Perez' Rennen in Spa erneut aufgeheizt worden. Nachdem er dort einen zweiten Startplatz in einen achten Rang (vor der Disqualifikation des Siegers George Russell) umgewandelt hatte und hinter dem mit Motorstrafe von P11 gestarteten Max Verstappen gelandet war, hatten sowohl Marko als auch Horner explizit Kritik an seiner Leistung geäußert.

"Mit einem Start aus der ersten Reihe dachten wir, dass die Plätze drei und fünf machbar wären", so etwa Horner. "Wir haben den fünften geschafft, aber den dritten nicht. Wir müssen verstehen, wo sein Pace-Verlust herkam. Basierend auf seinem Startplatz haben wir den achten Rang nicht erwartet."

Perez muss aufschließen: McLaren-Gefahr für Red Bull immens

Mit dem verpflichtenden Sommer-Shutdown vor der Tür - dann müssen alle Formel-1-Fabriken 14 Tage lang zusperren - drängte die Zeit, sich für den Herbst festzulegen. Da Perez an den Wochenenden in Spa (P3 im Qualifying) und Budapest (Comeback-Fahrt von P16 auf P7) aber zumindest vereinzelt Lebenszeichen von sich gab, war ein Verbleib von vornherein immer möglich.

Perez hatte sich das ganze Spa-Wochenende über betont optimistisch gegeben und abgewehrt, dass er sein Cockpit verlieren könne. Er und Red Bull verwiesen wiederholt auf die ersten sechs Rennen. Vier Podien zeigten, dass bessere Ergebnisse möglich sind. Deshalb hatte man Perez ursprünglich auch im Juni sogar mit einer zweijährigen Vertragsverlängerung ausgestattet - die aber offenbar diverse Ausstiegsklauseln beinhaltet.

Auch wenn Perez nach der Sommerpause weitermachen darf, bleibt der Druck hoch. McLaren hat in der Team-Wertung den Rückstand auf Red Bull in sieben der acht letzten Rennen verkürzt, es sind nur noch 42 Zähler. Oscar Piastri und Lando Norris sind aktuell auf Kurs, für ihre Mannschaft die Konstrukteurs-WM zu gewinnen. Das wäre ein herber Rückschlag für Red Bull. Wie Marko am Ungarn-Wochenende nicht müde wurde zu betonen: Boni für Team-Angestellte gibt es für die Konstrukteurs-WM. Nicht für die Fahrer-WM.

Was wird aus Daniel Ricciardo und Liam Lawson?

Auf die für Mittwoch und Donnerstag geplante Test- und Film-Veranstaltung der Racing Bulls sind trotzdem viele Blicke gerichtet, auch wenn ihr Ergebnis keine Red-Bull-Beförderung zur Folge haben kann. Es kann aber relevant für das zweite Racing-Bulls-Cockpit werden.

Es droht nämlich die Gefahr, Liam Lawson zu verlieren. Der Neuseeländer glänzte 2023 in mehreren Ersatz-Auftritten im Cockpit eines damals verletzten Daniel Ricciardo. Erhält er für 2025 kein Einsatz-Cockpit, könnte er aus dem Red-Bull-Orbit ausbrechen und sich andernorts umsehen. Nachdem Carlos Sainz in Spa einen Vertrag mit Williams fixierte, könnten die verbleibenden Fahrermarkt-Dominos aber schnell fallen.

Auch Ricciardo möchte in der Formel 1 bleiben, schloss ein Verlassen der Red-Bull-Umgebung zuletzt nicht aus. Auf einen schwierigen Saisonstart folgten mehrere solide Leistungen, die seinen Verbleib im Cockpit zumindest 2024 sehr wahrscheinlich erscheinen lassen. Aber bei den Racing Bulls geht es auch um 2025. Am Mittwoch sollen die Stammpiloten Ricciardo und Yuki Tsunoda einen 200 Kilometer langen Filmtag fahren. Zusätzlich ist ein zweitägiger Test mit dem 2022er-Auto für Lawson und Ayumu Iwasa, einem weiteren Junior, geplant.