Auch bei einem vielfältigen Fahrermarkt und teils hochkarätiger Konkurrenz hat es Sergio Perez geschafft: Schon Anfang Juni, noch lange vor der Sommerpause der Formel 1, bringt er seine Vertrags-Verhandlungen mit Red Bull wie erhofft mit Erfolg zum Abschluss. Das Team zieht die Konstanz den spannenden Alternativen vor.

"Jetzt ist ein wichtiger Zeitpunkt, um unsere Besetzung für 2025 zu verkünden, und wir freuen uns sehr, weiter mit Checo zusammenzuarbeiten", kommentiert Teamchef Christian Horner. Wie der letzte soll auch dieser Deal zwei Jahre umfassen, also erst am Ende von 2026 auslaufen. Das ist das erste Jahr der neuen Regeln, und das erste mit Ford als Red-Bull-Partner. Horner verweist diesbezüglich auf wichtige Kontinuität und Stabilität: "Max und Checo sind eine erfolgreiche und robuste Partnerschaft." Teamkollege Max Verstappen hat noch bis 2028 Vertrag.

"Teil des Teams zu sein ist eine immense Herausforderung, und eine, die ich liebe", sagt Perez selbst. "Wir haben dieses Jahr eine große Herausforderung vor uns, und ich habe vollstes Vertrauen in das Team, dass die Zukunft hier eine gute ist, und ich freue mich, ein Teil von ihr zu sein." Der 2021 ins Team gekommene Perez leistete immerhin seinen Anteil an zwei Team-Titeln, holte fünf Siege und 2023 den Vize-Titel. Außerdem spielte er eine wesentliche Rolle als Blocker im WM-Finale 2021, was Verstappen damals die Tür zum Titel öffnete.

Perez rettet sich trotz erneutem Tief zu neuem Red-Bull-Vertrag

Ausgerechnet in der heißen Verhandlungsphase der letzten Wochen geriet der Perez-Deal jedoch mit schwachen Wochenenden auf Glatteis. Erinnerungen an seinen langen Durchhänger von 2023 wurden wach. Eigentlich schien er damals mit zwei Siegen in den ersten vier Rennen endlich zu zeigen, dass er das zweite Cockpit neben Max Verstappen verdiente. Doch dann wurde er im Miami-GP 2023 von Verstappen empfindlich geschlagen und schlitterte in ein gravierendes Formtief.

Mehrmals, unter anderem in Monaco, produzierte Perez 2023 Schrott, Foto: LAT Images
Mehrmals, unter anderem in Monaco, produzierte Perez 2023 Schrott, Foto: LAT Images

2023 beendete Perez gegen Verstappen nach Punkten 285 zu 575, nach Siegen 2 zu 19, im Qualifying 2 zu 25 mit im Schnitt über eine halbe Sekunde Rückstand. Zwar reichte es für Vize-Titel und Team-WM, aber nach der Sommerpause holten gleich drei Fahrer aus Konkurrenz-Teams mehr Punkte. Das hatte die Spekulationen über ein Ende bei Red Bull angeheizt. Das Team beförderte im gleichen Zeitraum Daniel Ricciardo zum B-Team Racing Bulls. Unverhohlen mit der Absicht, sein Potenzial zu evaluieren.

Ricciardo, der zwischen 2014 und 2018 bei Red Bull sieben Siege feierte, konnte sich aber neben Yuki Tsunoda nie mit Nachdruck durchsetzen. Zugleich startete Perez mit neuem Ansatz in die Entscheidungs-Saison 2024. Keine Setup-Experimente mehr, wegen denen er wiederholt ins Hintertreffen geraten war. Mit vier Podien in den ersten fünf Rennen schien das zu fruchten.

Darauf folgten jedoch zuletzt beim Europa-Auftakt in Imola und Monaco zwei schlechte Rennen. Dadurch sackte er auf WM-Rang fünf ab. Red Bull war gewarnt, aber auch bereit, es als Ausreißer auf einer sonst positiven Formkurve abzutun. Das bestätigt Horner bei der Verlängerung erneut: "Wir haben Vertrauen in Checo und freuen uns darauf, dass er zu jener erwiesener Form und jenem Selbstvertrauen zurückkehren wird, das wir schon so oft gesehen haben." Mehr zu Perez' jüngsten Problemen gibt es hier:

Basierend auf den Rennen vor dem Zwischentief hat Perez 2024 einen Platz bei Red Bull eingenommen, den sich das Team vorstellt. Klare Nummer zwei hinter Dreifach-Weltmeister Max Verstappen, wenn auch mit meist recht deutlichem Rückstand, im Qualifying meist über drei Zehntel. Verglichen mit anderen Verstappen-Teamkollegen sieht das statistisch trotzdem noch immer passabel aus. Es heißt aber auch, dass Perez bei den im Spitzenkampf mit McLaren und Ferrari geschrumpften Lücken nicht mehr locker unter die Top-3 kommt.

Red Bull verzichtet auf Fahrermarkt-Alternative Carlos Sainz

Alternativen auf dem Formel-1-Fahrermarkt hätte es 2024 eigentlich sogar einige gegeben. So war zumindest mit dem scheidenden Ferrari-Piloten Carlos Sainz ein potenziellen Top-Fahrer zu haben. Einer, der sogar aus dem Red Bull Junior Team stammt, ehe er andernorts sein Glück suchte.

Doch zum einen war Sainz gut ein Jahr lang Teamkollege von Max Verstappen im B-Team gewesen. Die beiden schenkten sich damals nicht viel, die Beziehung war intern nicht friktionsfrei. Zum anderen spielt Sainz mit seinem Marktwert. Diesen hat er in mehrere Angebote verwandelt, bei denen er nicht in ein Cockpit neben Max Verstappen einsteigen muss. Zumindest das Angebot von Audi-Sauber soll außerdem laut Red-Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko auch deutlich lukrativer sein als das, was sich Red Bull vorstellte.

So wurde Sainz zwar zu Saisonanfang ein paar Mal in einem Atemzug mit Red Bull genannt, doch nie schien es über die ersten Gespräche hinauszugehen. Auch Fernando Alonso setzte den Gerüchten über eine Red-Bull-Annäherung früh mit einem neuen Aston-Martin-Vertrag ein Ende setzte. Die verbleibenden Racing-Bulls-Optionen Yuki Tsunoda und Daniel Ricciardo unterlagen in der Endausscheidung Perez. Der immerhin auch mexikanische Sponsoren mitbringt, und dessen Markenwert in Mexiko enorm ist.